An der Europaschule laufen die Vorbereitungen aufs neue Schuljahr "Der Stundenplan wird gerne unterschätzt"

Noch genießen die Schüler im Rhein-Sieg-Kreis die letzten Tage der Ferien. In den Schulen herrscht indes schon wieder reger Betrieb, auch in der Europaschule Bornheim. Über die Vorbereitungen auf das neue Schuljahr berichten Schulleiter Christoph Becker und sein Stellvertreter Andreas Kreutzer.

 Bereiten seit Montag das neue Schuljahr an der Bornheimer Europaschule vor: Das Team um Leiter Christoph Becker (vorne, zweiter von links).

Bereiten seit Montag das neue Schuljahr an der Bornheimer Europaschule vor: Das Team um Leiter Christoph Becker (vorne, zweiter von links).

Foto: Europaschule

Der Unterricht beginnt am Mittwoch. Sie sind aber schon wieder in der Europaschule vor Ort. Was ist jetzt schon zu tun?
Christoph Becker: Da ist zum Beispiel der Stundenplan, den Herr Kreutzer mit dem Orgateam erstellt. Der Stundenplan wird in seiner Komplexität gerne unterschätzt. Dann gibt es den Bereich der Baumaßnahmen. Wir versuchen, diese in die Ferienzeit zu legen, damit der Schulbetrieb so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Auch müssen Vertretungslehrer eingestellt werden. Zum neuen Schuljahr sind das bei uns acht Personen. Dazu kommt die Terminplanung für das kommende Halbjahr und die konkrete Vorbereitung, damit am Montag die erste Lehrerkonferenz mit 160 Kollegen stattfinden kann.
Andreas Kreutzer: In den Ferien werden auch die neuen Schulbücher geliefert. Bei einer Schule mit rund 1500 Schülern geht es um Bücher im Wert von rund 70 000 Euro. Die Ausgabe der Bücher muss vorbereitet werden. Ebenso werden Kopier- und Toilettenpapier für ein Schuljahr angeliefert.
Becker: Dazu kommt die Arbeit im Sekretariat. Alle Schüler müssen hochgestuft werden. Wer im vergangenen Jahr etwa in der fünften Jahrgangsstufe war, ist jetzt in der sechsten. Bei einer Gesamtschule muss auch noch die Umkursung erfasst werden, also welche Schüler in Grundkurse beziehungsweise in Erweiterungskurse gehen.

Sie kommen also nicht gemütlich in den Schulalltag rein, sondern sind bereits ganze Tage hier.
Becker: Was daran gemütlich ist, ist die Tatsache, dass wir am Stück arbeiten können, weil der Schulbetrieb noch nicht begonnen hat. Im Alltag ist etwa das Sekretariat ein Taubenschlag.

Wie viele Menschen sind damit befasst, den Betrieb der Schule hochzufahren?
Becker: Die Arbeit in einer Schule besteht immer in der Zusammenarbeit vieler Menschen. In dieser Phase sind das die komplette Schulleitung, drei Sekretärinnen, zwei Hausmeister, die Bibliothekarin, das Orgateam und die IT-Abteilung. Zusammen sind das 17 Personen, die die Arbeit hier leisten. Die Lehrerinnen und Lehrer kommen natürlich auch nicht unvorbereitet zurück. Es ist zudem üblich, dass Lehrer abends und am Wochenende noch arbeiten. Da kommen viele Überstunden zustande, die in den korrekturfreien Sommerferien ausgeglichen werden müssen.

Wie sieht es denn zum Ende eines Schuljahres aus?
Kreutzer: Wir sind in der Regel noch eine Woche nach Ferienbeginn hier. Ich bin mit dem Orga-Team auch noch länger da, denn das ist die erste Phase der Erstellung des neuen Stundenplans. Ein Computerprogramm errechnet eine Rohversion des Plans. Wenn alle Eingaben gemacht sind, rechnet das Programm circa 24 Stunden, um einen Stundenplan zu erstellen. Das machen wir parallel auf mehreren Computern. Irgendwann haben wir alle Möglichkeiten ausgereizt und entscheiden uns dann für eine gute Lösung. Am Ende der Ferien wird diese dann nachbearbeitet. Wir schauen zum Beispiel, ob jeder Chemieunterricht auch im Chemieraum stattfindet und überprüfen, ob man noch bei der Abfolge von Unterrichtsstunden nachbessern kann. Und der gesamte Ganztagsbereich muss eingearbeitet werden.

