Interview mit Andrea von Schmude Trauernde sollen sich untereinander austauschen können

Ein neu eingerichteter Gesprächstreff soll Trauernden die Möglichkeit geben, sich untereinander auszutauschen. Andrea von Schmude, Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes Bornheim und Alfter, erläutert im Gespräch mit dem GA, an wen sich das Angebot richtet und wie die Sterbebegleiter Betroffene unterstützen.

Ist für andere da: Andrea von Schmude unterstützt Angehörige, die Sterbende zu Hause versorgen möchten.

Ist für andere da: Andrea von Schmude unterstützt Angehörige, die Sterbende zu Hause versorgen möchten.

Foto: Ulrike Sinzel

Welche Aufgaben hat der Ambulante Hospizdienst für Bornheim und Alfter?
Andrea von Schmude: Unsere Hauptaufgabe ist die Unterstützung von Angehörigen, die Sterbende zu Hause versorgen möchten, und natürlich auch die Trauerbegleitung. Darüber hinaus bieten wir Beratungen zu Themen wie Patientenverfügung und dazu, welche Hilfen es sonst noch in dem Bereich gibt. Diese Netzwerkarbeit ist uns wichtig, um die Familien gezielt unterstützen zu können.

Als neues Angebot gibt es nun auch noch einen Gesprächstreff für Trauernde...
Von Schmude: Genau, es soll Trauernden die Möglichkeit geben, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Man kann einfach vorbeikommen, es gibt Kaffee und Gebäck, und es stehen während des Treffens auch ausgebildete Trauerbegleiter für eine Gespräch zur Verfügung.

Wann ist der beste Zeitpunkt, mit der Hospizarbeit zu beginnen?
Von Schmude: Immer dann, wenn wir gefragt werden, wenn es für jemanden ein Thema ist. Das kann sein, wenn jemand eine schlimme Diagnose bekommen hat, oder wenn jemand aus der Familie oder der Betroffene merkt, dass er Gesprächsbedarf hat.

Wie sieht Ihre Unterstützung aus?
Von Schmude: Wenn jemand anruft - etwa jemand aus der Familie, der Arzt, oder der Betroffene selbst -, klären wir zunächst den Bedarf: Was genau braucht derjenige? Dann versuchen wir, die Hilfe zu finden, die nötig ist. Das kann etwa die Vermittlung von mehr Pflege sein, oder es gibt veränderte Schmerzen, Probleme mit der Atmung oder Unruhe; dann würden wir mit Palliativdiensten zusammenarbeiten. Es kann auch sein, dass ein Angehöriger mal mit jemandem reden muss oder auch Entlastung braucht. Wenn jemand schwer krank geworden ist, ist der Alltag auf den Kopf gestellt. Wir können dann zum Beispiel mal einen Vormittag da sein, damit sich die pflegende Ehefrau um ihre Bedürfnisse kümmern oder sich ausruhen kann.

Allgemein achten wir darauf, was wichtig ist, damit die Familie sich zutraut, den Sterbenden bis zum Tod zu Hause zu versorgen. Für einen allein lebenden Menschen kann es auch mal schön sein, wenn ihm jemand ein warmes Mittagessen kocht oder ihn zum Arzt begleitet.

Was für Probleme können auftauchen?
Von Schmude: Ganz häufig ist es so, dass ein Kommunikationsloch entsteht, wenn jemand in der Familie mit einer schweren Krankheit konfrontiert ist. Dann möchte jeder den anderen schützen. Wenn möglicherweise jemand von außen kommt, kann das eine Ventilfunktion haben.

Gibt es eine bestimmte Herangehensweise oder spezielle Themen, die Sie mit den Sterbenden oder Angehörigen besprechen?
Von Schmude: Am wichtigsten ist es, dem Menschen zuzuhören. Häufig kommen viele Gefühle zusammen, die einen beschäftigen. Das können Ängste sein, oder auch der Wunsch, dass man noch etwas erledigen möchte, wie den Kontakt zu Familienangehörigen oder alten Freunden wieder aufzunehmen.

Wie werden die ehrenamtlichen Hospizbegleiter auf ihre Arbeit vorbereitet?
Von Schmude: Die Hospizhelfer lernen in einem neunmonatigen Vorbereitungskurs unter anderem das aktive Zuhören. Es gibt aber auch regelmäßige Treffen der Helfer untereinander, um sich auszutauschen und Kraft zu schöpfen.

Wie geht man mit der eigenen Trauer um, wenn jemand gestorben ist?
Von Schmude: Wenn man verstanden hat, dass der Tod zum Leben dazugehört, versucht man, anders damit umzugehen. Wer stirbt, der lebt, und zwar bis zum Schluss.

Zur Person
Andrea von Schmude ist Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes Bornheim und Alfter. Die 43-Jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. Bevor sie 2005 nach Bornheim kam, arbeitete sie als Palliativ-Krankenschwester in Bonn.

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