Raffinerie in Wesseling Shell hält genaue Angaben zurück - Sanierung in drei Schritten geplant

BORNHEIM/WESSELING · Neun Monate nach Auftreten des Kerosinlecks hat das Unternehmen Shell Größe und Lage des Kerosinsees im Grundwasser erstmals vollständig bestimmt. Das teilte Shell-Sprecher Constantin von Hoensbroech am Donnerstagabend den Mitgliedern des Bornheimer Betriebsausschusses mit, die ihn eingeladen hatten, um sich über die aktuelle Situation zu informieren. Wie groß der See denn nun ist und bis wo genau er sich ausgebreitet hat - vor allem in westlicher Richtung, denn das war bisher unklar - teilte von Hoensbroech allerdings nicht mit.

"Der Befund ist seit Donnerstag bekannt. Wir arbeiten jetzt daran, entsprechende Karten zu erstellen, auf denen das betroffene Gebiet eingegrenzt ist", sagte er gestern auf Nachfrage des General-Anzeigers. Im Betriebsausschuss erläuterte der Shell-Sprecher die Vorgehensweise zur Sanierung des Umweltschadens in Wesseling. Die Einrichtung der von der Bezirksregierung angeordneten drei weiteren Sanierungsbrunnen komme gut voran. Bisher gibt es erst einen Brunnen. "Der zweite soll bis Ende des Jahres fertig werden, da sind wir schon sehr weit", sagte von Hoensbroech. Der dritte Brunnen soll dann Mitte Januar, der vierte Ende Januar folgen.

Mittels der Sanierungsbrunnen wird das Grundwasser über einen 22 Meter tiefen Schacht nach oben gepumpt. "In 22 Metern Tiefe befindet sich das Tertiär, eine feste Erdschicht, in der sich kein Grundwasser mehr befindet", erklärte von Hoensbroech. Durch das Abpumpen des Wassers werde ein Unterdruck erzeugt, so dass sich in sieben Metern Tiefe, wo die Grundwasserschicht beginnt, ein sogenannter Absenktrichter bilde, in den das Kerosin hineingesogen werde. Es wird über eine weitere Pumpe abgepumpt und in einem Tank gesammelt. Das nach oben geförderte Grundwasser werde in eine Leitung eingespeist. "Es kann als Prozesswasser im Kühlturm weiter verwendet werden."

Dabei handelt es sich um Wasser, das in industriellen Anlagen benötigt oder zur Herstellung von Produkten verwendet wird. Die Mitglieder des Betriebsausschusses stellten viele Fragen. Wann die Sanierung abgeschlossen ist, wollte Thorsten Knott (FDP) wissen. "Das ist eine Sache von Jahren. Genauer können wir es leider nicht sagen", sagte der Shell-Sprecher. Umweltexperten sprechen von Jahrzehnten, in denen das Kerosin noch nachweisbar sein wird.

Grundsätzlich gebe es drei Stufen der Sanierung, erläuterte von Hoensbroech. Zunächst die hydraulische Sicherung: das Abpumpen über die Brunnen. Bisher wurden 100 000 Liter, also zehn Prozent der ausgelaufenen Menge, abgepumpt. Als zweites folge der biologische Abbau, der die Sanierung beschleunige. Damit hat Shell noch nicht begonnen. Welche Methode dabei zum Einsatz kommen soll, ist auch noch unklar. "Um zu entscheiden, welche der vielen Methoden zielführend sind, müssen wir Tests durchführen."

Wann mit diesen Tests begonnen werde, stehe ebenfalls noch nicht fest: "Die machen wir parallel zur Pump-Phase. Da das noch eine Weile dauern wird, haben wir da Zeit." Die dritte Stufe sei die weitere kontinuierliche Beobachtung der Sanierungsergebnisse.

Im Anschluss an den Vortrag des Shell-Sprechers berichtete Axel Spieß vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV), dass eine Trinkwassergefährdung für Bornheim wegen der Fließrichtung des Grundwassers ausgeschlossen sei.

Wie berichtet, hatte Spieß dies schon Bürgermeister Wolfgang Henseler in einer Sitzung des WBV erläutert.

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