Interview mit Tipp-Kick-Crack Henning Horn aus Bornheim-Rösberg "Filzrasen ist schnell blank"

Tipp-Kick ist ein Spaß, der nicht nur auf dem Fußboden oder am Esstisch Fans findet. Henning Horn aus Bornheim-Rösberg organisiert die an diesem Samstag in der Rösberger Markusschule stattfindende Westdeutsche Einzelmeisterschaft im Tipp-Kick.

 Beine aus Stahl und viel Ballgefühl: Wer schon immer mal echten Tipp-Kick-Cracks beim Spielen zusehen wollte, der ist an diesem Samstag in Bornheim-Rösberg richtig. Henning Horn organisiert federführend die Westdeutsche Einzelmeisterschaft im Tipp-Kick.

Beine aus Stahl und viel Ballgefühl: Wer schon immer mal echten Tipp-Kick-Cracks beim Spielen zusehen wollte, der ist an diesem Samstag in Bornheim-Rösberg richtig. Henning Horn organisiert federführend die Westdeutsche Einzelmeisterschaft im Tipp-Kick.

Foto: Wolfgang Henry

Wie kamen Sie dazu, Fußbälle per Knopfdruck übers Spielfeld zu bewegen?
Henning Horn: Ich spiele seit 25 Jahren Tipp-Kick, habe mit 15 angefangen. Ein Onkel hatte das Spiel zu Hause - so ging es los. Meine Freunde und ich haben danach etwa zwei Jahre lang nahezu jeden Tag Tipp-Kick gespielt und uns selbst ein Stadion gebaut - damals mit Modellbahnrasen. Denn der ursprüngliche Filzrasenteppich aus der Packung war schnell blank.

Das eigene Stadion hat also Ihre Karriere beflügelt?
Horn: Na gut, das Ganze hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich beim Hersteller nachgefragt habe, ob es Ligen gibt. Dann habe ich in Bramsche, unweit von meiner Heimatstadt Osnabrück, meinen ersten Tipp-Kick-Verein gegründet.

Wie oft im Jahr sind Sie für Tipp-Kick unterwegs?
Horn: Es gibt in Deutschland nur vier bis fünf Mannschaften, die um die Deutsche Meisterschaft mitspielen. Es sind vier Spieltermine mit jeweils zwei Meisterschaftsspielen in der Liga, außerdem noch vier bis sechs Turniere pro Jahr. Ich bin allerdings auch als Spielleiter für den Süden Deutschlands, also für Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, und die Partien der 2. Liga in NRW vier Tage pro Monat mit Verbandsarbeit beschäftigt.

Wie sieht der typische Tipp-Kick-Spieler aus? Sind es Ex-Fußballer, die es etwas ruhiger angehen lassen wollen?
Horn: Das lässt sich schwer sagen. Ich kenne viele, die gar kein Fußball spielen oder gespielt haben. In meiner Mannschaft der SG Karlsruhe/Mainz sind vier Spieler aus vier Bundesländern vereint. Einer betreibt eine Nachhilfeschule für Mathematik, einer ist Steinmetz, der Dritte im Bunde Onlinejournalist, der unter anderem von den Spielen des Fußballbundesligisten FSV Mainz 05 berichtet, und ich selbst bin Bauzeichner von Beruf. Sie sehen: Die Vielfalt könnte größer nicht sein.

Was erwartet die Zuschauer, die heute bei der Westdeutschen Meisterschaft in der Rösberger Markusschule dabei sein wollen?
Horn: Wir haben 88 Spieleranmeldungen. Es wird auf 22 Platten gespielt. Alleine in der Vorrunde gibt es zehn Spiele à zehn Minuten. Von 10 bis 20 Uhr werden durchgängig Spiele zu sehen sein. Der Eintritt ist übrigens frei. Wenn das Spiel läuft, haben es die Spieler aber nicht so gerne, wenn sie direkt angesprochen werden. Die Westdeutsche Meisterschaft ist für uns eine Art Generalprobe: Im nächsten Jahr wollen wir die Deutsche Meisterschaft in Rösberg organisieren. Es ist die 50. deutsche Einzelmeisterschaft. Da werden wir richtig was auf die Beine stellen. Wir erwarten 200 Teilnehmer, die an zwei Tagen spielen.

Sie sprechen von Spielplatten. Sehen die anders aus als die, die man aus dem Spielzeughandel kennt?
Horn: Es sieht in der Tat ein wenig anders aus. Es gibt keine Spielfläche zum Ausrollen, sondern eine feste Tischplatte mit fest aufgeklebtem Filz. Die Tore sind aus Stahl, ebenso wie die Spieler, die für gewöhnlich aus Gusseisen sind. Der Torwart hat keine Knöpfe, er ist an einer Stange befestigt und kann so viel besser kontrolliert werden. Die Spieler haben ein abgekantetes Schussbein - es sieht eher so aus wie eine Prothese.

Was lässt sich damit anstellen?
Horn: Durch die kantigen Füße lässt sich der Ball geschickter anstoßen. Man lernt so das 'Farbe legen'.

Also, dass der schwarz-weiße Ball nach einem Schuss immer die Farbe zeigt, die ich haben möchte?
Horn: Ja. Alle Tipp-Kick-Ligaspieler sind in der Lage, ihre Farbe zu halten. Ich denke, die guten Spieler mit einer Erfolgsquote von nahezu 100 Prozent. Das heißt: Sie können nach einem Ab-, Ein- oder Anstoß einen Torschuss wagen, denn erst der zweite Schuss darf aufs Tor gehen. Es gibt Spieler, die sind in der Lage, einen Eckball direkt ins Tor zu verwandeln.

Den Trick müssen Sie erklären.
Horn: Der Ball geht hoch, über den Torwart hinweg und tippt dann so auf, dass er nach dem Aufprall direkt ins Tor geht. Die Guten schaffen pro Spiel ein bis zwei Tore durch direkt verwandelte Eckstöße. Das muss man gesehen haben!

Sehen Sie sich als Tipp-Kick-Spieler oder Tipp-Kick-Sportler?
Horn: Es ist ein Sport. Man kommt während eines Turniers richtig ins Schwitzen - wegen der hohen Konzentration. Wenn du ohne Anspannung in ein Spiel gehst, bekommst du eins auf die Mütze.

Zur Person

Henning Horn (40) wuchs in Osnabrück auf und lebt in Bornheim-Rösberg. Er arbeitet als Bauzeichner auf der Grafschaft. Der passionierte Tipp-Kick-Spieler organisiert die Westdeutsche Einzelmeisterschaft, die heute von 10 bis 20 Uhr in der Turnhalle der Markusschule in Rösberg, Weberstraße 19, ansteht - Eintritt frei. Außerdem ist Horn Vorsitzender des SSV Rösberg. Unter www.deutscher-tipp-kick-verband.de gibt es mehr Infos zum Turnier.

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