Wasserversorgung in Bornheim Landwirte und Verband lehnen Wechsel ab

WESSELING-URFELD · Soll die Wasserversorgung in Bornheim umgestellt werden? Mit dieser Frage wird sich der Betriebsausschuss der Stadt in seiner Sitzung am Mittwoch, 11. März, noch einmal eingehend befassen.

Geht es nach Bürgermeister Wolfgang Henseler, soll der Rat seinen Beschluss vom Oktober 2014, künftig nur noch Wasser vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) zu beziehen, aufheben. Unter der Prämisse der Wirtschaftlichkeit soll alternativ über ein neues Mischungsverhältnis des Wassers nachgedacht werden.

Kritik am Wechsel des Wasserversorgers wurde nun auch von Seiten des Arbeitskreises Gartenbau, Landwirtschaft und Wasser im Wasserschutzgebiet Urfeld (GLWU) laut. Gestern stellten Vertreter der Kooperation von Landwirten und Wasserversorger, die 1997 für das Wasserschutzgebiet Urfeld gegründet wurde, ihre Argumente gegen eine Umstellung dar. "Der Wechsel des Wasserversorgers würde der im Sinne der Wasserqualität arbeitenden Kooperation schweren Schaden zufügen", brachte es der Vorsitzende der GLWU, Peter-Werner Decker, auf den Punkt.

Zum Hintergrund: 1989 wurde in Nordrhein-Westfalen das sogenannte Kooperationsmodell zwischen Landwirtschaft und Wasserwirtschaft vereinbart. Durch diese Kooperation erhielten die im Einzugsgebiet einer Wassergewinnungsanlage liegenden landwirtschaftlichen Betriebe eine besondere Beratung und Unterstützung für eine Gewässer schonende Landbewirtschaftung. In der GLWU sind inzwischen 50 Mitgliedsbetriebe zusammengeschlossen.

Oliver van der Valk, der bei der Landwirtschaftskammer angestelltist, aber vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) finanziert wird, fungiert für diese Betriebe als Berater. Er führt beispielsweise kostenlose oder vergünstigte Bodenproben und Düngerstreutests durch und unterstützt bei der Düngeplanung. "Diese Beratung hilft den Betrieben, den Einsatz von Düngemitteln genau zu dosieren", erklärt van der Valk. "Hauptziel der Arbeit im GLWU ist, den Nitratgehalt im Wasser langfristig so gering wie möglich zu halten."

Nitrat, das über stickstoffhaltige Düngemittel ausgebracht wird, kann von einer Pflanze nur bis zu einem gewissen Grad aufgenommen werden. Der Rest gelangt durch den Boden ins Grundwasser. Das Problem, das sich für die Kooperation von Land- und Wasserwirtschaft bei einem Versorgerwechsel in Bornheim stellen würde, liegt in der Finanzierung eben dieser Beratung, die über das Wasser-Entnahme-Entgelt geregelt ist. Dieser Regelung nach muss jeder, der Wasser zur Nutzung entnimmt, einen Beitrag von derzeit fünf Cent pro Kubikmeter an das Land NRW abführen.

Im Gegenzug dürfen die Wasserversorger die Kosten für die landwirtschaftlichen Kooperationen von diesem Entgelt abziehen. Laut Axel Spieß, Verbandsingenieur für den WBV, fließen etwa drei der fünf Cent pro Kubikmeter Wasser in die Beratungsstelle. "Daraus ergibt sich, dass die finanzielle Leistungsfähigkeit des Wasserversorgers für die landwirtschaftliche Kooperationsarbeit von der abgegebenen Trinkwassermenge abhängt."

Die Kooperationsarbeit im GLWU wäre also unmittelbar gefährdet, wenn durch den Versorgerwechsel der Stadt Bornheim jährlich 1,8 Millionen Kubikmeter Trinkwasser weniger entnommen würden und damit auch die Gegenrechnung mit dem Wasser-Entnahme-Entgelt in Höhe von 90.000 Euro pro Jahr entfiele.

"Seit dem Beginn der Kooperation konnten die Nitratwerte im Grundwasser nachweislich gesenkt werden", resümierte Landwirt Decker. "Dies ist das Ergebnis einer langfristig angelegten, kontinuierlichen Arbeit, die durch den Wechsel des Wasserversorgers unnötig aufs Spiel gesetzt würde."

Gute Nahrungsmittel, sauberes Wasser

Der Arbeitskreis für Gartenbau, Landwirtschaft und Wasser im Wasserschutzgebiet Urfeld, kurz GLWU, wurde im Jahr 1997 als eine Maßnahme zur Minimierung der landwirtschaftlichen Düngung im Einzugsbereich des Wasserwerks Urfeld gegründet.

Ziel der Zusammenarbeit ist, mittels eines von der Landwirtschaftskammer speziell für diese Kooperation eingestellten Wasserschutzberaters, Nahrungsmittel auf höchstem Niveau wirtschaftlich und auch gewässerschonend zu produzieren.

Dadurch soll auf Dauer die Existenz der Betriebe und die Qualität des Trinkwassers gesichert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort