Neubaugebiet in Sechtem Bürger befürchten zunehmenden Verkehr

BORNHEIM-SECHTEM · Der Sinn einer Umgehungsstraße, das liebe Geld und Protest aus der Sechtemer Bevölkerung: Das alles sorgte für teils kontroverse Diskussionen um den Bebauungsplan Se 21 im Ausschuss für Stadtentwicklung am Mittwoch sowie im Bornheimer Rat am Donnerstag.

 Protest: Heinz-Jürgen Schmitz (8.v.l.), Anlieger der Kaiserstraße, will zusammen mit anderen Sechtemern versuchen, "den Ort zu mobilisieren".

Protest: Heinz-Jürgen Schmitz (8.v.l.), Anlieger der Kaiserstraße, will zusammen mit anderen Sechtemern versuchen, "den Ort zu mobilisieren".

Foto: Axel Vogel

Wie berichtet, existieren für den östlichen Rand Sechtems Pläne für ein Neubaugebiet sowie für eine damit verbundene neue Umgehungsstraße, die L 190 n. Ebenso gibt es Kritik daran. "Wenn die Ortsumgehung so kommt, wird unser Teil der Kaiserstraße aus dem Ort herauskatapultiert", sagt Heinz-Jürgen Schmitz.

Mit seiner Frau wohnt er am südöstlichen Zipfel der Kaiserstraße, jenseits von Breslauer Straße (K 33) und Bahnhofstraße, die Teil der bisherigen L 190 ist. In der Tat sieht der Entwurf von Se 21 vor, dass die L 190 n im Süden an einen geplanten Kreisel auf die jetzige L 190 und K 42 (Grüner Weg) stößt.

Um auf die Kreisstraße 33 in Richtung Merten zu kommen, muss der vermutlich zunehmende Verkehr an dem Haus von Schmitz und einer Handvoll anderer Häuser vorbei. Von einer Ortsumgehung könne daher keine Rede sein, sagt Schmitz. Das sei nur der Fall, wenn eine zusätzliche Straße vom geplanten Kreisel wiederum südlich an den Häusern vorbei auf die Ecke Breslauer Straße/Eichenweg treffe - sozusagen als K 33 n.

Was ihm dabei besonders sauer aufstößt: Vor der Kommunalwahl sei diese Straße von Politikern zugesichert worden. Zum Hintergrund: Im Flächennutzungsplan ist diese K 33 n vorgesehen, in der Rahmenplanung Sechtem Ost, auf der wiederum Se 21 basiert, aber nicht.

Im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung hatte sich Schmitz mit seiner Kritik an die Politik gewandt. So stellte Ute Kleinekathöfer (SPD) dann am Mittwochabend auch den Antrag, die Planungen für Sechtem um die Fortführung der Umgehung zu erweitern.

"Wir müssen dieses Versprechen an die Sechtemer Bevölkerung aufrechterhalten", sagte sie. Theo Geuer (CDU) wollte diesen Schritt zunächst nicht mitgehen und sprach sich lediglich für einen Prüfauftrag an die Verwaltung aus. Nachdem sich Hans Gerd Feldenkirchen (UWG) ebenfalls für eine vollständige Umgehung stark gemacht hatte, schloss sich Geuer für die CDU dem Antrag an. "Wir sind grundsätzlich dafür", sagte er. Ein einstimmiger Beschluss für den SPD-Antrag war die Folge.

Somit hätte der Rat am Donnerstag beschließen können, in Sachen Bebauungsplan Se 21 die Bürgerbeteiligung einzuleiten und zugleich das Plangebiet auf die Erweiterung der Umgehungsstraße auszuweiten. Im Rat schlug Bürgermeister Wolfgang Henseler dann aber vor, die Aspekte zu trennen.

Im Fall eines Baus der K 33 n gelte es nicht nur Sechtem, sondern auch andere Orte verkehrstechnisch zu beachten. Auch sagte er, dass es für die L 190 n eine Vereinbarung mit dem Land NRW zur Kostenbeteiligung gebe. Beim Thema K 33 n müsste mit dem zuständigen Rhein-Sieg-Kreis gesprochen werden. Bornheims Erster Beigeordneter Manfred Schier sagte, dass der städtische Anteil an den Kosten der L 190 n aus dem Umlegeverfahren des nördlichen Teils des Baugebiets finanziert werden soll. Wie die K 33 n bezahlt werden kann, ist dagegen offen. Schier sprach von einem "soliden sechsstelligen Betrag".

CDU, FDP und ABB begrüßten den Vorschlag Henselers. Die Projekte sollten nicht verknüpft werden, um das Baugebiet nicht zu gefährden, sagte etwa Petra Heller (CDU). Schließlich solle auch mehr Wohnraum geschaffen werden, um die Einnahmesituation der Stadt zu verbessern.

Die SPD hatte hingegen Bedenken. "Wenn wir das jetzt teilen, wird das Teilstück der Umgehungsstraße auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben", sagte Harald Stadler. Henseler konterte: Der Rat habe es in der Hand, beides voranzutreiben. Die Grünen zeigten sich skeptisch.

"Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, ob die südliche Umgehung kommt", sagte Manfred Quadt-Herte. Mit den Stimmen von CDU, FDP und ABB folgte der Rat dann Henseler und beschloss die Offenlage von Se 21 sowie eine Bürgerversammlung. Einstimmig wiederum erfolgte das Votum, davon unabhängig den Aufstellungsbeschluss für die K 33 n vorzubereiten.

Heinz-Jürgen Schmitz bezweifelt, dass die Straße kommt. "Ich bin sehr enttäuscht von der Geschichte", sagt er im Nachgang der Ratssitzung. Ortsvorsteher und SPD-Ratsherr Rainer Züge ist konsterniert. "Das Neubaugebiet ist in Sechtem hoch umstritten und die Vereinbarung war, dass die vollständige Umgehungsstraße kommt."

Schmitz kritisiert, dass der Fokus auf dem Neubaugebiet liege, aber nichts für den Ortskern getan werde. Viele Sechtemer seien dieser Ansicht. Nun wolle man weiteren Protest organisieren. "Wir werden nun versuchen, den Ort zu mobilisieren", so Schmitz.

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