Welt-Alzheimertag Frühzeitig Hilfe in Anspruch nehmen

BORNHEIM-HERSEL · Der nette ältere Herr aus der Nachbarschaft hat sich verändert. Noch vor kurzem grüßte er freundlich und hielt gerne mal ein Schwätzchen am Gartenzaun. Nun läuft er mit hochgezogenen Schultern durch die Straße und würdigt alte Bekannte keines Blickes mehr.

"Was ist passiert?", fragen sich besorgte Nachbarn - und treffen auf eine Mauer des Schweigens. Wenn aus einer Veränderung der Persönlichkeit oder vorgeblicher Schusseligkeit plötzlich die Diagnose Demenz wird, ist dies für Betroffene und deren Angehörige ein Schock, der nicht selten mit Scham, Angst und großer Unsicherheit einhergeht.

Auf die Krankheit, an der in Deutschland rund 1,5 Millionen Menschen leiden, macht seit 1994 der Welt-Alzheimertag am 21. September aufmerksam. Jedes Jahr organisieren die örtlichen Alzheimer-Gesellschaften und Selbsthilfegruppen eine Reihe von Veranstaltungen. Mit Vorträgen, Tagungen oder Benefizkonzerten soll die Öffentlichkeit mit der Krankheit konfrontiert werden. Auch die beiden Qualitätszirkel Demenz im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis machen dabei mit. Gemäß dem diesjährigen Motto "Jede(r) kann etwas tun" standen am Donnerstag im Herseler Seniorenhaus Sankt Angela betreuende Angehörige im Fokus des Treffens.

"Die Veranstaltung soll dazu beitragen, Hemmschwellen abzubauen. Gleichzeitig sollen Angehörige ermutigt werden, möglichst früh Hilfe und Unterstützung anzunehmen", erklärte Andrea Schmidt von der Fachberatungsstelle "ADele" im Sozialpsychiatrischen Zentrum (SPZ) Meckenheim, die die beiden Qualitätszirkel der Kommunen Bornheim und Alfter sowie Rheinbach, Meckenheim und Umgebung moderiert.

"Es ist wichtig, die Angehörigen von Demenzerkrankten in ihrer schwierigen und belastenden Aufgabe zu sehen und wertzuschätzen", so Schmidt. Ganze drei Jahre lang schaffte es Manfred Henneberger, die Alzheimer-Erkrankung seiner Frau "geheim" zu halten.

"Sprich mit niemandem darüber. Das will ich selber machen", lautete ihre Ansage, an die sich der inzwischen 77-Jährige widerwillig hielt. Doch irgendwann konnte er nicht mehr schweigen. "Mir wurde klar: Wenn unsere Bekannten und Nachbarn Bescheid wissen, können sie viel besser mit dem Verhalten meiner Frau umgehen."

Waltraut Duda, deren Mann vor vier Jahren die Diagnose bekam, konnte ihren Mann nicht mehr in den eigenen vier Wänden versorgen. "Es ging zu Hause nicht mehr. Ich konnte keinen Schritt mehr ohne ihn tun." Irgendwann reichte die Tagespflege nicht mehr aus, so dass sie sich schweren Herzens für ein Altersheim in Meckenheim entschied.

"Dort besuche ich ihn jeden Tag. Wenn ich bei ihm bin, kann ich mich nur ihm widmen. Wir schauen Familienalben an oder spielen. Das ist positive, wertvolle Zeit."

Irmtraut Ley wiederum pflegt ihren Mann zu Hause. Die Frontotemporale Demenz, an der ihr Mann leidet, bringt schwere Veränderungen der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens mit sich. Der Besuch einer Selbsthilfegruppe für Angehörige gibt ihr Kraft. Als Betroffener berichtete Herbert Löffler von seiner Krankheit.

Nachdem er im Jahr 2010 die Diagnose Alzheimer im Frühstadium bekam, gründete er die Selbsthilfegruppe "Demenz" für Frühbetroffene, die von einer Mitarbeiterin des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) Eitorf/Siebengebirge fachlich begleitet wird. "Hier können Fragen zu allen Themen rund um die Erkrankung angesprochen werden", erklärte Löffler.

"Dreh- und Angelpunkt ist eine gute Selbsthilfegruppe und gute Beratung", fasste Helge Güldenzoph, Vorsitzender der Alzheimer-Gesellschaft Bonn, zusammen.

Kontaktadressen

Allgemeine Informationen: www.rsk-gesundheitsportal.de

ADele Sozialpsychiatrisches Zentrum (SPZ) in Meckenheim: www.skm-rhein-sieg.de

Selbsthilfegruppe "Demenz" für Frühbetroffene: Sie trifft sich alle 14 Tage montags um 15 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus, Dollendorfer Straße 399 in Königswinter-Heisterbacherrott. E-Mail: geronto.spz@awo-bnsu.de

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