Film über Erntehelfer Das Leben in der Saison

BORNHEIM-WALBERBERG · Die Kulturanthropologin Judith Schmidt hat auf dem Biohof Palm in Bornheim/Uedorf einen Film über Erntehelfer gedreht.

 Ein Saisonarbeiter sticht Spargel auf einem Feld.

Ein Saisonarbeiter sticht Spargel auf einem Feld.

Foto: Roland Kohls

Ein Spargelfest, eine Spargelkönigin und seit März 2014 auch ein Eintrag im EU-Register für regionale Spezialitäten - dem Bornheimer Spargel eilt sein Ruf voraus. Die Felder mit ihren charakteristischen, folienbespannten Spargeldämmen sind im Frühjahr zum längst gewohnten Anblick geworden - ebenso wie die Menschen, die das Edelgemüse in gebückter Haltung mühsam aus der Erde stechen.

Doch wie leben die Saisonarbeiter aus Rumänien, Polen oder der Ukraine, die für kurze Zeit nach Deutschland kommen, um Spargel zu stechen oder Erdbeeren zu pflücken? Was motiviert die Menschen zu dieser Reise? Wie verändert sich ihr Leben durch die Arbeitsmigration und welche Beziehung knüpfen sie am Ort der Arbeit?

Diesen Fragen geht die Kulturanthropologin Judith Schmidt in ihrem Film "Saison/Sezon: Leben von der Landwirtschaft" nach, der am Sonntag in der Domäne Walberberg Premiere feierte.

Innerhalb ihres Volontariats in der Abteilung Volkskunde des LVR-Institus für Landeskunde und Landesgeschichte hatte die 29-jährige Mainzerin die 45-minütige Dokumentation entwickelt.

Auf der Suche nach einem Landwirt, der sich während der Spargelsaison über die Schulter schauen lässt, war sie beim Bio-Bauernhof Palm in Bornheim-Uedorf fündig geworden. "Leonhard Palm und seine Familie haben sich sofort bereit erklärt, das Projekt zu unterstützen", berichtet Judith Schmidt. Seit 1990 beschäftigt Palm, der auch Vorsitzender des Vereins Bornheimer Spargelanbauer ist, Saisonarbeiter auf seinem Hof.

So wird nicht nur der Arbeitsalltag der Saisonarbeiter, sondern auch die unternehmerische Sicht der Landwirte im Film beleuchtet. Die unterschiedlichen Perspektiven spiegeln sich im Titel des Filmes wider. Im Frühjahr 2014 begannen die Dreharbeiten zum Film, so dass er dem Publikum nun pünktlich zur Spargelsaison präsentiert werden konnte.

Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler betonte in seiner Begrüßungsrede die Bedeutung der Saisonarbeiter für den Spargelanbau. "Ich hoffe, dass Bornheim für einige der Arbeiter schon eine Art Zuhause geworden ist", so Henseler. Respekt und Dank zollte er all denjenigen, die sich an dem Projekt beteiligt hatten.

"Es gehört etwas dazu, fremden Menschen Einblicke in seine private Arbeits-, Lebens-, Wohn- oder Familiensituation zu geben", bestätigte auch die stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Anne Henk-Hollstein.

Bereits während ihres Studiums hat sich Judith Schmidt mit Migration und Arbeitskulturforschung beschäftigt. "Das Thema Saisonarbeit ist gesellschaftspolitisch unterrepräsentiert", ist sie überzeugt. Gerade in der Landwirtschaft scheine die Rentabilität der Betriebe nur durch Arbeitskräfte aus dem wirtschaftlich schlechter gestellten Ausland aufrechterhalten zu werden.

Die intensiven Gespräche mit den Arbeitern haben die 29-Jährige sehr beeindruckt. "Lebensgeschichten wie beispielsweise die des polnischen Arbeiters Gregor Pachucki, der mittlerweile fest auf dem Biohof arbeitet, sind interessant und tragen den Film."

Der Film ist über das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Endenicher Straße 133, 53115 Bonn, Tel. 02 28/98 34-0, oder im Internet unter rheinische-landeskunde@lvr.de zum Preis von 15 Euro erhältlich.

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