Tipp-Kick in Bornheim 86 Spieler kämpften um die Westdeutsche Meisterschaft

BORNHEIM-RÖSBERG · "Der Ball ist eckig und ein Spiel dauert zehn Minuten". So könnte man Sepp Herbergers berühmte Fußballweisheit als Tipp-Kick-Variante formulieren. Folglich muss auch nicht das "Runde ins Eckige" - und für "Elf Freunde" würde es auf dem 106 Zentimeter langen und 70 Zentimeter breiten Spielfeld ein wenig eng.

 Tipp-Kick in Rösberg: Siddhartha Popat (links) spielt gegen Henning Horn.

Tipp-Kick in Rösberg: Siddhartha Popat (links) spielt gegen Henning Horn.

Foto: Wolfgang Henry

Einige Parallelen zum Original auf dem grünen Rasen findet man aber doch. Es gibt Ecken, Bogenlampen, Freistöße und sogar einen Schiedsrichter. Geflucht wird übrigens auch wie bei den Großen.

"Maaaannnn" und "No,no,no", schallte es aus der Turnhalle der Rösberger Markusschule, wo am Samstag die Westdeutschen Einzelmeisterschaften im Tipp-Kick ausgetragen wurden. 86 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet ließen an 21 Spielplatten ihre Minikicker per Knopfdruck auf Torejagd gehen. Nachdem zunächst in zehn Runden nach dem Schweizer-System "Jeder gegen Jeden" gespielt wurde, standen sich am späten Nachmittag die 32 besten Tipp-Kicker in den Playoffs gegenüber.

Hier war für Melanie Grämmel aus Alfeld an der Leine das Turnier beendet. "Ich habe erst vor Kurzem mein Spielsystem umgestellt", erklärte die 20-Jährige, die seit 2006 für den TFB Drispenstedt kickt und gemeinsam mit ihrem Vater angereist war. "Es läuft heute noch nicht rund, aber darauf hatte ich mich schon eingestellt." Auch Rolf Grämmel, der seine Tochter für den Tipp-Kick Sport begeisterte, war nicht zufrieden mit seiner Leistung. "Natürlich hat man einen gewissen Ehrgeiz. Aber die Geselligkeit und der Spaß stehen im Vordergrund."

Gute Nachwuchsarbeit leistete auch Bernd Weber aus Aalen. Während sich der gelernte Feinwerkmechaniker mittlerweile auf das "Veredeln" der Spielfiguren spezialisiert hat, haben sich seine Söhne Jonathan (19) und Jakob (16) zu Spitzen-Tipp-Kickern gemausert. "Früher habe ich sie mitgenommen, heute muss ich mit ihnen reisen", schmunzelt der 55-Jährige, der sich wie kaum ein anderer mit den Feinheiten des Schussbeins aus Edelstahlblech auskennt. Gutes Material allein reicht aber nicht aus: "Die Spielfigur muss zum verlängerten Finger werden", beschreibt Weber das perfekte Zusammenspiel zwischen Mensch und Minikicker.

Bis zu 100 Euro zahlen Tipp-Kick-Experten für die Männchen mit dem Knopf auf dem Kopf. Vier Figuren dürfen für eine Partie ausgewählt werden. "Man muss sich genau überlegen, welche Spieler man braucht", erklärte Weber. "Wenn man weiß, dass die Abwehr des Gegners schlecht ist, setzt man eine Figur ein, die hart und präzise schießen kann. Bei einer guten Abwehr muss die Figur für Bogenlampen oder Aufsetzer geeignet sein."

Dies hatte auch Siddhartha Popat genau bedacht. Nach einer langen Tipp-Kick-Pause hatte der Bad Honnefer vor zwei Jahren wieder Feuer gefangen. Der Arzt schätzt vor allem die vielen Facetten seines Hobbys: "Es entspannt total", sagte er. "Außerdem schult Tipp-Kick die Koordination. Auch Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit sind gefragt." Als Zwanzigster zog Popat in die Playoffs ein. "Damit habe ich mein Ziel schon erreicht. Alles andere ist noch das Sahnehäubchen." Beim Finale musste Popat, der nach den Playoffs nur noch auf Rang 24 landete, zuschauen. In einem spannenden Duell kämpften Michael Kaus (Gallus Frankfurt) und Benjamin Buza (TKC Hirschlanden) um den Titel des Westdeutschen Meisters. Mit 4:3 setzte sich Kaus durch.

Zufrieden zeigte sich Organisator Henning Horn, der in Rösberg lebt und für die SG Karlsruhe/Mainz kickt. "Es hat alles gut geklappt. Im nächsten Jahr wollen wir die Deutsche Meisterschaft in Rösberg organisieren." Horn selbst beendete das Turnier als 22. "Mal verliert man, und mal gewinnen die anderen." Zumindest diese Fußball-Weisheit lässt sich auf den Tipp-Kick-Sport übertragen.

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