Bad Honnef Kirchennacht Zum siebten Mal feiern evangelische und katholische Christen gemeinsam

BAD HONNEF · Man konnte beinahe vergessen, dass man sich in einem Gotteshaus befand und nicht auf einem Hit-Mix-Konzert - so temperamentvoll ließ der Gospelchor "'n Joy" Stimmung in den Kirchenmauern von Sankt Johann Baptist aufkommen.

 Für beste Stimmung sorgte der Gospelchor "'n Joy" gleich zu Beginn der ökumenischen Kirchennacht in der Bad Honnefer Pfarrkirche Sankt Johann Baptist.

Für beste Stimmung sorgte der Gospelchor "'n Joy" gleich zu Beginn der ökumenischen Kirchennacht in der Bad Honnefer Pfarrkirche Sankt Johann Baptist.

Foto: Frank Homann

Denn es war wieder Zeit für den einen Sommerabend im Jahr, an dem alle Gläubigen aus Bad Honnef und Umgebung gemeinsam ein kirchliches Programm der etwas anderen Art genießen: Die nunmehr siebte ökumenische Kirchennacht bot mit einer abwechslungsreichen Kombination aus Musik, Kunst und Tanz allen Kirchgängern eine gelungene Ergänzung zum Glaubensalltag.

Und bewies darüber hinaus denjenigen, die den Gottesdiensten aus Prinzip fernbleiben, dass Kirche weit mehr sein kann ein bloßes Festhalten an Traditionen.

Das gemeinsame Glockenläuten aller Kirchen im Tal markierte den Beginn dieses außergewöhnlichen Abends. Ein großer Gottesdienst sollte es nicht werden, vielmehr stand das bunte Unterhaltungsprogramm im Mittelpunkt. Fröhlich singend zogen die farbenfroh gekleideten Mitglieder von "'n Joy" in den voll besetzten Raum ein und setzten direkt zu Beginn den Maßstab für die kommenden Stunden: Ein feuriges "Hallelujah" zu schnellem Beat brandete durch die Besucherreihen.

Die Sänger interpretierten zahlreiche klassische Kirchenlieder völlig neu und standen dabei der Wucht amerikanischer Gospelchöre kaum nach: "Kirche mal anders" war in dieser Nacht angesagt. Auch vor modernen, für ein Gotteshaus eher ungewohnten Klängen machten sie nicht halt: Bei Michael Jacksons "Man in the Mirror" verwandelte sich der Platz zwischen den Kirchenbänken sogar in spontane Tanzflächen.

Nach so viel Gesang wurde es erst einmal etwas ruhiger, denn weiter ging es mit einem Abstecher in die Bildende Kunst: Der Holzschneider und Drucker Friedrich Förder stellte fünf religionsbezogene Holzinstallationen unter dem Titel "Übergänge" vor. Untermalt wurde der Einblick in seine Ausstellung von Rolf Beydemüller mit Intermezzi auf der Konzertgitarre.

Das offene Singen mit Marie-Dorothea Wählt lud dazu ein, völlig ohne Druck die Freude am eigenen Gesang wiederzuentdecken. Felix Grützner, der sich selbst als "Lebenstänzer" bezeichnet, setzte danach Texte aus der Bibel sowie einige Gedichte tänzerisch um und punktete dabei durch Ausdrucksstärke; musikalisch begleitet wurde er von Marina Wulff mit Stücken von Antonio Vivaldi und Claude Debussy.

Den Abschluss der gut vierstündigen Veranstaltung bildete das gemeinsame Taizé-Gebet zur Nacht, in dem alle Gebetswünsche, die die Gäste zuvor in einem Buch eingetragen hatten, verarbeitet wurden.

Der Ökumenische Arbeitskreis hatte sich auch in diesem Jahr wieder vorgenommen, mit seiner Kirchennacht die gesamte Bevölkerung anzusprechen. Die Mischung aus mehreren Formen der Kunst passe da hervorragend: "Die Kirche ist schließlich nicht nur ein Gebäude für Gottesdienste, sondern für alle Aspekte des Lebens", erklärte Pfarrer Bruno Wachten, der gemeinsam mit seiner evangelischen Kollegin Britta Beuscher durch das Programm führte.

Mit der Kirchennacht wolle man einen kulturellen Beitrag zum Programmangebot der Stadt leisten. Die Gemeinden Honnefs, evangelisch wie katholisch, präsentierten sich dafür in einem modernen Gewand: als Institutionen, die mit der Zeit gehen und auch Jüngeren Spaß machen können, ohne ihre Traditionen aufgeben zu müssen. Und vor allem zeigte sich: Jeder konnte, so er denn wollte, dem Kirchenprogramm etwas abgewinnen.

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