Insel Grafenwerth Zwei Falkner teilen sich das Revier

BAD HONNEF · Die Insel Grafenwerth wird schon seit langem durch einen Falkner bejagt, der die Population von Kaninchen einigermaßen im Zaum halten soll.

 Die Falknerin Petra Holz wird die Insel künftig gemeinsam mit dem Troisdorfer Ralf Schnorpfeil bejagen.

Die Falknerin Petra Holz wird die Insel künftig gemeinsam mit dem Troisdorfer Ralf Schnorpfeil bejagen.

Foto: Katho Menden

In den vergangenen 16 Jahren hatte diesen Job, der kein richtiger ist, weil er als unbezahltes Hobby betrieben wird und die Stadt kein Geld kostet, der Falkner Ralf Schnorpfeil übernommen. Künftig wird der Troisdorfer sich diese Aufgabe mit der Bad Honnefer Falknerin Petra Holz teilen müssen.

Ein entsprechender Antrag des Bürgerblocks hat in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Waldausschusses eine Mehrheit gefunden. Petra Holz, die als Falknerin ein Gewerbe angemeldet hat, hatte zuvor Interesse angemeldet.

Die beiden Falkner waren zuvor dazu angehört worden. Glücklich zeigte sich Schnorpfeil bei dieser Gelegenheit mit dem geteilten Arrangement nicht. "Unter Falknern ist es nicht üblich, sich das Revier streitig zu machen." Er gab zugleich Einblicke in seine Arbeit auf der Insel, der er vornehmlich mit einem Harris-Hawk (auch Wüstenbussard genannt) nachgeht. "Ich kenne die Insel mittlerweile wie meine Westentasche", sagte der Falkner.

Er wisse um den Verlauf vieler Kaninchenbauten, um die Vegetation und vor allem darum, in welchem Teil der Insel er schon gejagt habe. "Kaninchen sind so empfindlich. Sie können sogar die Geräusche verschiedener Autos unterscheiden." Im vergangenen Jahr hätten Schnorpfeils Greifvögel rund hundert Kaninchen gegriffen. Eine Quote hatte die Stadt ihm nie auferlegt, zeigte sich mit seiner Arbeit allerdings durchaus zufrieden.

Wenn die Vegetation üppig und die Gräser hoch stehen, setzt Ralf Schnorpfeil Frettchen für die Jagd ein. Sie wetzen durch den Kaninchenbau und treiben die Tiere am Ende in aufgestellte Körbe. Er sei damit erfolgreicher, weil die flinken Kaninchen im Frühjahr in der dichten Vegetation vor den Greifvögeln schnellere und bessere Zuflucht fänden. Kurzum: In Anbetracht dieser Strategien und der langjährigen Erfahrungen wäre es ihm lieber gewesen, wenn die beiden Falkner, wenn überhaupt, gemeinsam auf der Insel an die Arbeit gegangen wären: "Ich weiß schließlich nur, wie leistungsfähig meine Tiere sind."

Einen solchen Kompromiss hielt Petra Holz dagegen nicht für sinnvoll. "Ich habe meine eigenen Methoden und mein eigenes waidmännisches und ökologisches Verständnis", sagte die erfahrene Falknerin zur Begründung. Zudem könne es Probleme geben, wenn mehrere Greifvögel, die sich nicht kennen, zur gleichen Zeit den Kaninchen hinterherjagten.

Die Bad Honneferin will vorwiegend einen Habicht auf Grafenwerth einsetzen, "weil er ein heimischer Greifvogel ist". Was die abwechselnde Bejagung beispielsweise im Wochenrhythmus angehe, könne man sich über Details schließlich auch absprechen. Da sie seit 20 Jahren in Bad Honnef lebt, sei sie mit der landschaftlichen Struktur bestens vertraut. "Ich bin auch schon angerufen worden, um Kaninchen von der Insel zu entfernen, die eingegangen waren", sagte Petra Holz.

Dass viele Kaninchen einen qualvollen Tod sterben, gehört mit zum Hauptproblem auf der Insel Grafenwerth. Darauf machte Stephan Schütte, sachkundiger Bürger für die CDU im Ausschuss aufmerksam: "Es ist mir lieber, dass die Kaninchen einen schnellen Tod finden, als dass sie durch das Myxomatose-Virus elend zugrunde gehen", erklärte der Leiter des Forstbetriebs beim Landesbetrieb Wald und Holz (siehe Kasten).

Ähnlich sah das Hans-Heribert Krahe, Ausschussmitglied für den Antrag stellenden Bürgerblock und zugleich passionierter Jäger, angesichts einer wahren Kaninchenflut: "Es sollten so viele Kaninchen erlegt werden wie möglich." Aus seiner Sicht spreche deshalb nichts dagegen, beide Falkner auf die Kaninchenjagd anzusetzen. Ein Jahr lang sollen die beiden es jetzt in Absprache und im Wechsel miteinander versuchen. Danach wird erste Bilanz gezogen.

Das Virus

Das Myxomatose-Virus ist ein vom Menschen geschaffener Pockenvirus, das in Australien eingesetzt wurde, um die Population von Kaninchen einzudämmen. Die Kaninchenpest wird durch Insekten übertragen und ist unter den Tieren sehr ansteckend. Für wilde Kaninchen endet die Krankheit tödlich. Wie hoch die Kaninchenpopulation auf der Insel Grafenwerth liegt, ist nicht bekannt. Geschlechtsreife Kaninchen könnten, so Hans-Heribert Krahe vom Bürgerblock, vier bis sechs Mal im Jahr jeweils vier bis sechs Junge gebären. Altkaninchen dürfen vom 16. Oktober bis zum 28. Februar, Jungtiere das ganze Jahr gejagt werden.

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