Trinkwasser in Bornheim Für viele ist es eine Kostenfrage

BORNHEIM · Etwa 60 Interessierte informieren sich bei einer Veranstaltung im Bornheimer Rathaus zum möglichen Wechsel des Lieferanten. Die politische Diskussion darüber dauert schon zwei Jahre.

Braucht Bornheim ein anderes Trinkwasser? Etwa 60 Interessierte waren ins Rathaus gekommen, um sich dazu eine Meinung zu bilden. Immerhin diskutiert die Bornheimer Politik seit mehr als zwei Jahren einen Wechsel der städtischen Versorgung: vom aktuellen Wassergemisch, das zu 75 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) und zu 25 Prozent vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) geliefert wird, hin zu einer WTV-Vollversorgung.

Zur Diskussion im Ratssaal waren auf Einladung des Gewerbevereins Roisdorf um seinen Vorsitzenden Harald Stadler Vertreter beider Verbände gekommen. Was mitunter wie eine Verkaufsveranstaltung für das jeweilige Wasser anmutete, entwickelte sich zu einer kontroversen Debatte, die Paul Kröfges vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) moderierte.

Zunächst hatte Andreas Holy vom Ingenieurbüro H2U das Wort. Als Gutachter begleitet er die politische Diskussion in Bornheim. "Beide Wässer sind qualitativ einwandfrei", stellte er klar. Aus technischer Sicht sei härteres Wasser nachteilig, da man Haushaltsgeräte häufiger entkalken müsse und mehr Reinigungs- und Waschmittel verbrauche. Einsparpotenziale durch das weichere Wasser einer WTV-Vollversorgung seien aber vom jeweiligen Verhalten des Verbrauchers abhängig. Das Bornheimer Wassergemisch im Härtebereich "mittelhart", weshalb die Einspareffekte begrenzt seien.

Beide Verbände werben für ihr Wasser

Allerdings sei die WTV-Vollversorgung teurer. Je nach Rabatt, den der WTV einräumt, kämen nach Holys Rechnung zwischen 261.000 Euro und 512.000 Euro Mehrkosten pro Jahr auf die Stadt zu - zuzüglich der Verbandsabgabe von jährlich 240.000 Euro an den WBV, die die Stadt vermutlich weiter zahlen müsste. Ein Vier-Personen-Haushalt müsste jährlich zwischen 21 Euro und 56 Euro draufzahlen. Überdies müsste die Stadt für einen Wasserwechsel das Leistungsnetz umrüsten. Laut Holy kostet das nochmals rund 580.000 Euro.

WTV-Geschäftsführer Norbert Eckschlag und WBV-Verbandsvorsteher Frank Röttger warben jeweils für ihr Wasser. Eckschlag hob ebenfalls die Vorteile des weicheren Wassers hervor. Zugleich erinnerte er daran, dass der WTV die Stadt Bornheim seit 1970 beliefert. "1990 gab es sogar fast eine Vollversorgung der Stadt durch uns." Durch einen Komplettbezug vom WTV würde die Stadt nach seinen Angaben zudem weniger Strom verbrauchen, da verschiedene technische Einrichtungen im Wasserwerk Eichenkamp nicht mehr benötigt würden. Auch sei ein hohes Maß an Versorgungssicherheit gegeben.

Röttger argumentierte unter anderem mit dem Preis. Das Wasser des WBV sei "unschlagbar günstig", sagte er. Auch habe die Stadt Einflussmöglichkeiten auf den Verband, weil sie, anders als im Fall des WTV, Mitglied sei - und auch bleiben müsse. Das bezweifelte Eckschlag wiederum.

Die Diskussion um hartes und weiches Wasser sei nur eine emotionale mit letztlich "weichen Fakten", argumentierte Röttger weiter. Unbestreitbar seien hingegen die Mehrkosten eines Wasserwechsels. "Sie haben aktuell eine fantastische Versorgungssituation", sagte er dem Publikum.

