Bekommt Bornheim eigene Stadtwerke? Stadt Bornheim wägt alle Risiken ab

BORNHEIM · Kommt nach dem Einstieg der Stadt Bornheim in den Betrieb von Strom- und Gasnetzen nun auch der Einstieg in den Energievertrieb? Die Weichen dazu könnten in diesem Jahr gestellt werden.

 Hochspannungsleitungen bei Sechtem: Steigt die Stadt Bornheim in den Energievertrieb ein?

Hochspannungsleitungen bei Sechtem: Steigt die Stadt Bornheim in den Energievertrieb ein?

Foto: Wolfgang Henry

Wie berichtet, ist die Stadt seit Kurzem Miteigentümerin an den Netzen auf Stadtgebiet. Nun könnten in diesem Jahr auch die entscheidenden Weichen in Richtung der Gründung einer eigenen Stadtwerkeorganisation gestellt werden. "Ausgang dabei ist weniger die Frage der Energieerzeugung als die Überlegung, in den Vertrieb von Energie einzusteigen", sagt Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler. Entschieden sei aber noch nichts, betont er.

Auf der Agenda steht das seit Längerem. Im April 2014 gab es dann eine Bürgerumfrage, um die Akzeptanz für "Bornheimer Stadtwerke" auszuloten. Das Ergebnis war "eine relativ positive Resonanz", so Henseler. Im Anschluss sei die Beratungsgesellschaft BBH Consulting (BBHC) damit beauftragt worden, alle relevanten Daten und Fakten zusammenzustellen. Diese sollen noch in diesem Monat dem städtischen Arbeitskreis Energie vorgestellt werden. Im Anschluss könne das Thema in den Fraktionen sowie im Stadtrat erörtert werden.

Laut Henseler gilt es dabei vor allem, die Risiken für den Haushalt im Blick zu behalten. "Im Ergebnis bleibt festzustellen, dass der Energievertrieb im Vergleich zum Netzbetrieb deutlich risikobehafteter ist", heißt es dazu in einer Vorlage der Stadtverwaltung für die Ratssitzung vom 4. Dezember 2014.

Das Problem sei, wie man möglichst schnell an Kunden komme, die das von der Stadt vertriebene Gas sowie den vertriebenen Strom kaufen, so Henseler. Dabei spielt natürlich auch die Konkurrenz auf den Märkten eine Rolle. Ein wenig pikant ist es laut Henseler beim Thema Gas. "Bornheim ist Anteilseigner bei der Regionalgas Euskirchen", sagt er. Somit könnte hier die Situation gegeben sein, dass man sich als Stadt anders als beim Strom selbst Konkurrenz mache.

Faktor Geld spielt entscheidende Rolle

Dazu kämen Investitionen in Personal, sagt Henseler weiter, etwa in einen Geschäftsführer. Klar wird: Der Faktor Geld spielt bei der Überlegung eine entscheidende Rolle - vor allem in Hinblick auf die Tatsache, dass sich die Stadt nach wie vor im Haushaltssicherungskonzept befindet. Bei der Beteiligung an den Netzgesellschaften könnte die Stadt laut Henseler den finanziellen Aufwand über die erzielte Pacht decken.

Beim Vertrieb sähe das allerdings anders aus. Einer Kalkulation der BBHC zufolge seien sechs bis acht Jahre keine schwarzen Zahlen zu erwarten, führt der Bürgermeister aus. Warum dann also das Ganze überhaupt? Klar sei es das Ziel, langfristig Gewinne zu erzielen, sagt der Bornheimer Verwaltungschef wiederum mit Blick auf die städtische Haushaltslage.

Laut Henseler müssten 40 Prozent der Verbraucher in einer Kommune Kunden sein, um schwarze Zahlen zu schreiben. Für eine Stadtwerke-Gesellschaft spreche auch die Bürgernähe, etwa durch Kundencenter vor Ort. Henseler: "Womöglich ist ein Preis unter dem des Grundversorgers möglich."

Zugleich betont er, dass er für sich noch keine Entscheidung für oder gegen Stadtwerke getroffen habe. Allerdings habe die Stadt in den vergangenen Jahren einiges hin zu einem "etwas städtischerem Denken" auf die Beine gestellt. Darunter fielen nicht nur die Beteiligung am Strom- sowie am Gasnetz oder der geplante Ausbau des Breitbandinternets, sondern auch die Gründung des Stadtbetriebs Bornheim im Jahr 2008 und die Einrichtung des städtischen Jugendamts im Jahr 2005.

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