Gericht entzieht Fahrerlaubnis Amokfahrerin rammte absichtlich zwölf Fahrzeuge

WESSELING/BORNHEIM · Es war ein Alptraum, den zwölf Autofahrer am 13. Juni 2013 zwischen Wesseling und Bornheim erlebten: Nichtsahnend fuhren sie zwischen 7.30 und 8.10 Uhr auf der Landstraße, als sie plötzlich von hinten gerammt wurden, oft mehrfach. Die Amokfahrerin zeigte ihnen den Mittelfinger und setzte ihre Jagd nach Opfern fort.

Doch im Prozess geht es nun nicht um ihre Taten wie gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Verkehrsgefährdung, gefährliche Körperverletzung, Unfallflucht und Beleidigung.

Dafür kann sie nicht verurteilt werden: Einem psychiatrischen Gutachter zufolge war sie damals im Zustand einer durch Drogen ausgelösten psychotischen Störung und damit schuldunfähig. Da dieser Zustand aber laut Gutachter einmalig war und überwunden ist, stellt die Staatsanwaltschaft nun keinen Antrag auf Unterbringung in einer forensischen Klinik, sondern nur auf Entzug der Fahrerlaubnis.

Sehr zum Unmut eines der Opfer und dessen Anwalt. Der bezweifelt, dass sie nicht mehr gefährlich sein soll. Das Opfer ist Polizeibeamter, und er glaubte damals zuerst, wie er als Zeuge erklärte, an einen Unfall, als die 38-Jährige mit ihrem Wagen auf seinen Smart auffuhr.

Aber dann sah er: Sie nahm erneut Fahrt auf und rammte ihn wieder. "Da wusste ich, das war Absicht", sagt er. Die Frau habe ihn überholt, er habe die Kollegen angerufen und sei hinter ihr her gefahren. Plötzlich habe sie wieder da gestanden und sei frontal auf ihn zugefahren: "Es gab einen Riesenknall", sagt er.

Als sie erneut auf ihn zufahren wollte, habe er gedacht: "Das überlebe ich nicht." Und sich zwischen parkende Autos gerettet. Er habe überall Prellungen gehabt und noch heute psychische Probleme. Wie dem Polizisten ging es auch anderen Opfern: Sie glaubten nicht, was da geschah. Eine Autofahrerin, die von der 38-Jährigen fünf Mal gerammt wurde, kam mit einem Schock ins Krankenhaus.

Die 38-Jährige schilderte dem Gutachter, sie habe sich wie eine "Königin" gefühlt, für die andere Regeln gelten. Später stieß sie sogar mit einem Bus mit 40 Fahrgästen, mit Gartenzäunen und Laternen zusammen. Als die Polizei sie stoppte, stieß sie Beleidigungen aus und trat einer Beamtin in den Unterleib. In der Klinik musste sie fixiert werden. Jetzt im Prozess entschuldigt sie sich bei ihren Opfern.

Sie kann immer noch nicht fassen, was sie getan hat. Sie hat seitdem weder Drogen noch Alkohol angefasst, wie ihr Anwalt sagt. Nun macht die Frau, die als Kind misshandelt wurde und sich seit dem 14. Lebensjahr allein durchschlug, eine Therapie. Am Ende urteilt das Schöffengericht: Der 38-Jährigen wird die Fahrerlaubnis für zweieinhalb Jahre entzogen. "Es ist ein Wunder, dass niemand ernsthaft verletzt oder sogar getötet wurde", stellt Richter Volker Huhn fest.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort