Projekttag zur Selbstbehauptung Rollenspiele gegen Gewalt und Mobbing

BORNHEIM-ROISDORF · "Bitte gehen sie weg", formulierten die Sechstklässlerinnen meist sehr höflich und giggelten dabei. Davon ließ sich Sandra Becker von Skills for Live aber nicht beeindrucken. Sie rückte den Schülerinnen auf die Pelle, spielte an deren Haaren oder am Schal und bedrängte sie unangenehm. Die Schülerinnen mussten ernst, klar und bestimmt sagen, dass sie weggehen soll.

 Sandra Becker (2. v. l.) ging die Schülerinnen an - die hatten die Aufgabe ihr klar und deutlich zu sagen, dass sie weggehen soll.

Sandra Becker (2. v. l.) ging die Schülerinnen an - die hatten die Aufgabe ihr klar und deutlich zu sagen, dass sie weggehen soll.

Foto: Roland Kohls

Das war gestern eine Übung des Selbstbehauptungskurses beim Projekttag Gewaltprävention für die sechsten Klassen am Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Roisdorf. Neben dem Selbstbehauptungskurs lernten sie, wie Mobbing funktioniert und die Besonderheiten von sexualisierter Gewalt kennen. Dabei arbeitete das Gymnasium mit dem Bornheimer Jugendamt, der Polizei und Skills for Live zusammen.

Wo fängt sexualisierte Gewalt an?, war eine Frage des Projekttages. Ist Anstarren schon Gewalt? Oder beginnt sie erst, wenn man "angegrapscht" wird? Auf diese Fragen gibt es keine eindeutigen Antworten, denn was als Gewalt erlebt wird, ist für jeden unterschiedlich. "Ich fand es erschreckend, dass sowohl die Mädchen wie die Jungen meinten, dass sexy gekleidete Mädchen Übergriffe provozierten", sagte Lehrerin Rike Küsgen, als Leiterin des Beratungsteams Koordinatorin des Projekttages.

Mobbing sei kein strafrechtlicher Begriff, sagte Kriminalhauptkommissar Lorenz Becker vom Kommissariat Kriminalprävention, aber Beleidigung und Nötigung schon. Und das gilt auch, wenn dies im Internet oder über soziale Netzwerke passiert. Auch machte er den Schülern klar, dass sie zwar erst mit 14 Jahren strafmündig seien, aber bereits ab sieben Jahren Schadenersatzpflichtig seien. Er nannte ein Beispiel, bei dem ein Junge ein Nacktfoto seiner Freundin veröffentlicht hatte und 1200 Euro zahlen musste. "Wie kann man nur ein Nacktfoto von sich an seinen Freund schicken?", fragte ein Junge kopfschüttelnd. "Jungs, es mag von dem Mädchen dumm gewesen sein, aber die Schweinerei hat der Junge begangen", sagte der Polizist.

"Ich wusste nicht, dass ich schon zahlen muss", sagte Enno (11). Sein Klassenkamerad Matthias, fand die Rollenspiele hilfreich. "Das kann noch einmal nützlich sein, sich bestimmt zur Wehr setzen zu können", sagte er.

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