Ausflug für Bornheimer Flüchtlinge Einen Tag die Sorgen vergessen

BORNHEIM · Nur wenige Zentimeter rauscht der Weißkopfseeadler über die Köpfe der Zuschauer im Wildgehege Hellenthal in der Eifel hinweg. Angesichts der gewaltigen Schwingen, mit denen der riesige Vogel elegant durch die Lüfte gleitet, vergessen Elvira und Norgesita glatt die leckeren Lollis in ihren Händen.

 Majgan Gorbani (links) und Reza Mortazavi (rechts) spielen mit Tochter Hanna (6, rechts) und anderen Kindern auf dem Spielplatz im Park.

Majgan Gorbani (links) und Reza Mortazavi (rechts) spielen mit Tochter Hanna (6, rechts) und anderen Kindern auf dem Spielplatz im Park.

Foto: Sonja Weber

Auch die beengte Unterkunft, in der sie gemeinsam mit ihren Eltern seit Monaten in Ungewissheit leben, ist in diesem Moment ganz weit weg.

Normalerweise verbringen die beiden Mädchen einen Teil des Tages in Schule und Kindergarten - doch in den Sommerferien fehlt diese Abwechslung. "Weil es vielen Flüchtlingsfamilien ähnlich geht, kam die Idee auf, in der Ferienzeit einige Ausflüge auf die Beine zu stellen", erklärt Karen Gajewski aus Hersel, die die Tour nach Hellenthal initiierte.

Mit 60 Personen aus Hersel, Widdig, Bornheim, Waldorf und Merten machten sich fünf ehrenamtliche Helfer jetzt auf den Weg in den Wildpark, wo Ziegen, Ponys, Rehe, Füchse und Waschbären zu beobachten waren und die Kleinsten sich auf dem riesigen Spielplatz gemeinsam mit Gleichaltrigen einfach mal richtig austoben konnten. 20 Kinder im alte von unter eins bis zu 14 Jahren, sowie zehn Jugendliche verbrachten einen abwechslungsreichen Tag mit ihren Eltern, der ihnen sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Hannah Kaufhold, die seit Anfang des Jahres als Flüchtlingssozialarbeiterin in Bornheim tätig ist, war ebenfalls mit von der Partie. Sie organisierte den Bustransport und sorgte dafür, dass die Familien von dem Ausflug erfuhren. "Eigentlich sollte die Aktion schon vor zwei Wochen stattfinden, aber es hat sich gezeigt, dass viel Vorbereitung und Information nötig war", berichtet Kaufhold. Insbesondere die Flüchtlingspaten in den einzelnen Orten stellten sicher, dass die Familien tatsächlich zum vereinbarten Treffpunkt erschienen.

Jede kleine Abwechslung hilft

"Viele Familien haben das Angebot angenommen und einige sind sogar noch spontan dazugestoßen", so die Sozialarbeiterin.

Finanziert wurden Busfahrt und Eintrittsgelder über das Spendenkonto der Stadt "Asyl in Bornheim". "Diese Aktion ist ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt", freut sich Kaufhold, die den Ausflug nutzte, um mit den Familien einmal Abseits ihres Büros oder der Unterkünfte ins Gespräch zu kommen. "Es ist etwas anderes, ob man sich bei einem Beratungsgespräch gegenübersitzt oder sich in ungezwungener Atmosphäre locker unterhält."

Mit gerade mal vier Monaten war Klein-Margret die jüngste Teilnehmerin des Ausflugs. Sie genoss die frische Luft im Tuch auf Mama Patricias Rücken oder auf dem Arm anderer Teilnehmer, die sich dem Charme der jungen Dame mit den großen Kulleraugen nicht entziehen konnten. Hanna (6) und Laya (10) wagten sich mit Mama Majgan und Papa Reza auf die große Seilbahn und ins "Hamsterrad", während der dreijährige Franzi mit seinem Vater Afrim die Mini-Motorräder testete.

Nach und nach kamen sich die Kinder beim Spielen näher und auch die Erwachsenen gesellten sich trotz der Sprachbarrieren beim Picknick zueinander. Für Brigitte Hoppmann, die zukünftig Sprachkurse für Flüchtlinge in Hersel anbieten möchte, stellte die Fahrt eine gute Gelegenheit dar, ihre Schüler kennenzulernen. "Auf der Fahrt hierher war meine Sitznachbarin sehr verschlossen", berichtet die Helferin. "Jetzt strahlt sie und ist fröhlich. Da hat sich die Mühe schon gelohnt." Der Ausflug nach Hellenthal war nicht das einzige Angebot der ehrenamtlichen Helfer. Touren ins Freilichtmuseum Kommern oder ein Besuch der Bonner Stummfilmtage sind ebenfalls geplant. "Es müssen keine riesigen Aktionen sein", ist Karen Gajewski überzeugt. "Jede noch so kleine Abwechslung hilft den Flüchtlingsfamilien, ihre Sorgen und Zukunftsängste vielleicht einmal kurz in den Hintergrund treten zu lassen."

Spendenaktion

Zur Hilfe für Flüchtlinge hat die Stadt Bornheim die Spendenaktion "Asyl in Bornheim" ins Leben gerufen und ein Spendenkonto eingerichtet. Menschen, die mit Geldspenden Flüchtlingen und Flüchtlingsfamilien in ihrer Not helfen möchten, wenden sich an den Beigeordneten Markus Schnapka, Tel. 0 22 22/94 51 02. Weitere Infos sind auch unter www.bornheim.de.

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