Kloster in Bornheim Viel Beifall für den "eingebildeten Kranken"

BORNHEIM · Monsieur Argan ist vernarrt in seine Krankheiten. Viel Geld gibt er für seine Zipperlein aus. Ein Arzt als Schwiegersohn würde da die Kosten dämpfen. Seine Tochter Angélique hat ihr Herz jedoch an einen anderen verloren.

 Finale im Kloster: Der eingebildete Kranke.

Finale im Kloster: Der eingebildete Kranke.

Foto: Wolfgang Henry

Cleanthe erfüllt dabei allerdings nicht die Erwartungen des Kranken. Dienstmädchen Toinette verhilft mit lockerer Zunge und Mutterwitz der Liebe zu ihrem Recht und enthüllt so ganz nebenbei die ärztliche Heilkunst als Scharlatanerie. Argan erkennt die Intrigen seiner Umgebung und wird am Ende sein eigener Arzt.

Mit Molières "Der eingebildete Kranke" brachte das Bornheimer Theater im Kloster seine letzte eigene Inszenierung auf die Bühne. Bis Ende Juni muss das Direktoren- und Schauspielerpaar Cécile Kott und Gerhard Fehn die Räumlichkeiten an der Secundastraße räumen, da die Kündigung auf dem Tisch liegt. Mit dem "eingebildeten Kranken" präsentierte das kleine Theater noch einmal Schauspielkunst vom Feinsten.

Vor fast ausverkauftem Haus zeigte Tanja Haller in der Männerrolle des Argan ihre Vielfalt als verwandlungsfähige Schauspielerin. Mit grauer Wollmütze, Bademantel und stets heruntergezogenen Mundwinkeln spielte sie auf eine witzige Art den nörglerischen Haustyrannen, der seine Umgebung mit nicht vorhandenen oder eingebildeten Krankheiten, Tinktürchen und Klistieren auf die Nerven geht. Die Regie von Hans Kieseier, Kölner Schauspieler und bekannt aus verschiedenen Fernsehproduktionen, ließ die Zuschauer zu keiner Zeit im Ungewissen, dass das Stück nur gespielt war ("das hat Molière so geschrieben").

In zeitgenössischer Sprache und Alltagskleidung verdeutlichten die Schauspieler, dass die Intrigen um Liebe, Habsucht und Heuchelei heutzutage noch genauso aktuell sind wie zu Molières Zeiten, als er 1673 sein Werk erstmals aufführen ließ. So stöckelt Argans zweite Ehefrau Belinde, hervorragend gespielt von Diana M. Breuer, in Minirock und Highheels durchs Theater. Gemeinsam mit Notar Richard (Thomas Bleidiek), will sich die Ehefrau das Vermögen des Hypochonders aneignen. Bleidiek mimte ebenfalls den Apotheker Fleurant. In beiden Rollen war er wunderbar geldgierig und schleimig.

Als Neuling auf der Bühne glänzte Michel Klein als Thomas Diafoirus, Sohn des unfähigen, aber geldgierigen Arztes, der seinen Sohn mit Angélique verheiraten möchte. Klein, ebenso wie Sophie Fehn, Tochter des Direktorenpaares Fehn/Kott, die mit Angélique eine der Hauptrollen innehatte, sind Schüler der Europaschule. Einen besonderen Applaus erhielt als jüngste Darstellerin die elfjährige Clara Hoelzel, die in der Rolle der Louison, der kleinen Schwester Angéliques, ihrem Vater als "Spionin" im Haus dient.

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