Galerie Raasch in Rösberg Maler Manfred Weil präsentiert eine Auswahl seiner Werke

BORNHEIM-RÖSBERG · "Früher war ich ein spontaner Maler, jetzt bin ich Perfektionist." Manfred Weil ist 93 Jahre alt und malt immer noch vier bis fünf Stunden pro Tag. In seiner Jahresausstellung in der Rösberger Galerie Raasch zeigt er nun 30 Bilder aus verschiedenen Schaffensphasen.

 Vernissage: Manfred Weil (l.) stellt Werke aus den 1980er Jahren in der Galerie von Dieter Raasch aus.

Vernissage: Manfred Weil (l.) stellt Werke aus den 1980er Jahren in der Galerie von Dieter Raasch aus.

Foto: Roland Kohls

So wie das Bild "Kathedrale" aus dem Jahr 1979: Ein helles Gebäude, umgeben von düsteren Farben, aber auch einem lebendigen Grün. Die Farbwahl schafft eine geheimnisvolle Atmosphäre. "Letztlich ist die Farbe die einzige Möglichkeit, eine räumliche Bewegung zu schaffen", meint der Künstler. "Und Bilder ohne räumliche Bewegung sind langweilig."

Hat er an eine bestimmte Kathedrale gedacht, als er das Bild malte? Nein, sagt der Meckenheimer, er habe vor dem Malen kein festes Bild im Kopf. Am Anfang steht eine Idee, die erst beim Malen konkret wird, so Weil. Und manchmal verändert er fast fertige Bilder noch einmal, übermalt und komponiert neu. Die Farben wählt er spontan am Ende des Schaffensprozesses aus.

Etwa drei bis vier Wochen braucht Weil für ein großformatiges Bild. Aktuell sind sein Hauptmotiv Frauen. "Ein Mann gibt nichts her auf einem Bild", schmunzelt der lebensfrohe und vitale Maler.

"Die Vielfalt in der Ausdrucksmöglichkeit ist bei Frauen größer." Einige der Figuren sind mit wenigen Strichen angedeutet, andere im Detail ausgeführt. Die Frauengestalten wirken sinnlich, harmonisch, nachdenklich, fragil. "Ein Bild ist immer ambivalent, immer mehrdeutig", sagt der Künstler. Seine Deutung hänge vom Betrachter ab.

Manfred Weil blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Der gebürtige Kölner mit jüdischen Wurzeln emigrierte 1939 nach Belgien und wurde mit dem deutschen Angriff auf Belgien und Frankreich 1940 in ein französisches Internierungslager deportiert.

Er konnte nach Belgien fliehen und legte sich dort eine belgische Identität zu. Als belgischer Fremdarbeiter kam er wieder nach Deutschland, 1943 schließlich gelang ihm die Flucht in die Schweiz, wo er erneut interniert wurde. Nach Kriegsende kehrte er ins Rheinland zurück.

Bei der Vernissage würdigte die stellvertretende Bürgermeisterin Petra Heller, dass er sich trotz seines bewegten Lebens den Humor und die Liebe zu den Menschen bewahrt habe. Ortsvorsteher Peter Tourné ging in seiner Ansprache auf das Lebensmotto Weils ein: "Je älter ich werde, desto mehr kann ich über das Leben lachen."

Die Jahresausstellung von Manfred Weil ist noch bis zum 14. Dezember in der Galerie Raasch, Schwarzwaldstraße 28, in Rösberg zu sehen. Öffnungszeiten nach Vereinbarung unter Rufnummer 02227/9090059 oder 0170/2123520. Weil feiert am Samstag, 29. November, ab 15 Uhr seinen 94. Geburtstag in der Galerie. Am Sonntag, 14. Dezember, 15 Uhr findet die Finissage statt.

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