Versammlung in Aegidienberg Wülscheider Quelle in Gefahr

AEGIDIENBERG · Sogar der Einsatz eines Wünschelrutengängers wird in Erwägung gezogen: Ihre Quelle wollen die Wülscheider Bürger jedenfalls nicht einfach versiegen lassen. Bei einer Versammlung der Dorfgemeinschaft Wülscheid im Aegidienberger Pfarrheim votierte bei zwei Enthaltungen die Mehrheit von 36 Teilnehmern dafür, den Erhalt der Quelle zu sichern.

 Vom Auslaufrohr der Quelle am großen Wackerstein zapft sich ein Wülscheider sein frisches Wasser.

Vom Auslaufrohr der Quelle am großen Wackerstein zapft sich ein Wülscheider sein frisches Wasser.

Foto: Frank Homann

Der Vorsitzende Bernd Blessgen sagte: "Fakt ist, es kommt immer weniger Wasser. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie ganz versiegt. Vielleicht zwei, drei Jahre, wenn wir nichts tun."

Bernd Blessgen, der mit Schriftführer Stefan Sander und Kassierer Torsten Pannecke die Veranstaltung leitete und an der Sache dran ist, fragte die Besucher auch, wie viele von ihnen eigentlich Wasser von der Quelle holen. Etwa die Hälfte von ihnen signalisierte, dort mit Flaschen oder Kanistern zu zapfen. Das Auslaufrohr der Quelle befindet sich bei einem großen Wackerstein an der Verbindungsstraße von Wülscheid Richtung Landstraße 247 auf einem Flurstück, das heute der Bad Honnef AG gehört.

Am 26. August 1902 hatte sich der Verein Wülscheider Wasserleitungsgesellschaft gegründet, nachdem vier Wochen zuvor 39 Bewohner ihr Interesse daran bekundet hatten. Sie errichteten innerhalb weniger Monate eine Wasserleitung. 1967 wurde Wülscheid an die Aegidienberger Gruppenversorgung angeschlossen. Der Verein löste sich auf. Damals sei aber festgelegt worden, dass die Quellen erhalten werden sollen, betonte Blessgen. "Diese Dokumente sind aber nicht greifbar." Überhaupt: "Wir haben keine Unterlagen mehr." Deshalb sei auch schwer festzustellen, wo die Rohre verlaufen. Erste Untersuchungen zeigten, dass die Rohrleitung gebrochen ist. Außerdem müssten auch die beiden Schachtbauwerke des Systems saniert werden. "Die geschätzten Kosten liegen um die 50.000 Euro. Das können wir nicht schaffen", so Blessgen.

Der Dorfgemeinschaftsvorsitzende nannte jedoch einen zweiten Lösungsansatz. Als weitere Möglichkeit zog er in Betracht, die Leitungen zu verschließen, die Schachtbauwerke zu verfüllen und in der unmittelbaren Nähe des Quellkopfes die Abnahmestelle zu installieren. Das würde nur 5000 Euro kosten und hätte den Vorteil, dass dann wirklich nur Quellwasser gezapft würde, denn jetzt gelange durch das Schachtbauwerk auch Oberflächenwasser durch das Zapfrohr.

Allerdings: "Die Position des Quellenkopfes ist bisher nicht genau lokalisiert", berichtete Torsten Pannecke. Bernd Blessgen ergänzte: "Im Urkataster ist die Quelle gekennzeichnet, allerdings ist die genaue Position in der Örtlichkeit nicht ersichtlich.

Grund könnte die unterirdische Lage des Quellkopfes sein. Eine Besucherin der Versammlung meinte: "Bei uns im Schwarzwald hatten wir die Wünschelrutengänger." Und sie signalisierte, Erkundigungen einziehen zu wollen. Blessgen: "Ich fände es gut, wenn wir einen hätten und die Quelle ohne großen Aufwand finden könnten."

Ohnehin betonte der Vorsitzende, dass für dieses Projekt Unterstützung in drei Punkten nötig sei: Finanzen, Arbeitskraft sowie Dienst- und Sachleistungen. Eine Besucherin will sich in Archiven auf die Suche nach den Unterlagen machen; damals gehörte der Ort noch zum Amtsgerichtsbezirk Königswinter.

Die Wülscheider können sogar auf Hilfe von außerhalb hoffen. So bot Urban Kurscheid, Landschaftsbauer aus Rauschendorf, Unterstützung an. "Es wird Zeit, dass etwas gemacht wird. Das gute, weiche Wülscheider Wasser reizt mich." Und er trinkt es auch gern - ob pur oder als Kaffee oder Tee. Nun soll eine Projektgruppe gebildet werden.

Weiches, nitratfreies und leckeres Wasser

In einem Internet-Forum ist der Rat an einen Zierfischfreund zu finden: "Wenn du weiches, nitratfreies Wasser brauchst - ich kenne da eine Quelle in Wülscheid, in der Nähe von Bad Honnef-Aegidienberg..." Bernhard Fiebig, Vorsitzender des Bürgervereins Aegidienberg, teilte in der Versammlung seine Beobachtung mit: "An die Wülscheider Quelle kommen Menschen von weither."

Sabine Patrzek: "Ich hole seit zwei Jahren das Wasser von der Quelle. Der Fünf-Liter-Kanister reicht für zwei Tage. Ich trinke kein anderes mehr, ungekocht oder als Tee oder Kaffee. Meine Katzen bevorzugen ebenfalls das Quellwasser. Den Plan, die Quelle zu suchen, finde ich gut." Heinrich Schillings: "Das Thema interessiert mich, denn ich bin in Orscheid geboren. Aber für eine Tasse Kaffee lohnt sich die Anfahrt von meinem Wohnort Ittenbach nicht."

Marie-Philippe Mergener: "Ich habe eine Dampfbügelstation und besorge mir das weiche Wasser dafür an der Quelle. Spielende Kinder fragen mich manchmal, ob man das Wasser trinken darf." Hans-Uwe Mergener, früher Marineoffizier: "Wenn ich den topographischen Punkt habe, werde ich mit GPS nach der Quelle suchen.

Schirmherrin

Die Dorfgemeinschaft Wülscheid ist laut Bernd Blessgen eine Art "Schirmherrin" der Quelle und hat vor zwei Jahren mit Stadt und Bad Honnef AG einen Gestattungsvertrag geschlossen. Offiziell wird betont, dass es sich bei der Wülscheider Quelle nicht um Trinkwasser handele. Blessgen nannte aber das Ergebnis einer privat initiierten labortechnischen Untersuchung von 2002, wonach die Qualität des Wassers sehr gut sei und es wenig Kalk und Eisen enthalte. Sorgen bereitet den Wülscheidern der Vandalismus. So wurden dort mehrfach Rohre entwendet.

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