Ortsvorsteherwahl in Bornheim "Das ist mal wieder Kasperletheater"

BORNHEIM · "Typisch Bornheim" - so könnte man die Reaktion der Bornheimer Bevölkerung auf die gescheiterte Ortsvorsteherwahl zusammenfassen, die bei der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch für einen Eklat gesorgt hatte. Wie der GA berichtete, hatten CDU und FDP Rosemarie Gütelhöfer für das Amt der Bornheimer Ortsvorsteherin vorgeschlagen.

 Otto Hartmann: "Das Parteientaktieren ist unmöglich, man arbeitet nicht zusammen."

Otto Hartmann: "Das Parteientaktieren ist unmöglich, man arbeitet nicht zusammen."

Foto: Weber

Nach geheimer Abstimmung hatte die 65-Jährige mit nur 21 Ja-Stimmen keine Mehrheit erhalten - woraufhin CDU und FDP-Fraktion geschlossen den provisorischen Ratssaal in der Bornheimer Europaschule verließen.

Wie kommen politische Schachzüge dieser Art bei den Bornheimern an?

Der GA hat nachgefragt:

"Diese Aktion hat hohe Wellen geschlagen", weiß Erika Koszuch zu berichten. Sie muss es wissen, ist sie doch nah dran, am Ohr der Bevölkerung: Im Lotto- und Tabakladen Kühn an der Bornheimer Königsstraße, in dem sie arbeitet, wird oft und gerne über lokalpolitische Themen diskutiert. Selten allerdings sei die Reaktion der Kundschaft so einhellig ausgefallen wie nach der gescheiterten Ortsvorsteherwahl am Mittwoch. "Die erneuten politischen Ränkespiele sind bei der Bevölkerung gar nicht gut angekommen", ist sie sicher.

Sie sei "geschockt" gewesen, als sie vom Ergebnis der Wahl erfahren habe, berichtet eine Kundin, die namentlich nicht genannt werden möchte. Die Art und Weise, wie die Wahlniederlage Rosemarie Gütelhöfers zustande kam, sei beschämend. "Schon allein die Beantragung einer geheimen Wahl für ein Ehrenamt ist eine Frechheit. "Wenn man eine andere Meinung oder Bedenken hat, soll man sie offen äußern."

Auch Anja Drexelius (43), Polizeibeamtin aus Bornheim, sieht die Vorgänge bei der Ortsvorsteherwahl kritisch. "Dass die Politik sich mit solchen Streitigkeiten aufhalten muss, ist mir nicht begreiflich", erklärt die 43-Jährige.

Rentner Otto Hartmann (62) hat für die Aktion nur Kopfschütteln übrig. "Das Taktieren der Parteien ist unmöglich. Man arbeitet nicht zusammen und verbaut sich dadurch vieles." Elisabeth Kürten ärgert sich über die Bornheimer Politik: "Das ist mal wieder Kasperletheater", urteilt die 61-Jährige. "Da will man sich gegenseitig eins auswischen und tut das auf Kosten einer Frau, die sich engagieren will. Es geht hier um ein sehr umfangreiches Ehrenamt - und das sollte man würdigen."

Auch Bornheimer Gewerbetreibende bedauern das Desaster bei der Ortsvorsteherwahl: "Gerade bei diesem Thema wäre Einigkeit angebracht gewesen", meint Franz Paffenholz von der Druckerei Paffenholz. "Es tut mir persönlich leid für Frau Gütelhöfer und die gesamte Familie." Cornelius Breuer von der Metzgerei Breuer zeigte sich tief enttäuscht.

"Ich war angenehm überrascht, als ich erfuhr, dass sich Rosemarie Gütelhöfer für das Amt zur Verfügung stellen würde", berichtet der 56-Jährige. Dass parteiliche Querelen auf ihrem Rücken ausgetragen würden, sei bedauerlich. "Frau Gütelhöfer wäre für das Amt sehr geeignet gewesen. Ich frage mich, welche Alternative die Herren aus dem Rat nun präsentieren wollen."

Ortsvorsteherwahl: UWG kritisiert das Vorgehen von CDU und FDP

In Sachen Ortsvorsteherwahl kritisiert die UWG das Vorgehen von CDU und FDP. "Statt die Schuld den anderen Fraktionen zu geben und in einer Presseerklärung wie auf Facebook Verärgerung und Empörung über die öffentliche Demütigung einer engagierten Bürgerin zum Ausdruck zu bringen und von parteipolitischen Spielchen der anderen Fraktionen zu reden, sollten CDU und FDP sich in Erinnerung rufen, dass niemand diese Spielchen in der Vergangenheit so oft praktiziert hat wie sie selbst", so die UWG.

Fraktionsvorsitzender Hans Gerd Feldenkirchen: "Zu behaupten, bei Ortsvorsteherwahlen überall einstimmig mitgestimmt zu haben, ist ein Witz." Nach dem Motto "Augen zu und durch" hätte die CDU die vorgebrachten Bedenken der SPD ignoriert und die Wahl auf Biegen und Brechen durchgezogen, so Feldenkirchen. Damit hätten CDU und FDP ihrer Kandidatin keinen Gefallen getan. "Sie haben ihr nicht nur selbst geschadet, sondern sie regelrecht ins offene Messer laufen lassen", sagt er weiter.

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