Spielfilm Dreharbeiten zu "Crash" fanden im Siebengebirge statt

BAD HONNEF · Es ist Anfang Januar. Draußen ist es klirrend kalt, das Siebengebirge liegt unter unter einer dicken Schneedecke versteckt. Mitten in dieser prächtigen Winterlandschaft fällt die erste Klappe.

 Die Dreharbeiten fanden komplett im Siebengebirge statt. Das Gespräch im Diner zwischen Thomas Salinger und seinem Freund Mark wurde im Restaurant "Burgermeisterei" gefilmt.

Die Dreharbeiten fanden komplett im Siebengebirge statt. Das Gespräch im Diner zwischen Thomas Salinger und seinem Freund Mark wurde im Restaurant "Burgermeisterei" gefilmt.

Foto: Frank Homann

Doch es ist Eile geboten: Denn das flockige Weiß schmilzt, mit jeder Stunde wird es weniger. Unter Zeitdruck landen die ersten Szenen im Kasten. Bereits auf Anhieb muss alles sitzen, viel Zeit für zweite Versuche bleibt nicht. Keine leichte Aufgabe für die Schauspieler - denn Erfahrung bringen sie keine mit.

Zur großen Freude der beiden Regisseure entpuppen sich die Darsteller jedoch als wahrer Glücksgriff: Trotz der Hast beim Drehen der Schneeszenen ist das Ergebnis genau so, wie sie es sich vorgestellt haben. Und sogar noch ein bisschen besser.

Spielfilme zu drehen, war schon immer das Ziel von Marvin und Jaco Beydemüller, die bislang bereits bei TV-Produktionen und Werbefilmen reichlich Erfahrung gesammelt haben. Mit "Crash" ging dieser Traum nun in Erfüllung. Das 60-minütige Drama wurde komplett in der Heimat der beiden Brüder, dem Siebengebirge, gedreht - als Kulissen dienten ausgewählte Orte aus Bad Honnef und Umgebung.

Am Mittwochabend feierte die "No-Budget-Produktion" der Beydemüllers in der Disco "Rheinsubstanz" schließlich ihre lang erwartete Premiere. Realisiert wurde das Projekt komplett ohne Budget, die teuerste Requisite war eine Whiskeyflasche. Auch die vier Hauptdarsteller, allesamt Laien, wirkten ohne Bezahlung mit.

Anzumerken war der ausgesprochen enge finanzielle Rahmen des Projekts dem fertigen Film aber zu keiner Zeit: Dem randvoll besetzten Saal wurde sechzig Minuten lang professionelle Kinounterhaltung auf technisch wie inhaltlich hohem Niveau präsentiert. Wer jedoch ein fröhliches, locker-leichtes Filmchen erwartete, der erlebte mit "Crash" sein blaues Wunder.

Zur Handlung: Thomas Salinger (Thomas Dernier Klein), ein erfolgreicher Filmkomponist, leidet an paranoider Schizophrenie. Sein Leben ist von der Krankheit bestimmt, er ist nach dem Tod seiner Frau (Lena Küster) gefangen in den schrecklichen Ereignissen der Vergangenheit, seinen Ängsten und seiner eigenen Ohnmacht.

Lediglich Alkohol, Tabletten sowie sein bester Freund Mark (Patrick Frembgen) können ihm Geborgenheit geben. Eines Tages taucht aus heiterem Himmel eine junge Frau namens Nora (Hanna Küster) auf - sie scheint Salinger zu kennen, ihn zu verfolgen. Ihr Bedürfnis nach Nähe lässt seine Welt komplett aus den Fugen geraten. Die Grenzen zwischen Wahnsinn und Realität verschwimmen.

"Crash" ist ein düsteres, geheimnisvolles Drama und ein absolut überzeugendes Spielfilmdebüt. Eine dichte Atmosphäre, eine interessante Handlung und souveräne schauspielerische Leistungen machen den Film zu einem unbedingt sehenswerten Streifen - vor allem für Honnefer.

Gezeigt wird der beklemmende Abstieg in die Psyche eines Schizophrenen - und dieser punktet mit einer mehr als gelungenen Inszenierung: Die Geschichte wird subtil vorangetrieben, die Zuschauer müssen die Puzzleteile selbst zusammenfügen. Erst am Ende wird das Gesamtbild ersichtlich. Hervorzuheben ist auch Christoph Siegenthalers stimmungsvoller Soundtrack.

Nach der Aufführung können sich die beiden Regisseure des Ansturms an Glückwünschen kaum erwehren. Jubel und Applaus wollen kaum abklingen. "Wir hatten riesigen Spaß", erzählen sie sichtlich überwältigt. "Zu sehen, wie viele Leute wir heute Abend mit unserem Film ebenfalls begeistern konnten, ist unglaublich."

Wer die Premiere verpasst hat, "Crash" aber dennoch nachholen möchte, für den könnte der Film bald auf Nachfrage als DVD angeboten werden. Zunächst hoffen die Beydemüllers jedoch, ihr "Baby" auf verschiedenen Filmfestivals vorstellen zu dürfen. Als Lohn für viel Herzblut und harte Arbeit.

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