Windenergie in Bornheim Energie für 6000 Haushalte durch sechs Windräder

BORNHEIM · Einen kompletten Aktenordner ist er dick, der Genehmigungsantrag für sechs Windräder bei Sechtem. Gestern hat die Firma Enercon aus dem ostfriesischen Aurich ihn nach Jahren der Planung beim Rhein-Sieg-Kreis abgegeben. Gleich danach ging es ins Bornheimer Rathaus, wo Enercon-Vertreter Martin Rolfes die Pläne vorstellte.

Beantragt ist der Bau von sechs Windrädern des Typs E-92 mit einer Spitzenleistung von 2,35 Megawatt. Sie werden eine Turmhöhe von 104 Metern sowie einen Rotordurchmesser von 92 Metern haben; damit reichen die Riesen 150 Meter in die Höhe. Kostenpunkt: rund 3,3 Millionen Euro pro Anlage. Laut Umweltwissenschaftler Rolfes wird ein jährlicher Stromertrag des Windparks von etwa 24 Millionen Kilowattstunden erwartet. Rund 6000 Vier-Personen-Haushalte und somit etwa ein Drittel der Stadt könnten so direkt vor Ort versorgt werden.

"Wir betreten hier Neuland", sagte Rolfes. "Es ist der erste Genehmigungsantrag für Windenergie überhaupt beim Rhein-Sieg-Kreis." Er rechnet damit, dass eine Genehmigung in etwa einem halben Jahr vorliegen könnte, so dass "wir im Herbst mit den ersten Arbeiten an den Wegen und Fundamenten beginnen können". Mitte 2015 könnten die Windräder dann Strom produzieren, so der Umweltwissenschaftler weiter.

Insgesamt sei das Thema Windenergie ein langwieriges. "Es sind sehr viele Akteure beteiligt, die alle unter einen Hut gebracht werden mussten." Allein wegen des Naturschutzes sei die Firma die Konzentrationszone rund 30 Mal abgegangen, um etwa Brutvögel und Fledermäuse zu kartieren. Rolfes: "Ohne Windenergie an Land können wir aus unserer Sicht die Energiewende aber nicht schaffen."

Seit 2007 ist Enercon daran interessiert, Windanlagen im Stadtgebiet Bornheim zu installieren. Damals stellte die Firma einen Antrag auf Änderung der Konzentrationszone im Flächennutzungsplan. Bis dahin waren lediglich Anlagen bis zu einer Höhe von 100 Metern erlaubt. Im Mai 2011 passte die Stadt die Vorgaben an. Seither dürfen die Anlagen auf einer 60 Quadratkilometer großen Fläche rund um die Hochspannungsleitungen bei Sechtem bis zu 150 Meter in die Höhe wachsen.

Laut Bürgermeister Wolfgang Henseler ist mit der Antragsabgabe "ein entscheidender weiterer Schritt auf dem Weg zum Windpark Bornheim" getan. Er werde zusätzlich zu den Photovoltaikanlagen und der Biogasanlage das wesentliche Standbein der regenerativen Energieerzeugung bilden. Er betont aber auch, dass damit das Potenzial der Konzentrationszone ausgeschöpft sei. Bislang dreht sich in Bornheim nur ein Windrad der RWE neben dem Umspannwerk in Sechtem - und dies seit 1997.

Per Bürgerwindrad sollen sich die Menschen an zwei der sechs Anlagen beteiligen können. Vorgesehen ist ein Genossenschaftsmodell, bei dem die einzelnen Anteile laut Ulrich Rehbann, Vorsitzender des Stadtbetriebs, nicht unter 1000 Euro liegen sollen. Henseler ist zuversichtlich, dass sich viele Interessenten finden, um ausreichend Geld dafür aufzubringen. Es hätten sich bereits einige gemeldet.

Zudem könnte es für die Nachbarkommunen interessant sein. Schafft die Stadt es nicht, wird Enercon alle sechs Räder betreiben. Dabei profitiert Bornheim besonders von den Gewerbesteuereinnahmen. Die Landwirte, deren Flächen genutzt werden, werden über eine Pacht entschädigt.

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