Seniorenbeirat Bornheim Gabriela Knütter und Horst Braun-Schoder ziehen Bilanz

Bornheim · Nach vier Jahren endet im Mai die Amtszeit des ersten Seniorenbeirats der Stadt Bornheim. Nachdem die Vorsitzende Helga Frechen ihre Arbeit aus Krankheitsgründen niedergelegt hatte, übernahm der erste Stellvertreter Horst Braun-Schoder die Leitung, zusammen mit der zweiten Stellvertreterin Gabriela Knütter.

Die lange Treppe zum Haltepunkt der Linie 18 in Dersdorf ist mit Rollator oder Rollstuhl nicht zu überwinden.

Die lange Treppe zum Haltepunkt der Linie 18 in Dersdorf ist mit Rollator oder Rollstuhl nicht zu überwinden.

Foto: Wolfgang Henry

Unter anderem hat der Beirat die Bornheimer Orte auf ihre Seniorenfreundlichkeit hin begutachtet sowie Projekte wie Sprachpaten und Infobroschüren unterstützt. Über die Bilanz der Arbeit sprachen Knütter und Braun-Schoder mit Christoph Meurer.

Ist Bornheim ein gutes Pflaster für Senioren?
Horst Braun-Schoder: Nehmen wir beispielsweise Sechtem, wo ich wohne. Hier gibt es viele Bürgersteige, die Senioren mit ihren Rollatoren nicht befahren können. Das Problem besteht aber in allen 14 Bornheimer Ortschaften.

Es gibt also Handlungsbedarf?
Braun-Schoder: Wir haben alle Orte mit den Ortsvorstehern und Ratsmitgliedern begutachtet und Probleme zusammengestellt. Dringend notwendige Arbeiten, wo akute Unfallgefahr bestand, wurden von der Verwaltung auch zeitnah umgesetzt. Anderes, was eine finanzielle Berücksichtigung im Haushaltplan finden müsste, wurde aber hintangestellt und bleibt nun erst einmal liegen.

Warum das?
Braun-Schoder: Der neue Beirat wird sich wohl im September zusammenfinden. Dieser muss dann beschließen, dass die alten Anliegen weiter berücksichtigt werden. Je nachdem, wie viele Mitglieder des aktuellen Beirats dem neuen angehören werden, fängt dieser teilweise bei null an. Das alles kostet Zeit.

Was wurde denn sofort erledigt?
Braun-Schoder: Es wurden beispielsweise Stolperfallen beseitigt, die auf Bürgersteigen durch Baumwurzeln entstanden sind. Aber, wie gesagt: Vieles ist noch nicht erledigt. Klar: Wenn es viel zu tun gibt, muss eine Prioritätenliste erstellt werden. Aber die Vorlage des Seniorenbeirats nun ein halbes Jahr liegen zu lassen und einen Beschluss des neuen Beirats abzuwarten, finde ich erbärmlich. Die Verwaltung darf nicht das letzte Wort haben.

Gabriela Knütter: Nehmen wir die Bahnunterführung am "Beethovenstift". Dort gibt es nur einen ganz schmalen Bürgersteig. Für einen Rollator oder Rollstuhl ist da kein Platz. Es wäre leicht, ihn zu verbreitern. Ich habe auch entsprechende Vorschläge gemacht, aber passiert ist nichts. Ich habe manchmal das Gefühl, der Seniorenbeirat hat eine Alibifunktion. Wir haben zwar ein Vorschlagsrecht, aber was aus den Vorschlägen gemacht wird, liegt nicht mehr in unserer Hand.

Die Bilanz fällt also nicht gut aus?
Braun-Schoder: Was uns bekümmert ist, dass unsere Anliegen sehr umständlich verwaltungsmäßig behandelt werden. Allerdings sind wir von Birgit Haller aus der Verwaltung sehr unterstützt worden, zum Beispiel bei der Schaffung einer Satzung und Geschäftsordnung. Bei aller Kritik sind wir natürlich dankbar, dass einiges auf unsere Initiative bereits geschehen ist. Darunter fällt etwa der neue Seniorenratgeber oder auch die Notfallkarte, auf der Senioren ihre medizinischen Bedürfnisse notieren können. Gut war auch, dass wir Vertreter im Ausschuss für Schule, Soziales und demografischen Wandel sowie im Planungsausschuss hatten. Nicht vergessen möchte ich unsere Vorsitzende Helga Frechen. Sie hat viel Aufbauarbeit geleistet, bis sie sich krankheitsbedingt zurückgezogen hat.

Würden Sie im Seniorenbeirat weiterarbeiten?
Braun-Schoder: Trotz der Kritik möchten wir weitermachen - auch, um mit den bisherigen Erkenntnissen Fehler zu vermeiden. Zum Beispiel wäre es sinnvoll, wenn sich der Seniorenbeirat nicht nur zweimal im Jahr träfe. Generell ist es wichtig, sich für ältere Menschen einzusetzen.
Knütter: Dass wir so enttäuscht klingen, liegt auch daran, dass wir sehr engagiert sind und viel erwartet hatten. Es wäre gut, wenn der Seniorenbeirat mehr Einfluss hätte.

Was könnten denn weitere Themen sein?
Knütter: Man könnte zum Beispiel über Einkaufspaten für Senioren nachdenken. Bei uns in Rösberg gibt es beispielsweise kein Lebensmittelgeschäft mehr, was für alte Menschen ein Problem ist. Wichtig ist auch, dass wir uns mit anderen Seniorenbeiräten vernetzen, etwa um eine gemeinsame Zeitschrift herauszugeben.

Vier Jahre Seniorenbeirat: Das sagt die Stadt Bornheim

Bürgermeister Wolfgang Henseler zieht ein positives Fazit der Zusammenarbeit: "Innovative Ideen wurden in die Tat umgesetzt, die Bornheimer Infrastruktur hat sich sozial, familienfreundlich und altersgerecht weiterentwickelt." Laut Henseler sind die Mitglieder des Seniorenbeirats "Bornheims Botschafter und Bornheims Aktive für soziales Miteinander". Auch für den Beigeordneten Markus Schnapka hat der Beirat sein Ziel erfüllt, als Lobby für Senioren die politische Arbeit in den Ratsausschüssen zu bereichern: "Aus seinem knappen Budget hat der Seniorenbeirat echten Mehrwert geschöpft und überdies im Zusammenwirken mit dem Fachbereich Soziales der Stadt Bornheim erreicht, dass mit Hilfe von Sponsoren und Stiftungen auch der materielle Einsatz erheblich erweitert wurde."

Die Vorschläge des Beirats unter dem Motto "Seniorenfreundliches Bornheim" zur Abwehr von Gefahren in den Bornheimer Ortschaften werden derzeit von der Verwaltung geprüft. Nach Angaben der Stadt sei manches sofort umsetzbar, einiges aus finanziellen Gründen erst mittelfristig. Die Neuwahl der Mitglieder des Seniorenbeirats erfolgt in jeder Ortschaft in einer öffentlichen Seniorenkonferenz. Zu dieser Versammlung wird der Ortsvorsteher einladen.

Zu den Personen

Die Rösbergerin Gabriela Knütter (63) hat vor ihrem Ruhestand als Dozentin gearbeitet. Horst Braun-Schoder (72) ist Maurermeister sowie Beton- und Stahlbetonbauermeister. Der immer noch aktive Bauleiter hat unter anderem bei der Handwerkskammer zu Köln als Ausbilder und bei der Stadt Bonn als Bauleiter gearbeitet. Der ehemalige Ortsvorsteher von Sechtem ist Ehrenratsherr Bornheims.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort