Mertener Kirmes Der Sünder in der Schubkarre

BORNHEIM-MERTEN · Mit lautem Getrommel wurde der Paias auf einer Schubkarre zur Gerichtslinde am Heinrich-Böll-Platz kutschiert. Seit Freitag hing er an der Gaststätte "Treffpunkt" in der Martinstraße und tat sein Bestes, um das Kirmestreiben zu einem Spaß für Groß und Klein zu machen.

 Schuldig im Sinne der Anklage: Richter Helmut Nonn (von links), Frau Paias Frank Schneider, Polizist Günter Engels und Verteidiger Bert Horst mit dem Stroh-Paias.

Schuldig im Sinne der Anklage: Richter Helmut Nonn (von links), Frau Paias Frank Schneider, Polizist Günter Engels und Verteidiger Bert Horst mit dem Stroh-Paias.

Foto: Wolfgang Henry

Letztlich konnte er dem Hohen Gericht aber nicht entrinnen, das sich mit Regenschirmen am Dienstagabend auf den Weg zur Martinus-Schule machte und ordentlich damit beschäftigt war, sich vor dem Wasser, das unablässig die Broichgasse hinunterrann, ins Trockene zu retten. Richter Helmut Nonn, Polizist Günter Engels, Verteidiger Bert Horst und nicht zuletzt die entzückende Frau des Paias, gemimt von Frank Schneider in geblümten Kittelkleid mit Zigarre, nahmen in der Schule Platz, um sich der zahlreichen Anklagepunkte anzunehmen.

In sich zusammengesunken saß der Paias in seiner Schubkarre, als Richter Helmut Nonn um Ruhe bat, um die Verhandlung zu eröffnen. "Dem Angeklagten wird vorgeworfen, sich am Veilchendienstag in das Gefolge von Prinz Bert und Prinzessin Silvia eingeschlichen zu haben und dort in böser Absicht unserer lieben Prinzessin etwas in den Prinzessinnentee geschüttet zu haben, sodass Prinzessin Silvia krank wurde und nur mit ärztlicher Hilfe am Karnevalszug teilnehmen konnte." Da half auch der Versuch von Verteidiger Bert Horst nicht, die Schuld für dieses Vergehen auf den Zeugen Josef Breuer zu schieben. Auch über den Vorwurf, der Paias sei für das Fehlen einer größeren Veranstaltungshalle im Dorf verantwortlich, war schnell entschieden. Lediglich der Anklagepunkt, den Abstieg des SSV Merten in die Landesliga auf mysteriöse Weise initiiert zu haben, erwies sich als nicht haltbar, da der Paias nachweislich nicht genug Geld habe, um die Schiedsrichter bestechen zu können.

Zum Verhängnis wurde ihm schließlich, dass er Schuld am Ende der Mertener Kirmes habe. Aufgrund dieses Vergehens kam das Hohe Gericht sehr schnell zu dem Schluss, dass der Paias unter der Gerichtslinde verbrannt werden muss. Vielleicht wäre ein Ertränken des völlig durchnässten Delinquenten sinnvoller gewesen, denn die Strohpuppe ging nicht in Flammen auf, sondern qualmte eine ganze Weile vor sich hin.

Josef Breuer, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Merten, freute sich: "Für dieses mäßige Wetter sind wir mit einem blauen Auge davongekommen, und es sind einige gut gelaunte Mertener gekommen, um sich das traditionelle Ende der Großkirmes nicht entgehen zu lassen."

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