Ziege einer Familie in Sechtem Gestohlen und geschlachtet

Bornheim-Sechtem · Familie aus Sechtem trauert um ihre kleine Ziege Gretchen - und rätselt über das Motiv der Tat.

 Drei von einst vier Ziegen: Finja schaut in die Kamera, während sich Bart und Mary im Hintergrund über eine Leckerei hermachen.

Drei von einst vier Ziegen: Finja schaut in die Kamera, während sich Bart und Mary im Hintergrund über eine Leckerei hermachen.

Foto: Meurer

Andreas Bayer (Name von der Redaktion geändert) wirkt nicht wie ein Mensch, den so schnell etwas aus der Spur bringt. Doch im Gespräch merkt man dem 45-Jährigen noch immer die Fassungslosigkeit über das an, was ihm vor einiger Zeit passiert ist. Denn was bislang unbekannte Täter im Garten der Familie angerichtet haben, ist schlicht und ergreifend grauenvoll. Und nach wie vor fragt sich Bayer: Wieso?

Rund anderthalb Kilometer liegt der urige, leicht verwilderte Garten vom Haus der Bayers entfernt. Wer ihn betritt, wähnt sich in einem Kleintierparadies. "Wir halten dort Rassekaninchen, Hühner, Tauben, Enten und seit zwei Jahren auch Ziegen", berichtet Bayer. Eines Nachmittags sei er in den Garten gefahren, um die Tiere zu füttern - so wie er es gewöhnlich tut. "Zum Glück hatte ich meine Mädels nicht dabei", meint er rückblickend.

Denn Bayer fand zwei seiner Zwergkaninchen. Sie lagen auf einem Stall, mit aufgeschnittenen Kehlen. "Ich habe erst gar nicht kapiert, was geschehen ist. Es waren keine Einbruchsspuren zu sehen." Damit aber nicht genug. Von vier Ziegen waren nur noch drei da: die Zicke namens Mary, der Bock Bart und die kleine Finja. Von Ziege Gretchen fehlte jede Spur.

Die Tiere hat der 45-Jährige in einem gesonderten Bereich des Gartens untergebracht, der aus Sicherheitsgründen nochmals separat umzäunt ist. Am Zaun des Geheges, über den die Täter vermutlich geklettert sind, habe er einige Blutspuren gefunden. Mehr wies auf das kaum ein Jahr alte Gretchen nicht hin.

Ein Fall von Beschaffungskriminalität

Zunächst. Einige Tage später habe er dann in einem Gebüsch in der Nähe des Gartens Fell, Klauen und Innereien gefunden, sagt Bayer sichtlich um Fassung ringend. Nach kleineren Einbrüchen in der Vergangenheit habe er seinen Garten mehr und mehr gesichert. "Ich habe gedacht, das müsste ausreichen."

Unmittelbar, nachdem er die toten Kaninchen entdeckt hatte, habe er die Polizei gerufen und Anzeige erstattet. Große Hoffnungen, dass die Täter gefunden werden, mache er sich aber nicht. Auch weil die Polizeipräsenz in Bornheim seiner Ansicht nach viel zu gering ist. Für Bayer liegt ein Fall von Beschaffungskriminalität vor. "Hier hat sich jemand Fleisch geholt."

Doch wieso? Aus wirtschaftlicher Not? Aus Nervenkitzel? Fragen wie diese treiben den Sechtemer weiter um. Es gehe ihm aber zudem darum, die Menschen zu informieren, dass solche Verbrechen auch in Bornheim geschehen: "Ich möchte wachrütteln, die Menschen sollen die Augen offenhalten." Schließlich habe ihm auch ein Polizist gesagt, dass solche Fälle in der Region wieder gang und gäbe seien. "Ich habe im Internet recherchiert", sagt Bayer. Gefunden habe er solche Fälle vom Oberbergischen Kreis bis zum Niederrhein.

Während des Gesprächs, das im Wohnzimmer der Familie stattfindet, klopft es mehrfach an die Terrassentür. Es sind die drei anderen Ziegen, die sich mit Hufen und Hörnern Aufmerksamkeit verschaffen wollen. Vorerst hat Bayer die Tiere in seinem kleinen Garten hinter dem Haus untergebracht. "Das ist natürlich nur eine Zwischenlösung. Auf Dauer geht das nicht", sagt er. Irgendwann wird Bayer die Ziegen wieder in ihr Zuhause bringen - und hoffen, dass ihnen und den anderen Tieren dort nichts passiert.

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