34 Personen in Krankenhäusern Entwarnung nach Chemie-Unfall in Sechtem

Bornheim · Großeinsatz für Rettungskräfte in Bornheim: Aus einem Tankwagen ist am Vormittag Salpetersäure ausgetreten und reagierte in Kombination mit einer noch unbekannten Chemikalie. Rund 40 Personen mussten ins Krankenhaus, erst am frühen Abend gab es Entwarnung für 5000 Anwohner.

19.40 Uhr: Nach und nach kommen nun weitere Erkenntnisse zu Tage: So trat letztlich nur aus einer, der mittleren der drei Kammern des Silozugs, Säure aus. Konkret handelte es sich dabei um eine Mischung aus Salpeter-, Phosphor- und Schwefelsäure. Unbeschadet abgepumpt wurde aus der dritten Kammer Natriumlauge, die erste Kammer war leer.

18.50 Uhr: Der Spezialtank, in den das Salpetersäure-Gemisch abgepumpt wurde, ist mittlerweile vom Unfallort abgefahren. Wohin die Säure gebracht wird, ist bislang genauso unbekannt, wie die Ursache für den Unfall. Geklärt ist unterdessen, wieso die Schließung des Deckels letztlich doch fehlschlug: Dieser hatte sich bezogen und ließ sich nicht mehr gesichert abschließen.

18.30 Uhr: Jetzt aber! Die Feuerwehr gibt offiziell Entwarnung. Die Chemikalien wurden umgefüllt und es besteht keine Gefahr mehr für die Bevölkerung. Nach stundenlangem Einsatz von 160 Rettungskräften, konnte die gefährliche Substanz gesichert werden. Insgesamt wurden 34 Personen vorsorglich zur Untersuchung in die umliegenden Krankenhäuser. Laut Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg sind bislang aber keine schwereren Verletzungen festgestellt worden.

Chemie-Unfall in Sechtem
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16.30 Uhr: Der Versuch, die Luke des Lkw wieder zuschließen, hat wohl zunächst doch nicht so funktioniert wie gehofft. Nun kommt ein Spezialtank zum Einsatz. In diesen soll das Stoffgemisch umgepumpt werden. Solange gilt weiterhin keine Entwarnung, die Fenster und Türen sollten weiterhin geschlossen bleiben.

15 Uhr: Nachdem der obere Deckel des 40-Tonners wieder verschlossen ist und keine braunen Dämpfe mehr aus dem Inneren des Tankwagens aufsteigen, fällt am Einsatzort an der Marie-Curie-Straße zumindest ein Stück der Anspannung weg. Nach wie vor beobachten die Einsatzkräfte den Lastzug und messen die Luftwerte im Umfeld. Die eingesetzten Feuerwehrleute aus Bornheim und dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis stärken sich außerdem mit Leberkäsbrötchen sowie jeder Menge Mineralwasser und Fassbrause bei mehr als 25 Grad Celsius im Schatten. (qm)

13.45 Uhr: Zunächst hatte die Feuerwehr beschlossen, den Deckel des Silowagens nicht zu schließen, da sich im Inneren eventuell Druck bilden könnte. Nun hat die Wehr aber entschieden, den Silowagen doch zu schließen, damit keine weiteren Stoffe ausströmen können. Mit welchem Stoff sich die Salpetersäure verbunden hat, ist noch nicht geklärt.

12.55 Uhr: 160 Einsatzkräfte der Feuerwehr sind mittlerweile im Gewerbegebiet in Sechtem vor Ort. Weiterhin ist nicht klar, mit welchem Stoff sich die Salpetersäure aus einer Kammer des Silozuges verbunden hat. Anwohner und Mitarbeiter anliegender Firmen sollen weiterhin im Gebäude bleiben und Fenster und Türen geschlossen halten.

