Hochwasservorsorge in Bornheim Große Pläne, um die Fluten einzudämmen

BORNHEIM · Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, überlaufende Kanäle und Bäche, die über die Ufer treten: Die Stadt Bornheim hat sich ein wahres Mammutprogramm zum Schutz vor Schäden durch Unwetter vorgenommen.

 Zurück bleibt der Schlamm: Nach dem Unwetter im Juli 2008 säubern Anwohner die Roisdorfer Brunnenstraße.

Zurück bleibt der Schlamm: Nach dem Unwetter im Juli 2008 säubern Anwohner die Roisdorfer Brunnenstraße.

Foto: Wolfgang Henry

Daher haben sich gleich drei politische Gremien am Mittwochabend mit der Thematik beschäftigt: der Umweltausschuss, der Ausschuss für Stadtentwicklung sowie der Verwaltungsrat des Stadtbetriebs Bornheim.

Auf der Tagesordnung der gemeinsamen Sitzung stand die Vorstellung der Studie "Integrierte Hochwasservorsorge im Stadtgebiet Bornheim". Ein umfangreiches Projekt, das die Ingenieurbüros Dr. Pecher AG aus Erkrath und Franz Fischer GmbH aus Erftstadt im Auftrag des Stadtbetriebs Bornheim (SBB) angefertigt haben.

Durch Berechnungen haben die Ingenieure erarbeitet, an welchen Stellen im Stadtgebiet die größten Gefahren durch überlastete Gewässer (Hochwasser) und überlastete Kanäle (Überflutungen) drohen. Herausgekommen sind 36 sogenannte Überflutungsschwerpunkte (siehe auch nebenstehender Artikel), zehn im Einzugsgebiet der Kläranlage Bornheim, zwölf im Bereich der Kläranlage Hersel sowie 14 in dem der Kläranlage Sechtem.

Vorgestellt wurde die Studie von Gert Graf-van Riesenbeck von der Dr. Pecher AG sowie von Harald Wegner vom Ingenieurbüro Fischer. Laut Graf-van Riesenbeck habe man, anders als bisher üblich, die "drei Wege des Wassers" zusammen betrachtet: Abflüsse aus Außengebieten, Überflutungen aus dem Kanalnetz sowie Überschwemmungen aus Gewässern. "Das war bisher nicht üblich, weil Rechenkapazitäten und Informationen fehlten", so Graf-van Riesenbeck.

Wie er weiter sagte, seien für die Studie nun "Wahnsinns-Datenmengen" verwendet worden, darunter digitale Geländemodelle, Daten des Deutschen Wetterdienstes, Hochwassergefahrenkarten der Bezirksregierung Köln und das allgemeine Liegenschaftskataster. Um zu wissen, wo die größte Gefahr durch Wassermassen droht, haben die Experten zwei verschiedene Gesichtspunkte untersucht. "Überall, wo Wasser auf der Erdoberfläche steht, kann ein Gefahrenpotenzial liegen", führte Graf-van Riesenbeck aus.

Allerdings müsse man ebenso das Schadenspotenzial für sich berücksichtigen. Nach Ansicht der Ingenieure ist dies bei reinen Wohngebäuden geringer als etwa bei Gewerbeeinrichtungen oder infrastrukturellen Gebäuden wie Kindertagesstätten oder Feuerwehrhäusern. Wie die Autoren schreiben, "wurden Bereiche mit hohem Gefahren- und Schadenspotenzial lokalisiert und als Überflutungsschwerpunkt definiert".

Grundlage für die Berechnungen waren Unwetter, die in ihrer Heftigkeit statistisch gesehen alle 20, 30 und 100 Jahre vorkommen. Hundertjährige Ereignisse seien ein "Extremfall", sagte Graf-van Riesenbeck. Wegner ergänzte, dass dafür Kanäle nicht ausgerüstet seien. Zugleich betonte er, dass in Sachen Hochwasserschutz nicht nur die Stadt in der Plicht sei. Auch private Grundstückseigentümer und Hausbesitzer könnten mit einfachen Maßnahmen mitunter eine große Wirkung erzielen. Als Beispiel nannte er, Kellerfenster mit Dachpappe oder Mauersteinen abzudichten.

Die vorlegte Studie ist nur ein erster, wenn auch großer Aufschlag. Wie SBB-Vorstand Ulrich Rehbann sagte, werden die beteiligten Ingenieurbüros nun alle erarbeiteten Überflutungsschwerpunkte detailliert untersuchen, um festzustellen, was in den jeweiligen Stellen zum Hochwasserschutz genau zu tun ist. Und das braucht seine Zeit. Laut Studie sollen die Untersuchungen in den nächsten Jahren erfolgen. Danach gehen die Ingenieure von rund zehn Jahren aus, bis alle Gefahrenstellen entschärft sind.

Dazu kommt der Preis. Einer ersten Schätzung der beteiligten Ingenieurbüros nach kostet es rund 4,5 Millionen Euro, alle Überflutungsschwerpunkte zu beseitigen. Alleine für die Detailanalysen werden die Kosten auf 682.000 Euro geschätzt.

Maßnahme an der Königstraße

Seit Januar 2014 haben die Ingenieurbüros Dr. Pecher AG und Franz Fischer GmbH an der Studie zum Hochwasserschutz in Bornheim gearbeitet, erläuterte Gert Graf-van Riesenbeck (Dr. Pecher AG) den Mitgliedern der drei Gremien. Aufgrund dieser Tatsache und dem Umstand, dass zwischenzeitlich Bauprojekte in der Stadt durchgeführt würden, sei es möglich gewesen, dass erste ausgearbeitete Maßnahmen zum Hochwasserschutz "dazwischen geschoben" werden konnten, so Graf-van Riesenbeck weiter.

Dazu gehöre das Regenrückhaltebecken auf dem Peter-Fryns-Platz. Wie berichtet, sind die ersten Rohre dafür am Dienstag angeliefert worden. Durch den Einsatz einer neuen Bautechnik sollen die Arbeiten nach Angaben der Stadt um einiges schneller als ursprünglich geplant abgeschlossen werden.

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