Selbst das Tourismus-Geschäft mit dem Kölschen Karneval droht dem Hotel durch die Lappen zu gehen - denn nachdem Leonore von ihrem Tanzcorps aufs Abstellgleis geschoben wurde, hat sie mit der fünften Jahreszeit abgeschlossen. So weit so gut: Der Nährboden für allerlei Verwicklungen, Verwechslungen und Missverständnisse ist bereits in den ersten Minuten der Komödie "Tanzmariechen XXL" gelegt. Bis die Fäden wieder entwirrt, diverse Hinterhältigkeiten aufgeklärt und alle wieder glücklich sind, dauert es satte drei Stunden.

Aufgrund der Länge des Stücks gönnte der Theater-Verein "Edelweiß" Hersel-Uedorf den 120 Zuschauern, die am Sonntag zur Premiere des Stückes gekommen waren, gleich zwei Pausen. "Es ist ein tolles Theaterstück, das unseren Darstellern wirklich einiges an spielerischem Talent und Einsatz auf der Bühne abverlangt", erklärte Spielleiter Ingo Hemmersbach. Seit August probten die Akteure zweimal pro Woche.

Das "Tanzmariechen XXL" war dem Theater-Verein anlässlich des 90-jährigen Jubiläums von Peter Millowitsch, Schauspieler, Bühnenautor und Leiter des privaten Kölner Millowitsch-Theaters, exklusiv zur Verfügung gestellt worden. "Selbstverständlich haben wir Herrn Millowitsch und sein Ensemble zur Premiere eingeladen. Es kam aber leider keine Rückmeldung", berichtet Hemmersbach. Doch auch ohne prominente Gäste gaben die sieben Schauspieler auf der frisch renovierten Bühne der Widdiger Mehrzweckhalle ihr Bestes.

Mit einer unwiderstehlichen Mischung aus grobschlächtiger Tapsigkeit und Gewitztheit ließ der Vorsitzende des Theater-Vereins, Toni Breuer, seinen "Anton Blatzheim" durch die Kulisse stolpern. Den perfekten Gegensatz dazu bildete Marie-Therese Schmidt, die in der Rolle der Leonore herrlich überdreht und einfach gestrickt den Kontakt zu den Reichen und Schönen dieser Welt sucht.

David Rosse machte aus dem polnisch-kölschem Akzent des Nachtportiers Robert ein Ereignis und auch Monika Hemmersbach spielte als schwedische Reiseleiterin Viktoria Nilsson gekonnt mit den Tücken der deutschen Sprache. Marion Schroer macht ihre Sache als leicht naive, zupackende Öko-Frau Annemie Fassbinder ebenso gut wie Achim Raschke, der als gescheiterter Tanzoffizier Bernd Schrappenkötter in aller Unschuld für reichlich Verwirrung sorgt. Als selbst die "Queen" (Petra Breuer) im Schlosshotel logiert, ist das Chaos perfekt.

"Wir haben uns entschlossen, das Stück zum Großteil in rheinischer Mundart zu spielen, um dem lokalen Flair Rechnung zu tragen", erklärte Spielleiter Hemmersbach. Verständnisprobleme schien das Publikum offensichtlich nicht zu haben: Jede Pointe wurde postwendend mit Lachern quittiert - und das nach drei Stunden keiner der Zuschauer auf der Strecke blieb, spricht für die Darsteller.

Mit langem Applaus wurde das Ensemble für seine Leistung belohnt. "Wir würden uns freuen, wenn auch die folgenden Vorstellungen so gut besucht wären, wie die heutige", meinte Hemmersbach.

Das Stück "Tanzmariechen XXL" ist an den Samstagen, 18. und 25. Oktober, jeweils ab 19 Uhr sowie an den Sonntagen, 19. und 26. Oktober, jeweils ab 17 Uhr in der Mehrzweckhalle Widdig, Römerstraße 5a, zu sehen. Der Eintritt beträgt für Erwachsene zehn Euro, Kinder bis14 Jahre zahlen sechs Euro.

Den Vorverkauf haben folgende Geschäfte übernommen: Schreibwaren Classen, Rheinstraße 148, Horst Oppermann, Moselstraße 15, Haarstudio Karin, Rheinstraße 71 (alle Hersel), sowie Hanni Willerscheid, Römerstraße 37, und Floristik mit Herz, Germanenstraße 9 (beide in Widdig). Weitere Informationen sind im Internet unter www.theater-verein-edelweiss.de zu finden.

Bei allen Veranstaltungen im Jubiläumsjahr bittet der Theater-Verein "Edelweiß" Hersel-Uedorf um Spenden zugunsten des Förderkreises für krebskranke Kinder und Jugendliche Bonn.