Interview mit Hannah Kaufhold Flüchtlingssozialarbeiterin betreut 243 Asylbewerber

BORNHEIM · Insgesamt 243 Flüchtlinge, darunter 72 Kinder und Jugendliche, leben zurzeit in Wohnheimen in Bornheim, Merten und Waldorf sowie in Häusern und Wohnungen, die die Stadt angemietet hat.

Um eine bessere Betreuung der Asylbewerber zu gewährleisten, hat die Stadt Bornheim in Kooperation mit dem Caritasverband Rhein-Sieg eine neue Stelle der Flüchtlingssozialarbeit geschaffen. Mit der Flüchtlingssozialarbeiterin Hannah Kaufhold, die ihre Stelle am 1. Februar angetreten hat, sprach GA-Mitarbeiterin Susanne Träupmann.

Wie haben Sie die erste Zeit erlebt?
Hannah Kaufhold: Die Tätigkeit ist sehr spannend, da sie vielfältig ist. Ich habe in den vergangenen Wochen eine Bestandsaufnahme der bestehenden Strukturen gemacht. So habe ich mir unter anderem die bestehenden Angebote für Flüchtlinge angesehen und habe die internationale Förderklasse des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums besucht. Dabei habe ich viele Menschen kennengelernt, habe Kontakte zu wichtigen Stellen wie unter anderem dem Jugendamt geknüpft und bin nun dabei, ein Netzwerk mit allen Flüchtlingsarbeits- und -helferkreisen sowie privaten Unterstützern aufzubauen.

Warum haben Sie sich gerade in Bornheim beworben?
Kaufhold: Es war immer mein Wunsch, in der Migrationsarbeit tätig zu sein. Ich habe meine Masterarbeit in Zusammenarbeit mit dem Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln über Zukunftsperspektiven für Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft geschrieben. Als die Stelle ausgeschrieben wurde, passte es einfach.

Wie waren die Voraussetzungen, als Sie Ihre Tätigkeit in Bornheim aufnahmen?
Kaufhold: Die Rahmenbedingungen für eine gute Flüchtlingsarbeit waren in Bornheim mit der Bornheimer Erklärung und dem Konzept zur Unterbringung und Betreuung gegeben. Ich war und bin beeindruckt von allem, was es hier an Hilfen schon gab. Besonders das ehrenamtliche Engagement der Bevölkerung finde ich toll. Durch die Ehrenamtlichen wird eine Form der Willkommenskultur praktisch gelebt. Dennoch ist die derzeitige Situation durch den immensen Anstieg der Flüchtlinge und Asylbewerber für alle Beteiligten auch eine sehr große Herausforderung.

Welche Aufgaben gehören zu Ihrem Tätigkeitsbereich?
Kaufhold: Ich berate Asylbewerber in Einzelgesprächen in meiner Sprechstunde oder vor Ort in den Unterkünften. Dann kümmere ich mich im Sinne gemeinwesenorientierter Arbeit um eine verbesserte soziale Einbindung der Flüchtlinge in ihre Stadtteile, in die dortigen Vereine, pflege Kontakte zu Kindergärten und Schulen, organisiere, halte und knüpfe Kontakte zu den ehrenamtlichen Helfern. Außerdem bin ich der Ansprechpartner für die Nachbarn der Wohnheime, falls Probleme auftauchen.

Welchen Schwerpunkt haben Sie sich für Ihre Arbeit überlegt?
Kaufhold: Für mich ist es wichtig, den Leuten eine Alltagsstruktur in der Gestaltung ihrer Freizeit zu geben. Dabei spielen Sport und Sprachkurse eine große Rolle. Aber auch Ausflüge unterteilen den Tagesablauf. So haben wir letztens mit 21 Flüchtlingen einen Ausflug zu einem Basketballspiel nach Sechtem unternommen. Den Teilnehmern hat das viel Spaß gemacht.

Wie möchten Sie die Betreuung der Flüchtlinge künftig verbessern?
Kaufhold: Ich möchte die Willkommenskultur nachhaltig verbessern. Durch Begegnungsfeste zum Beispiel soll die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert werden. Außerdem brauchen wir zusätzliche Sprachkursusangebote, und ich möchte den Kontakt zu den Sportvereinen ausbauen. Denn gerade beim Sport spielt Sprache nur eine untergeordnete Rolle. Zurzeit lote ich die Zugangsbedingungen zum Arbeitsmarkt aus. Im Juni starten wir ein Umfrageprojekt bei den Asylbewerbern, um ihre beruflichen Voraussetzungen und ihre Arbeitswünsche abzufragen. Die Jugendlichen können ihre Ausbildungswünschen nennen. In der Überlegung ist auch die Veröffentlichung einer Broschüre, in der den Flüchtlingen eine Orientierung für Behörden und Dienstleistungen gegeben werden könnte.

Welche weiteren Ziele verfolgen Sie?
Kaufhold: Eine Schulung der Ehrenamtlichen finde ich wichtig. Dabei sollen sie zum einen für den interkulturellen Austausch sensibilisiert werden, zum anderen soll ihnen die Notwendigkeit einer nötigen emotionalen Abgrenzung vermittelt werden. Denn vielen Helfern geht das Schicksal ihrer Schützlinge sehr nahe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort