Theater im Kloster Kerstin Saddeler-Sierp und Heike Becker servieren "Thekentratsch"

BORNHEIM · Nein, das sind nicht Margot und Maria Hellwig mit ihrem "Servus, Grüezi und Hallo". Obwohl sie das ja eigentlich ganz nett machen: zur Begrüßung ihrer Bornheimer Zuschauer im Theater im Kloster.

 Schenken sich nichts: Kerstin Saddeler-Sierp (l.) und Heike Becker.

Schenken sich nichts: Kerstin Saddeler-Sierp (l.) und Heike Becker.

Foto: Wolfgang henry

Wer sich jedoch bei den Verbalduellen von Kerstin Saddeler-Sierp und Heike Becker vom Duo "Thekentratsch" an "Die Missfits" erinnert fühlt, ist schon mal auf der richtigen Spur. Sie kommen aus Dinslaken. Was gut hörbar mitten im Pott liegt. Sie schenken sich nichts. Keine Kopie von Stephanie Überall und Gerburg Jahnke, aber ein rundum gelungener Anklang.

Der sicher mehr Zuschauer verdient hätte als an diesem Abend. Wobei diejenigen, die dort waren und sich unter dem Begriff "Thekentratsch" vielleicht auf Anhieb nicht so viel vorstellen konnten, eine angenehme Überraschung erlebt haben. Saddeler-Sierp und Becker gehen es professionell an, das Tempo stimmt, die Mischung auch.

Die leicht genervte, berufstätige Tochter, die am Samstagmorgen um acht Uhr von ihrer überengagierten Mutter angerufen wird, um mal wieder keine Antwort parat zu haben, warum sie denn eigentlich immer noch Single sei, ist ein herrlich gemeiner Spaß mit hohem Wiedererkennungswert. Und wie das klingt, wenn man vor dem obligatorischen Frühjahrsputz zu viel "Shades of Grey" gelesen hat? Unwiderstehlich komisch. Aber wer sein Raubtier-Bühnenoutfit schon passend zur Tischdecke auswählt ...

"Schönheit hat immer zwei Gesichter" lautet das Motto des Abends. Man könnte auch sagen, Schönheit ist relativ. Eine gehörige Portion Selbstironie dagegen ist unschlagbar. Seit 2001 stehen die beiden schon zusammen auf der Bühne. Und können die weiblichen Rollen, die ihnen im Alltag ein wenig oder auch ein wenig mehr gegen den Strich gehen, dort voll und ganz ausleben.

Das Erfrischende an ihrem Abend: Er kommt ganz und gar ohne die üblichen Klischees dauertelefonierender dümmlicher Girlies mit nicht mehr therapierbarem Schuhtick aus. An der Theke geht es um die essenziellen Fragen des Lebens. Die so direkt und unverblümt nur im Ruhrgebiet diskutiert werden. Dass sich Kabarett, was "von da wech" kommt, anzuschauen lohnt, kann kein Zufall sein. Ist es auch nicht. Wie diese beiden nunmehr bewiesen haben.

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