Theater im Kloster Gerhard Fehn und Bernd Stelter brillieren als "Sonny Boys"

BORNHEIM · "Ich bin nicht unglücklich, ich sehe nur so aus." Offenbar hat Willie Clark, einst ein gefeierter Varieté-Star, lange nicht mehr in den Spiegel geschaut. Natürlich blickt er unglücklich drein - vor allem aber wirkt sein Äußeres ganz und gar verlottert. Ungewaschen und mit wirrem Haar sitzt er in seinem heruntergekommenen New Yorker Hotel-Appartement vor dem Fernseher, schaut "Dallas" und stopft sich Cornflakes in den Mund.

 Fetzen sich den lieben langen Tag: Gerhard Fehn alias Willie Clark (r.) und Bernd Stelter als Al Lewis.

Fetzen sich den lieben langen Tag: Gerhard Fehn alias Willie Clark (r.) und Bernd Stelter als Al Lewis.

Foto: Wolfgang Henry

Den Pyjama tauscht er schon lange nicht mehr gegen normale Kleidung ein. Das Publikum im ausverkauften Theater im Kloster ist sogleich im Bild: Auf der Bühne sitzt ein Mann, dessen Lebenslauf irgendwann einmal den Weg nach unten eingeschlagen hat. Am Samstagabend feierte die 1972 uraufgeführte Broadway-Komödie "Sonny Boys", die aus der Feder des Autors Neil Simon stammt, Premiere.

Theaterchef Gerhard Fehn übernahm den Part des schrulligen Willie Clark, Bernd Stelter verkörperte dessen ehemaligen Bühnenpartner Al Lewis. 43 Jahre lang waren die beiden die Könige der amerikanischen Comedy-Szene, doch dann setzte Al der Zusammenarbeit ein abruptes Ende.

Zwar sind seit dem Bruch schon elf Jahre vergangen - doch Clark schmollt noch immer und redet kein Wort mehr mit seinem ehemaligen Kollegen. Dies wird allerdings nötig, als sein Neffe Ben Silverman (sehr fürsorglich und viel zu verständnisvoll: Hagen Range) den beiden ein Engagement bei einer Retro-TV-Show verschafft, das einen gemeinsamen Auftritt erfordert. Tolle Idee!

Gerhard Fehn ist die im wahrsten Sinne "umfangreiche" Rolle der grantelnden Diva auf den Leib geschrieben. Wahrscheinlich niemand sonst hätte seinen Bauch im schrecklich-schön gemusterten Schlafanzug (für die Kostüme sorgte Bernd Stelters Ehefrau Anke) so dekorativ zur Schau stellen können. Und wohl kein Anderer hätte mit solcher Begeisterung geschimpft und provoziert.

Einfach hinreißend spielte auch Bernd Stelter den inzwischen in New Jersey lebenden Al. Der feine Herr mit Hut, Spazierstock und Mantel bildete einen herrlichen Kontrast zu dem schmuddeligen Schlitzohr Willie, der sich nicht mehr von seinem Ex-Bühnenpartner gängeln lassen möchte.

"Ich pflege die Intelligenz meiner Fragen der Person anzupassen, der ich die Fragen stelle", kommentiert er eine giftige Bemerkung seines Kollegen - und sofort haben sich die Streithähne wieder in der Wolle. Dass sie bei den Proben für ihren einst berühmten "Doctor-Scetch" kaum über die Begrüßungsszene hinauskommen, verwundert nicht.

Auch die dralle "Arzthelferin" (Monika Sobetzko, später in der Rolle als biedere Krankenpflegerin beinahe nicht wiederzuerkennen) schafft nicht genügend Ablenkung - es kommt zu hitzigen Diskussionen. Willie erleidet einen Herzanfall, der das gemeinsame Projekt jäh beendet. Es wäre sowieso nicht gut gegangen - aber vielleicht ist Willies Zusammenbruch der Beginn einer wunderbaren Freundschaft...

Info: Alle weiteren Vorstellungen am Mittwoch, 9. Oktober, und Sonntag, 13. Oktober, sind ausverkauft.

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