Beratungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises Wenn Kinderseelen leiden

BORNHEIM/ALFTER · Die Psychologische Beratungsstelle des Kreises in Bornheim ist ein Hilfsangebot für Familien. Der elfjährige Martin war eigentlich kein schlechter Schüler. Doch plötzlich brachen seine Leistungen in Deutsch und Mathematik ein. Auch Nachhilfe und andere Maßnamen fruchteten nicht.

 Die fünf von der Beratungsstelle (von links): Anne-Christine Kraemer, Maria Buchholz-Engels, Dirk Polchow, Gisela Kuhl und Stephan Hüßon.

Die fünf von der Beratungsstelle (von links): Anne-Christine Kraemer, Maria Buchholz-Engels, Dirk Polchow, Gisela Kuhl und Stephan Hüßon.

Foto: Roland Kohls

Schließlich riet die Lehrerin der Mutter, sich an die Psychologische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des Rhein-Sieg-Kreises zu wenden. Die lag nicht weit entfernt: In Bornheim gibt es eine Außenstelle, die für Bornheimer und Alfterer Familien zuständig ist.

"In diesem Beispielfall war zunächst der schulpsychologische Dienst gefragt", sagt Psychologe Dirk Polchow von der Bornheimer Beratungsstelle. Schon bald habe sich gezeigt, dass der Hintergrund für den Leistungseinbruch des Jungen die Trennung der Eltern war. Ihn belastete, dass er nur wenig Kontakt zu seinem Vater hatte.

Kein untypischer Fall: Von den 272 Beratungsanfragen im vergangenen Jahr war bei etwa 100 Fällen eine Scheidung der Anlass. Hinzu kommen Beratungsfälle, bei denen sich im Laufe der Gespräche zeigt, dass die Trennung der Eltern der Grund für Probleme der Kinder ist.

Die Kinder hätten oft einen sehr klaren Blick auf die Probleme der Eltern, erläutert Polchow, und nähmen Rücksicht. Diese Fürsorge sei aber nicht die Aufgabe der Kinder und überlaste sie. Belastend für die Töchter und Söhne getrennt lebender Eltern seien zudem Loyalitätskonflikte und Verlustängste.

"Bei der Beratung sehen wir die Eltern als die Experten an, die ihr Kind und deren Lebenswelt am besten kennen", betont der Psychologe. Dabei arbeiten die insgesamt fünf Berater vor allem daran, die bestehenden Probleme zu lösen, und forschen nicht in der Vergangenheit nach den Hintergründen.

Weitere Grundsätze: Freiwilligkeit, Verschwiegenheit, Niederschwelligkeit und Kostenfreiheit. "Ein Anruf bei uns genügt", sagt die Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern, Maria Buchholz-Engels. Innerhalb von 14 Tagen wird den ratsuchenden Eltern ein erstes Gespräch angeboten.

Auch Konflikte mit den pubertierenden Kindern sind häufig Anlass für Eltern, sich bei der Beratungsstelle zu melden. Viele Mütter und Väter seien sehr verunsichert, wenn sich die Mädchen und Jungen in dieser Entwicklungsphase zurückziehen, sagen die Fachleute. Probleme entstünden dann, wenn sie ihre Kinder nicht mehr erreichten.

Oft hätten Eltern die Schwierigkeit, eine vertrauensvolle Beziehung mit ihren Kindern zu leben und trotzdem die Kontrolle zu behalten. "Es ist für moderne Eltern nicht einfach, einen Weg zu finden, einerseits die Autonomie des Kindes anzuerkennen und andererseits ihre Verantwortung wahrzunehmen", sagt Buchholz-Engels.

Es sei nicht notwendig, dass die ganze Familie zum Gespräch erscheint, betont Psychologe Dirk Polchow. Pubertierende Jugendliche lehnen seiner Erfahrung nach eine Beratung oft ab.

Mehr als 200 Beratungen im Jahr:
Die Psychologische Beratungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises in Bornheim ist zuständig für Bornheim und Alfter. 2011 meldeten sich 272 Eltern bei der Beratungsstelle. 226 Fälle wurden bearbeitet, 201 abgeschlossen. In Bornheim ist auch eine Außenstelle des schulpsychologischen Dienstes angesiedelt.

Kontakt: Psychologische Beratungsstelle, Brunnenallee 31, in Bornheim-Roisdorf (Gebäude des Jugendamts), Telefonnummer 02222/9279800 (montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr, mittwochs und donnerstags von 13.15 bis 17 Uhr), E-Mail: eb.bornheim@rhein-sieg-kreis.de.

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