Olympische Fechtclub Bonn lockt Schüler Kämpfen bis es piept

BORNHEIM-HERSEL · Wenn Captain Jack Sparrow seine Gegner im Piratenfilm "Fluch der Karibik" mit flinkem Säbel über Bord befördert oder "Die drei Musketiere" im ständigen Kampf gegen die Obrigkeit geschmeidig über die Kinoleinwand tänzeln, ist der Olympische Fechtclub Bonn (OFC) eine gefragte Adresse für potenzielle Nachwuchs-Zorros.

 In Aktion: Lukas (links) und die neunjährige Laura demonstrieren eine Fechtsituation.

In Aktion: Lukas (links) und die neunjährige Laura demonstrieren eine Fechtsituation.

Foto: Roland Kohls

Weil aber Mantel- und Degenfilme derzeit dünn gesät sind, begeben sich die Trainer des OFC Bonn mit Florett, Schutzweste und Fechtmaske im Gepäck auf Nachwuchssuche. Mit Begriffen wie "Parade" oder "Riposte" kennen sich die Dritt- und Viertklässler der Herseler-Werth-Schule inzwischen bestens aus. Vier Wochen lang setzten die Fechttrainer Marc Kovacs und Pawel Jacak in jeweils zwei Übungsstunden pro Klasse alles daran, die Schülerinnen und Schüler für den Fechtsport zu begeistern.

"Wir sehen hier viele Kinder mit Talent und guter Koordination", sagt OFC-Trainer Marc Kovacs. "Vor allem wollen wir den Spaß an der Bewegung vermitteln und ihnen einen Zugang zu einem Sport ermöglichen, der vielleicht nicht ganz so bekannt ist wie Fußball oder Basketball." Auf dem Programm steht neben der spielerischen Schulung von Koordination, Reaktion und Beinarbeit natürlich auch die erste Bekanntschaft mit dem Florett. Dass "Florett" "irgendwas mit Blume heißt" und trotzdem einen "Pistolengriff" hat, lernen die Kinder ganz nebenbei. Und auch der Namen des Olympiasiegers Benjamin Kleibrink, der nur wenige Kilometer von der Herseler Grundschule entfernt im Deutschen Fechtzentrum Bonn trainiert, geht den Schülern locker über die Lippen.

Spannend wird es, wenn die beiden Trainer Schutzwesten und elektronische Waffe aus den Gepäcktaschen holen. Dann heißt es: Kämpfen bis es piept - denn tatsächlich sind die Florette wie bei den Großen mit einem elektronischen Treffer-Signal ausgestattet. Wer nun glaubt, die Schüler würden wild auf einander losstürmen, liegt falsch. Vorsicht ist geboten, denn wer nicht aufpasst, kassiert selbst einen Treffer.

Überhaupt ist beim Fechten Höflichkeit angesagt: Andächtig wird vor jedem Kampf erst der Gegner, dann der Kampfrichter und dann das Publikum mit dem Florett begrüßt. "Man muss auf so viele Dinge gleichzeitig achten", meint die neunjährige Laura, die beim Duell mit ihrem Klassenkameraden Lukas nicht klein bei gibt. Auch Lukas ist auf den Geschmack gekommen. "Fußball ist besser, aber Fechten macht auch viel Spaß."

Ein klein wenig enttäuscht schaut Tom seinen Klassenkameraden beim Training zu. "Ich kann heute nicht mitmachen, weil ich noch nicht richtig gesund bin", berichtet er. Obwohl er in seiner Freizeit zum Schwimmtraining geht, findet er Fechten super. "Mein Onkel war Degenfechter und hat viele Preise gewonnen - glaub' ich."

Initiiert wurde die Kooperation mit den Grundschulen in der näheren Umgebung des Fechtzentrums von Diplom-Fechtmeister Nikolai Kotchetkov. "Wir wollen die Kinder neugierig machen", sagt die Präsidentin des OFC, Gudrun Nettersheim. Hat sich jemand entschieden, einmal in der Fechthalle am Sportpark Nord vorbeizuschauen, wird auch hier ganz langsam begonnen. Nettersheim: "Anfangs wird das komplette Equipment von uns gestellt. Schließlich muss man in eine vollständige Ausrüstung 500 bis 600 Euro investieren. Da wollen die Eltern schon sicher sein, dass die Kinder den Sport eine Zeit lang betreiben." Fechten schult neben Reaktions- und Koordinationsfähigkeit auch die Konzentration und die Feinmotorik. Daher sei die Sportart auch schon für Grundschulkinder Kinder gut geeignet, so Nettersheim.

Wer Spaß an "Angriff" und "Parade Riposte" hat, der kann an der Herseler Grundschule auch weiterhin fechten - in einer AG nach dem Unterricht oder im Fechtzentrum selbst. Sollte also doch noch einmal ein Mantel-Degenfilm über die Kinoleinwände flimmern: Die Herseler Grundschüler sind bestens vorbereitet.

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