Dirk Koch las im Café Profittlich aus seinem Roman "Murt, der Ire" Die Geschichten hinter den Geschichten

RHÖNDORF · "Ich habe auf einer Atombombe gesessen!" Mit diesem Satz wird Dirk Kochs nächstes Buch beginnen. Soviel verriet der Rhöndorfer Autor schon mal, als er jetzt im Café Profittlich aus seinem Roman "Murt, der Ire" las. Gerade war der frühere Spiegel-Journalist zurückgekehrt von "seiner" Insel. Vier Wochen hatte er auf seinem Bauernhof im Südwesten Irlands an seinem neuen Schmöker gesessen.

Irland verbunden: Dirk Koch bei der Rhöndorfer Lesung.

Irland verbunden: Dirk Koch bei der Rhöndorfer Lesung.

Foto: Frank Homann

"Es geht um die Geschichten hinter den Geschichten", machte er neugierig. Jahrzehntelang hatte Koch als Leiter des Hauptstadtbüros des Spiegels seine legendären Storys geschrieben. "Das Buch soll ein Memorial für Klaus Wirtgen sein." Der verstorbene Honnefer Spiegel-Mann war Kochs enger Partner bei Recherchen im Bonner Politleben für das Nachrichtenmagazin.

Mit "Murt, der Ire" indes gewährt Dirk Koch einen Einblick in das Leben und die Geschichte auf der "Insel des Mondes", wie Irland vor ewigen Zeiten hieß. "Murt tritt als Großvater auf, der seinen Enkel zum Leben hinführt", klärte der Schriftsteller sein Publikum auf. Ein Nachbar habe ihn durch Erzählungen mit dem Land, das für den Rhöndorfer ein zweites Zuhause ist, vertraut gemacht. Und der Zuhörer wäre nicht Dirk Koch gewesen, hätte er diese Informationen nicht zu spannender Lektüre verwoben.

Mit dem Kapitel "Die Hinrichtung", dessen Handlung in den 30er Jahren spielt, machte das Auditorium Bekanntschaft mit einem grausamen Lehrer, mit Harry, der wie die anderen Jungs seiner Schule die Weidenrute auf Händen oder auf dem nackten Po zu spüren bekommt und mit dessen Großvater Murt, der Rache nimmt. "Dem zieh ich die Haut ab, bei lebendigem Leib - dem Pisskopf, dem", las Koch Murts Zitat vor und presste dabei die Zähne zusammen, so wie er es seinem Buchhelden "verordnet" hat.

Die Beobachtungsgabe des Autors, die detailreiche Beschreibung des Geschehens, die starken Dialoge und nicht zuletzt die ausdrucksstarke Wiedergabe machten den Abend zu einem besonderen Erlebnis.

Murt hat den Lehrer tatsächlich "gehäutet", zwei Handflächen große Vierecke auf seinem Rücken sind blutig, die Hautfetzen liegen im Straßenschmutz. Der Pauker wird nach dem Spitalaufenthalt versetzt. Die Geschichte machte Lust auf mehr Murt. Und Dirk Koch, der seit 45 Jahren im Elternhaus seiner Frau Ursula in Rhöndorf lebt, signierte im Anschluss gern die Bücher seiner Zuhörer. Auch ein weiteres Irland-Werk ist in Arbeit.

Darin geht es um einen Mann aus dem Siebengebirge: den Kapitän Karl Spindler (1887-1951), der - wie auch Dirk Koch - in seiner Jugend an der Hubertusstraße in Königswinter lebte und bei den Iren fast den Status eines Nationalhelden genoss. Dirk Koch hat bisher unbekannte Geheimakten über die Mission Spindlers während des irischen Osteraufstands 1916 ausgegraben. Auch dieses Buch verspricht also ein Thriller zu werden. Hausherr Peter Profittlich lud Dirk Koch jedenfalls schon für die nächste Lesung ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
"Wie eine Studienreise"
Kunst-Akademie des Katholisch-Sozialen Instituts stand Stipendiaten offen "Wie eine Studienreise"