Aus den Zuhörerreihen kamen einige Fragen. Er sei Inhaber einer Bäckerei und verbrauche viel Wasser, sagte etwa ein Teilnehmer. Er hatte mit Blick auf den Preis kein Verständnis, dass die Wasserversorgung geändert werden soll: "Das ist ja wahnsinnig." Ein anderer hielt dagegen: Das WTV-Wasser sei "fantastisch" und die Menschen in der Stadt wollten es wiederhaben, befand er. Zum Beweis für das seiner Ansicht nach aktuell schlechte Bornheimer Wasser hatte er einen verkalkten Kochtopf mitgebracht. Ein dritter Besucher stimmte ihm zu. Er sei aus Bonn nach Bornheim gezogen. "In Bonn haben wir den Wasserkocher einmal im Jahr entkalkt, in Bornheim tun wir es alle drei Wochen."

Ein Teilnehmer aus Wesseling bemängelte, dass bei dieser Veranstaltung kein Wort über die politischen Absichten des Wasserwechsels falle. Der Wechsel habe auch Auswirkungen auf die Verbraucher in Wesseling, da der WBV-Preis dann dort steigen könnte. "Ein großer Versorger macht einen kleineren kaputt", meinte er. Der Wasserwechsel sei eine Kosten-Nutzen-Frage, sagte eine Bewohnerin Sechtems. "Ich bin nicht bereit, dafür mehr zu zahlen", stellte sie klar. Die Meinung einer Uedorferin: "Es ist eine individuelle Sache. Mein Wunsch ist weicheres Wasser."

Härtegrade und Rechtsfragen

Seit gut zwei Jahren diskutiert die Politik bereits über die Zukunft der Bornheimer Wasserversorgung. Geht es nach CDU, Grünen und ABB, soll die Stadt ihr Wasser vollständig vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) erhalten. Während die Umstellung dem Willen der Fraktionen nach im Großteil der Stadt zum nächstmöglichen Zeitpunkt umgesetzt werden soll, sollen die Rheinorte vorerst ein Wassergemisch erhalten, das zu 70 Prozent vom WTV sowie zu 30 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) kommen soll. Dafür sollen geringere Gebühren fällig werden als im Rest der Stadt. Langfristig sollen aber auch Hersel, Uedorf und Widdig komplett vom WTV versorgt werden.

Bislang erhält die gesamte Stadt ein Wassergemisch von 25 Prozent WTV- und 75 Prozent WBV-Wasser. Mit knapper Mehrheit beschloss der Stadtrat am 7. Mai, dass Bürgermeister Wolfgang Henseler die entsprechenden Verhandlungen mit WTV und WBV gemäß dem Willen von CDU, Grünen und ABB aufnehmen soll.

Erhebliche Mehrkosten möglich

Hintergrund ist die Wasserhärte. Das aktuelle Bornheimer Gemisch liegt bei 13 Grad deutscher Härte (dH) und gilt damit als mittelhart. Reines WTV-Wasser liegt bei circa sieben Grad dH und gilt somit als weich. Je härter das Wasser ist, desto höher muss etwa Waschmittel dosiert werden. Allerdings ist das WTV-Wasser teurer als das des WBV.

Dazu kommen laut Henseler weitere Mehrkosten: rund 581 000 Euro für netzinterne Anpassungen sowie ein Jahresbeitrag von 240 000 Euro an den WBV. Die Stadt ist in diesem Mitglied und kann ihn aus rechtlichen Gründen wohl auch nicht verlassen, selbst wenn sie kein Wasser mehr von ihm erhielte. Somit kämen Mehrkosten auf die Stadt beziehungsweise den Steuer- und Gebührenzahler zu. Am 3. Dezember wird sich der Rat erneut mit dem Thema befassen. Bis dahin will Henseler mit Hilfe einer Kanzlei mehrere rechtliche Fragen zu einer möglichen Umstellung auf eine WTV-Vollversorgung klären.

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