Welche Parameter spielen bei der Erstellung des Stundenplans eine Rolle?
Kreutzer: Zunächst einmal das Stundenraster. Wir achten zum Beispiel darauf, dass die Hauptfächer möglichst nicht im Nachmittagsbereich liegen. Dann muss man etwa berücksichtigen, dass es Kollegen gibt, die nicht jeden Tag unterrichten können, weil sie noch in der Lehrerausbildung tätig sind. Wir müssen auch schauen, dass wir den Oberstufenplan so gestalten, dass die Schüler nicht zu viele Freistunden haben und die Räume gut ausgelastet sind.
Becker: Ich bin jedes Mal erstaunt, wie es immer gelingt, alle Unterrichtstunden richtig zu planen. In einem gegliederten Schulsystem gibt es eine Lehrkraft, die eine Klasse jeweils in Deutsch, Englisch oder Mathematik unterrichtet. Hier haben wir vier Lehrer, die aufgrund der Leistungsdifferenzierung in Grund- und Erweiterungskurse zeitgleich drei Klassen unterrichten - in Deutsch, in Englisch oder in Mathematik und später auch in Chemie. Einen solchen Stundenplan zu errechnen, ist eine komplexe Aufgabe.

Stichwort Baumaßnahmen: Was ist in den Ferien passiert?
Becker: Die durch den Brand beschädigten Chemieräume sind wieder hergestellt. Dann hatten wir noch einen Wasserschaden, der behoben ist. Auf dem Schulhof ist viel passiert, zum Beispiel die Verbesserung der Sicherheit auf der Skateranlage.
Kreutzer: Auch die Grundreinigung der Klassenräume, Flure und der Mensa erfolgt in den Ferien.

Muss ein Mitglied der Schulleitung in den Ferien in eine Art Bereitschaftsdienst haben?
Becker: Wir haben uns aufgeteilt, dass jede Ferienwoche ein Ansprechpartner aus der Schulleitung zur Verfügung steht. Das ist von der Bezirksregierung vorgeschrieben. Wir müssen nicht vor Ort sein, haben aber unsere Telefonnummern hinterlegt.

Eine große Maßnahme, die ansteht, ist die geplante Erweiterung der Schule. Wie wichtig ist sie für den Unterrichtsbetrieb?
Becker: Die Erweiterung ist existenziell um sicherzustellen, dass die Europaschule weiter pädagogisch auf hohem Niveau arbeiten wird. Dafür brauchen wir mehr Raum, etwa für die Anforderungen durch Inklusion sowie für die Oberstufe aufgrund der Kooperation mit der Heinrich-Böll-Sekundarschule. Wir platzen jetzt schon aus allen Nähten.

Unterrichten Sie als Schulleitung eigentlich noch selbst?
Becker: Das ist unterschiedlich verteilt. Ich habe zum Beispiel weniger Stunden als Herr Kreutzer. Es ist aber wichtig, nicht zu vergessen, wie das Unterrichten ist. Schule fühlt sich im Schulleiterbüro anders an als etwa in der achten Stunde in einer siebten Klasse. Die Schulleitung hat zwei große Aufgaben. Wir haben die Leitungsfunktion, sind aber auch Dienstleister, um für Lehrer und Schüler optimale Bedingungen zu schaffen.

Zu den Personen

Christoph Becker, Jahrgang 1963, ist seit 21 Jahren an der Europaschule und unterrichtet die Fächer Biologie und Sport. Schulleiter ist er seit 2009.

Andreas Kreutzer wurde 1961 geboren und ist seit 2010 als stellvertretender Schulleiter an der Europaschule. Er unterrichtet die Fächer Englisch und Sozialwissenschaften.

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