Kochen und feiern in Merten Ein Fest der Kulturen

BORNHEIM-MERTEN · Wer sich am Samstagnachmittag dem Mertener Pfarrzentrum von St. Martin näherte, konnte schon von weitem hören, dass es hier international zugeht. Im Pfarrsaal stand Isabelle Lütz inmitten der mehr als hundert Besucher des erst vor wenigen Wochen als Idee geborenen "Festes der Kulturen" auf einem Stuhl und vermittelte zwischen den Bewohnern des Flüchtlingsheims in der Mertener Brahms-straße und den Mertener Nachbarn.

 Isabelle Lütz (mit Mikrofon) weiß Geschichten und Anekdoten zu erzählen, die dazu beitragen, dass sich Mertener und ihre neuen Nachbarn besser kennenlernen.

Isabelle Lütz (mit Mikrofon) weiß Geschichten und Anekdoten zu erzählen, die dazu beitragen, dass sich Mertener und ihre neuen Nachbarn besser kennenlernen.

Foto: Stefan Hermes

Nur über Lautsprecher konnte sie sich in dem fröhlichen Trubel Gehör verschaffen und einige gute Nachrichten verkünden. So war es vor allem für diejenigen unter den Asylsuchenden ein Grund zu feiern, wenn ihr Antrag auf Asyl angenommen wurde, und die Sorge, zurück in ihr zerstörtes oder vom Terror besetztes Land zurückgeschickt zu werden, ein Ende gefunden hat. Aber auch die Meldung, dass für manche Flüchtlingsfamilie eine Wohnung gefunden ist, trug zur guten Stimmung des Festes bei.

Mit der Intention, dass sich Vorurteile am besten durch Begegnungen abbauen lassen, beschlossen die Teilnehmer des Infoabends "Willkommen in Merten" (der GA berichtete) die Idee von Elisabeth Moritz aufzugreifen und ein gemeinsames Kochen und Essen mit den Bewohnern der Flüchtlingsheime Brahmsstraße (Merten) und Donnerbachweg (Waldorf) zu veranstalten. Pastoralreferent Richard Schultze zeigte sich erfreut über die rege Teilnahme der Mertener und ist sich sicher, dass dieses "Fest der Kulturen" erst ein Anfang des Miteinanders von Bürgern und ihren neuen Nachbarn ist. "Wir haben ganz viele Helfer. Über 50 waren auf der letzten Infoveranstaltung.

Und die meistgestellte Frage war, was brauchen die Menschen jetzt? Womit können wir helfen? Oft sind die Leute schon froh, wenn wir irgendetwas mit ihnen machen. Denen fällt in den Heimen die Decke auf den Kopf. Inzwischen werden Deutschkurse genauso wie Fußballspielen oder Spielenachmittage im Pfarrzentrum angeboten. Ich bin erstaunt", sagt Richard Schultze mit Blick in den Pfarrsaal, "wie viele persönliche Kontakte zwischen den Helfern und den Flüchtlingen entstanden sind. Viele besuchen inzwischen regelmäßig das Haus in der Brahmsstraße." Er weiß von der großen Spendenbereitschaft der Bornheimer zu berichten, so dass man langsam nicht mehr wisse, wohin mit den Möbeln oder den Kisten voller Äpfeln. "Doch was wir wirklich dringend brauchen, sind Wohnungen!"

Und hier, meint der Pastoralreferent, gibt es immer noch Vorbehalte und Berührungsängste. "Dabei sind es die nettesten Nachbarn, die man sich vorstellen kann", weiß Isabelle Lütz aus eigener Erfahrung zu ergänzen. Man brauche sich keine Sorgen zu machen. "Die Miete wird vom Sozialamt bezahlt", fügt Schultze hinzu und widerspricht damit der Annahme, dass das Anbieten einer Wohnung einer Spende gleichkommen könnte. "Als eine ältere Dame in Walberberg ins Pflegeheim kam, konnte eine Flüchtlingsfamilie die Wohnung mitsamt der kompletten Ausstattung von Möbeln über Küche bis hin zu Bettzeug übernehmen", berichtet Isabelle Lütz. Eine ideale Lösung für beide Seiten. "Ein Beispiel, das Schule machen sollte!"

Das gemeinsame Kochen und Essen zeigte sich bei den Teilnehmern des Mertener Begegnungsfestes als das richtige Mittel, erste Gemeinsamkeiten zu entdecken. Dass gegen Ende des Festes der Austausch von Telefonnummern zwischen den Einheimischen und den neuen Nachbarn beobachtet werden konnte, lässt vermuten, dass die Idee, ein "Fest der Kulturen" zu feiern, noch weit reichende Folgen haben kann.

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