12 Uhr: Nach bisherigem Stand wurden bei dem Unfall 17 Personen verletzt, die alle ins Krankenhaus gebracht wurden.

11. 30 Uhr: Feuerwehr-Pressesprecher Ulrich Breuer teilt mit, dass sich bei Ab- und Umfüllarbeiten an einem Mehrkammer-Silozug Salpetersäure mit einem anderen Stoff verbunden hat. Die entstandene Verbindung trat daraufhin aus dem Silozug aus. Die Schadstoffemission hat die Umgebung belastet. Als erste Maßnahmen hat die Wehr das Gebiet evakuiert - vornehmlich mussten Mitarbeiter der umliegenden Firmen ihre Arbeitsplätze verlassen.

Mit einem großen Wasserschleier versuchten die Experten, die ausgetretenen gefährlichen Dämpfe niederzudrücken.

Anschließend soll der Silozug schnellstens wieder abgedichtet werden.

11.15 Uhr: Laut der Bonner Polizeisprecherin Daniela Lindemann ist ein noch nicht näher bezeichneter Gefahrstoff aus dem Laderaum eines Lastwagens ausgelaufen. Schauplatz des Großeinsatzes ist die Marie-Curie-Straße.

Es ist, so die Pressestelle des Rhein-Sieg-Kreises ein ätzender Stoff ausgetreten, der gesundheitsgefährdend für Menschen ist und nicht eingeatmet werden sollte.

Da es witterungsbedingt nicht auszuschließen ist, dass der Stoff sich in Richtung der Ortschaft Bornheim- Sechtem ausbreitet, wurde die Bevölkerung durch Sirenen gewarnt. Darüber hinaus erfolgt die Warnung der Bevölkerung über direkte Durchsagen bei Radio Bonn/Rhein-Sieg, dass Fenster und Türen geschlossen bleiben und auch Klimaanlagen ausgestellt werden sollen; auch der Hörfunksender WDR 2 wurde seitens der Leitstelle des Rhein-Sieg-Kreises informiert.

Derzeit wird der Bahnhof in Bornheim-Sechtem nicht angefahren. Vor Ort sind zwei Notärzte, vier Rettungswagen, sechs Löschgruppen und eine große Messkomponente im Einsatz.

Was ist Salpetersäure?

(Nach der Nomenklatur der IUPAC Hydrogennitrat genannt) ist die bekannteste und stabilste Sauerstoffsäure des Stickstoffs. Der Name leitet sich vom Salpeter ab, aus dem sie durch Zugabe einer stärkeren Säure (Salzsäure, Schwefelsäure) gewonnen werden kann.

Als starke anorganische Säure zählt sie zu den Mineralsäuren. Ihre Salze und Ester heißen Nitrate. Die Salze werden auch mit dem Trivialnamen "-salpeter" gekennzeichnet, zum Beispiel Chilesalpeter, (Kali-)Salpeter, Ammonsalpeter, Kalksalpeter, Barytsalpeter oder Mauersalpeter.

Salpetersäure ist ätzend und brandfördernd. Es ist mit Wasser mischbar, bei Kontakt mit Ethanol entsteht eine heftige Reaktion.

Verwendung

Salpetersäure ist einer der wichtigsten Grundstoffe der chemischen Industrie. Sie dient:

  • in Form ihrer Salze (Nitrate) als Düngemittel und für Explosivstoffe,
  • als Silbernitrat für die Photoindustrie,
  • als Scheidewasser zur Trennung (Quartation) von Gold und Silber (Silber wird aufgelöst)
  • in Mischungen mit Salzsäure als Königswasser zum Auflösen von Gold sowie zum Vergolden und zum Nachweisen von Gold
  • zum Beizen und Brennen von Metallen (grafische und galvanische Technik),
  • zur Nitrierung von organischen Stoffen bei der Herstellung von Farbstoffen, Heilmitteln, Explosivstoffen und Desinfektionsmitteln,
  • in Form ihrer Ester zur Herstellung von Explosivstoffen (Sprengöl), Celluloid, Nitro- und Zaponlacke,
  • zum Polieren von Metallen.

Kontakt

Direkter Kontakt mit Haut oder Augen kann zu schweren Verätzungen führen.

(Quelle: www.chemie.de)

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