Tierquälerei in Bornheim Brieftauben können nicht mehr fliegen

BORNHEIM · Als Bernhard Hietkamp am Donnerstagmorgen gegen 8.30 Uhr nach seinen Brieftauben sehen wollte, die er gemeinsam mit Günter Reiz hält, traf ihn fast der Schlag. Schon vor der Schiebetür zu den Zellen der Tiere hatte der 54-Jährige die vielen Federn am Boden bemerkt und nicht umsonst ein ungutes Gefühl verspürt

 Einbruch im Taubenschlag: Bernhard Hietkamp zeigt eines der Tiere, denen Unbekannte die äußeren Schwungfedern an den Flügeln abgeschnitten haben.

Einbruch im Taubenschlag: Bernhard Hietkamp zeigt eines der Tiere, denen Unbekannte die äußeren Schwungfedern an den Flügeln abgeschnitten haben.

Foto: Axel Vogel

Unbekannte hatten offenbar in der Nacht 19 Tieren die Flügel gestutzt und sechs Tauben gestohlen. "Das ist Tierquälerei, was da passiert ist, für mich ist das einfach unfassbar", sagt Hietkamp. "Die Tiere sind jetzt zum Spazierengehen verdammt", empört er sich. Das Stutzen der Federn selbst sei zwar nicht schmerzhaft für die Tauben, erklärt Reiz, auf dessen Grundstück die Taubenschläge stehen. Aber dass sie nicht mehr fliegen könnten, setze den Tieren unheimlich zu. "Die kommen noch nicht mal mehr vom Boden in ihre Zelle", sagt der 78-Jährige mit Bedauern. Und nicht zu vergessen sei auch die Aufregung, die das Geschehen für die Vögel bedeutet habe.

Was auffällig ist: Es scheint, als hätten der oder die Täter Ahnung gehabt von dem, was sie tun. Nicht nur dass sie sich gezielt denjenigen der drei Taubenschläge aussuchten, in dem die sogenannte Reisemannschaft untergebracht ist, sie schnitten auch genau die äußeren Schwungfedern ab, die, wie Günter Reiz erklärt, beim Fliegen den weitesten Schwung bringen und für Schnelligkeit sorgen.

Die beiden Taubenfreunde vermuten, dass zwei Täter am Werk waren - einer zum Festhalten der Tiere und einer zum Schneiden der Federn. Für sie liegt der Verdacht nahe, dass es um das Thema Konkurrenz gehen könnte. "Unsere gesamten Vorbereitungen für die Reisesaison sind zunichtegemacht", sagt Hietkamp. "Eine Arbeit von sechs Monaten mit der Versorgung und Pflege über den Winter, und wir wollten jetzt mit dem Training für die Wettkämpfe beginnen."

160 bis 700 Kilometer weit könnten die Brieftauben fliegen. Von einem festgelegten Auflassplatz aus geht es darum, welche Tauben am schnellsten den Weg zurück nach Hause finden. "Das ist immer ein Nervenkitzel bei der Rückkehr", sagt Hietkamp. "Und wenn sie dann ankommen, und man hört schon das Kreisen ums Haus", ergänzt Reiz, warum ihm das Hobby mit den Tieren solche Freude bereite.

Doch die jetzige Reisemannschaft wird bis Ende des Jahres nicht fliegen können, erst dann werden die Federn wieder komplett nachgewachsen sein, meinen die beiden Kenner. Und Hietkamp fürchtet, dass auch die fehlende Übung sich im Wettstreit bemerkbar machen wird, dass vielleicht sogar viele der Tauben "verloren gehen werden", weil sie das Fliegen nicht trainiert haben. "Ich bin so deprimiert, das lässt einen darüber nachdenken, ob man überhaupt weitermacht", sagt Hietkamp. Viele Jahre schon führt er die Schlaggemeinschaft mit Reiz, die derzeit rund 100 Tauben zählt. Gemeinsam hätten sie in der Zeit von 1998 bis 2010 viele Erfolge gefeiert. Zuletzt hätten sie aus gesundheitlichen Gründen pausiert, wollten dieses Jahr nun wieder loslegen.

Günter Reiz hat auch Anzeige bei der Polizei erstattet und hofft, dass die Übeltäter gefunden werden. Etwa 500 bis 600 Euro seien die gestohlenen Tauben wert gewesen. "Aber es geht uns ja gar nicht ums Geld", sagt der 78-Jährige, "sondern darum, dass es Menschen gibt, die einem das Hobby so vermiesen." Polizeipressesprecher Frank Piontek bestätigte auf Anfrage, dass die Anzeige eingegangen sei. Die Polizei ermittele und prüfe einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Ob Tierquälerei oder Einbruch - in jedem Falle handle es sich um eine strafbare Handlung.

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