Interview mit Gabriele Knütter vom Seniorenbeirat "Es gibt noch viel zu tun"

BORNHEIM · Seit zwei Monaten ist sie im Amt: Gabriela Knütter, die neue Vorsitzende des Bornheimer Seniorenbeirats, der sich erstmals 2010 konstituierte. Damals übernahm die 64-jährige Sozialpädagogin aus Rösberg den Posten der Vize-Chefin, den sie eigentlich behalten wollte.

 Definitiv nicht barrierefrei: Die lange Treppe zum Haltepunkt der Linie 18 in Dersdorf.

Definitiv nicht barrierefrei: Die lange Treppe zum Haltepunkt der Linie 18 in Dersdorf.

Foto: Schmitt

Stattdessen führt sie jetzt das Gremium für die nächsten sechs Jahre an. Mit Gabriela Knütter sprach Susanne Träupmann.

Sie waren selbst Mitglied im ersten Seniorenbeirat. Wie bewerten Sie dessen Arbeit?

Gabriela Knütter: Es war eine schwierige Periode. Wir mussten erst einmal ausloten, was geht und was nicht geht. Dann trat Helga Frechen als Vorsitzende aus Gesundheitsgründen zurück. Trotzdem haben wir von 2010 bis 2014 viel bewirkt. Wir bieten etwa die Notfallkarte für Senioren an. Das heißt, alle wichtigen Daten wie die Kontaktdaten des Arztes oder Krankheiten sind da vermerkt. Außerdem bieten wir Sprachpatenschaften an. Senioren gehen in die Schulen und unterstützen vor allem Kinder mit Migrationshintergrund beim Lernen. Des Weiteren haben wir das Projekt "Seniorenfreundliches Bornheim" initiiert.

Was hat es mit dem Projekt auf sich?

Knütter: Wir kümmern uns um alle Belange, die Senioren angehen. So haben wir als Seniorenbeirat unter anderem sämtliche Außenanlagen der Seniorenheime kritisch unter die Lupe genommen. Dabei haben wir festgestellt, dass zum Beispiel an der Stichstraße vor dem Sankt-Angela-Heim in Hersel eine Laterne so ungünstig platziert ist, dass die Leute mit dem Rollator nicht vorbeifahren können. Das Projekt steht weiterhin auf unserer Agenda.

Ist Bornheim generell eine seniorenfreundliche Stadt?

Knütter: Noch nicht, aber wir arbeiten dran. Es gibt noch viel zu tun. So sind zum Beispiel in den kleineren Orten die Bürgersteige zu hoch und nicht rollatorgeeignet. In vielen Orten gibt es auch keine Läden mehr. Ältere Menschen haben Schwierigkeiten einzukaufen und sind auf ihre Familien angewiesen. Durch die Überalterung der Gesellschaft werden die mangelnden Einkaufsmöglichkeiten für Senioren in kleineren Orten zum Problem der Zukunft.

Sie haben einen Etat von 5000 Euro im Jahr. Was machen Sie mit dem Geld?

Knütter: Vor der Neuwahl des Seniorenbeirates hat der alte Beirat jedem Ortsteil eine Bank gestiftet. Außerdem haben wir in Waldorf einen Bouleplatz eingerichtet. Was wir im kommenden Jahr finanzieren werden, wissen wir noch nicht.

Hat der Seniorenbeirat genügend Kompetenz, um Interessen durchzusetzen?

Knütter: Nein. Wir haben nur beratende Funktion in der Kommunalpolitik. Aber ich glaube, dass wir unsere Anliegen mit genügend Kompetenz und Hartnäckigkeit deutlich machen werden.

Welche Ziele haben Sie für die kommende Periode?

Knütter: Wir werden mehr Sitzungen im Jahr abhalten. Traf sich der erste Seniorenbeirat zwei Mal in zwölf Monaten, so wird dies bei uns voraussichtlich vier Mal sein. Außerdem wollen wir verschiedene Arbeitsgruppen bilden, in denen nicht nur die Mitglieder des Seniorenbeirats aus den einzelnen Ortsteilen vertreten sind, sondern auch stellvertretende Mitglieder.

Welche Arbeitsgruppen gibt es?

Knütter: Die Gruppe "Seniorenfreundliches Bornheim" soll den Ist- und den Soll-Zustand einer seniorenfreundlichen Stadt festhalten. Der Arbeitskreis "Soziale Arbeit" soll sich mit dem Thema "Altersarmut" hier bei uns befassen und sich auch um die Senioren unter den in Bornheim ankommenden Flüchtlingen kümmern. Zudem soll sich ein Arbeitskreis um Einkaufsmöglichkeiten in den Ortsteilen bemühen. Mir schweben zum Beispiel ein sogenannter Einkaufsbus für ältere Menschen oder Einkaufspaten vor.

Von den 15 Mitgliedern des Seniorenbeirates sind mehr als die Hälfte neu hinzugekommen. Gibt es da auch neue Impulse?

Knütter: Ja. So ist zum Beispiel eine ehemalige Lehrerin des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, Madeleine Will, bei uns aktiv dabei. Sie will sich engagiert in die Stadtplanung einbringen.

Freuen Sie sich auf die kommenden Jahre als Vorsitzende?

Knütter: Ich finde es schön, dass ich dabei hoffentlich etwas bewegen kann.

Zur Person

Gabriela Knütter wurde 1950 in Düsseldorf geboren. Ab 1956 wuchs sie in Köln auf und studierte von 1972 bis 1975 Sozialpädagogik. Als freiberufliche Dozentin für Psychologie und Verhaltenstraining war sie an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Köln tätig. Knütter ist verheiratet und wohnt seit 1986 in Rösberg. Seit 2010 engagiert sie sich für den Seniorenbeirat.

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