Geplanter Neubau im Bornheimer Gewerbegebiet Edeka will raus aus Hersel-Zentrum

BORNHEIM-HERSEL · Wird sich die Nahversorgung in Hersel bald fast vollständig jenseits der Stadtbahnlinie 16 außerhalb des Ortszentrums abspielen? Diese Frage beschäftigt nicht nur viele Kunden des Edeka-Marktes, der sich derzeit noch fußläufig erreichbar im Herseler Ortskern befindet.

 Aktueller Standort: Der Edeka-Markt an der Moselstraße.

Aktueller Standort: Der Edeka-Markt an der Moselstraße.

Foto: Roland Kohls

Auch die Politik wird sich im heute tagenden Stadtentwicklungsausschuss mit dem möglichen Umzug des Frischemarktes befassen. Laut Sitzungsvorlage begehrt ein Investor für den Edeka-Konzern den an der Herseler Moselstraße ansässigen Markt an die Roisdorfer Straße im Gewerbegebiet zu verlagern. In diesem so genannten "Ergänzungsbereich des Nahversorgungszentrums Hersel" haben sich bereits der Discounter Aldi, der Drogeriemarkt Rossmann und die Bäckereikette Voigt angesiedelt. Laut Edeka besitzt der jetzige Standort "suboptimale bauliche Strukturen" und verfügt über begrenzte Stellplatzkapazitäten, so dass der Markt nicht mehr dauerhaft rentabel betrieben werden könne.

Der geplante Neubau soll eine Verkaufsfläche von maximal 1750 Quadratmetern umfassen und somit gegenüber dem bestehenden Markt um 100 Quadratmeter erweitert werden. Bereits 2013 war zur Umsetzung des Vorhabens für einen 100 Meter tiefen Bereich entlang der Roisdorfer Straße zwischen Stadtbahntrasse und Mittelweg eine Regionalplanänderung beantragt worden. Für diese wurde seitens der Bezirksregierung eine umfassende Umweltprüfung gefordert. Dieser langwierige Prozess soll nun durch eine Verringerung des Änderungsbereiches beschleunigt werden. Dieser bezieht sich auf bereits überwiegend versiegelte und baulich genutzte Bereiche. Für diese Bereiche sei laut Bezirksregierung eine Regionalplanänderung nicht mehr erforderlich, eine Änderung des Flächennutzungsplans reiche aus. Das Gelände, auf dem sich noch eine alte Produktionshalle befindet, gehört zum Besitz des Unternehmers Lutz Irgel.

Dass sich viele Herseler um den Erhalt ihres Edeka-Marktes sorgen, kann Vizebürgermeister Frank W. Krüger (SPD) als ehemaliger Herseler Ortsvorsteher gut nachvollziehen. "Gerade für ältere oder gehbehinderte Kunden ist das Geschäft im Ortszentrum gut zu erreichen. Für sie ist der Markt mit seinem großen Sortiment nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit, sondern auch ein sozialer Treffpunkt", schreibt er in einer Pressemitteilung. Daher verfolge er die Entwicklung "mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Er befürchtet, Edeka könnte dem Herseler Standort den Rücken kehren und in den Bonner Norden abwandern.

"Mit Nahblick sage ich, wir sollten alles versuchen, um den Edeka diesseits der L 300 zu halten, um die Nahversorgung zu gewährleisten. Mit Weitblick aber sollten wir dafür kämpfen, dass der Edeka als Frischemarkt neben den Discountern bestehen bleibt. Und wenn er unbedingt erweitern will, dann bitte in Hersel." Zwar sei die L 300 eine "gefühlte Barriere" für viele Bürger, doch werde der Frischemarkt im Gewerbegebiet sicherlich schon bald genauso angenommen wie im Dorf selbst. "Auf Dauer benötigt Edeka dieses Umfeld, um konkurrenzfähig zu sein", so Krüger.

Anders sieht dies sein Nachfolger Franz-Josef Faßbender von der CDU. Man wolle das Wahlkampfversprechen der CDU wahr machen und sich dafür einsetzen, den Edeka-Markt im Ort zu halten. Umfragen hätten ergeben, dass die Mehrheit der Kunden einen Verbleib am jetzigen Standort wünscht, argumentiert der Ortsvorsteher. "Vor allem ältere Herseler schätzen die gute Erreichbarkeit des Marktes. Aber auch für die jüngere Kundschaft wäre der Wegzug ein Verlust." Im Hinblick auf die Parksituation deutete er die Möglichkeit einer Vergrößerung der Parkfläche durch den Ankauf von Grundstücken im Bereich des jetzigen Standorts an.

"Wir sind der Meinung, dass der Standort an der Moselstraße gut und wichtig für den Ort ist und werden uns für seinen Erhalt stark machen", kündigte Faßbender an. Bürgermeister Wolfgang Henseler hob auf Nachfrage des General-Anzeigers die langfristige Lebensmittelinfrastruktur im Ort und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens hervor.

"Natürlich verstehe ich, dass man das Geschäft im Ort halten will. In anderen Ortschaften, beispielsweise in Merten, hat sich aber gezeigt, dass ein Standortverbund verschiedener Einkaufseinrichtungen von den Kunden sehr gut angenommen und auch als praktisch empfunden wird."

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