Rezeptbuch aus der "Diplomatenkochküche" "Wir mussten die Kühltruhe plündern"

BAD HONNEF · Hund Lissi, klein und wuschelig, ist mittlerweile "die Hauptperson", sagt Sabine Petri. Aber über Jahrzehnte stand auch der Gast im Zentrum bei den Petris. Alexander Petri arbeitete bis zur Pensionierung im diplomatischen Dienst.

 Sabine und Alexander Petri haben ein Buch mit Rezepten aus der "Diplomatenkochküche" geschrieben.

Sabine und Alexander Petri haben ein Buch mit Rezepten aus der "Diplomatenkochküche" geschrieben.

Foto: GA

Er und seine Frau haben nun gemeinsam das Buch "Kochen für Deutschland" geschrieben - mit dem feinen Untertitel "vom einzig wahren Sinn und Zweck der Diplomatie". Philipp Königs sprach mit dem Ehepaar über Hühnersuppe, die Tote aufwecken kann, und eine Grillparty, bei der das Fleisch ausging.

Inwiefern bilden Diplomatie und Essen, sagen wir mal, eine Einheit?
Alexander Petri: Kurz gesagt: Das Sprichwort 'Liebe geht durch den Magen' enthält einen wahren Kern. Natürlich geht es im Diplomatendienst nicht nur darum, zu fressen, zu saufen und mit gepflegten Worten nichtssagend daherzulabern. Aber es macht nun einmal einen Teil der Arbeit aus. Schließlich geht es um Kontaktpflege. Das ist unsere Aufgabe.

Können Sie nach Jahrzehnten unterwegs in Südafrika, Schweden, Mexiko und den USA überhaupt noch Partys sehen?
Alexander Petri: An sich haben wir von Partys genug.

Frau Petri, haben Sie eine Ahnung, wie viele Gäste Sie im Laufe der Jahre bewirtet haben?
Sabine Petri: Wir haben mal ausgerechnet, dass es alleine in den dreieinhalb Jahren in Südafrika mehr als 3000 gewesen sein müssen.

Sie meinen jetzt bei Empfängen in der Botschaft?
Sabine Petri: Nein, bei uns zu Hause. Südafrika war aber auch extrem. Damals, in den 90er Jahren, kam gerade der Freiheitskämpfer Nelson Mandela an die Macht. Da wollte praktisch jeder nach Südafrika: der Bundestag, die Landesregierungen. Und dann haben wir auch nach Hause eingeladen.

Wie groß waren denn die Delegationen, die sie bewirten mussten?
Sabine Petri: Wir haben schon mal bis zu 150 Leute empfangen. Das geht dann über einen Caterer, aber ich habe immer die Speisenauswahl übernommen, die Dekoration, den Ablauf und die gesamte Organisation.

Ist Ihnen mal so richtig was daneben gegangen?
Sabine Petri: Einmal war eine Delegation aus Nordrhein-Westfalen zu Gast. Vorher hatte ich die Weisheitszähne beim Arzt gezogen bekommen. Ich war ziemlich unter Zeitdruck. Dann packe ich das Fleisch aus...
Alexander Petri: ...und ich habe sie noch angepflaumt, wer das alles essen soll.
Sabine Petri: Wir haben jedenfalls gegrillt an diesem Abend. Nach zwei Stunden war alles aufgegessen. Berge von Essen, und alles war weg. Das war mir ziemlich peinlich. Dabei kamen unsere Gäste mit einer Lufthansa-Maschine. Ganz leere Mägen können die nicht gehabt haben. Sonst habe ich immer sorgfältig darauf geachtet, dass genug da ist. Dieses eine Mal hat das nicht so ganz geklappt: Wir mussten noch unsere Kühltruhe plündern, um den Hunger der Delegation wenigstens einigermaßen zu stillen.

Gab's noch andere Zwischenfälle im kulinarischen Terrain?
Alexander Petri: Alle Gäste waren schon da, nur ein südafrikanischer Minister fehlte. Das änderte sich auch den ganzen Abend nicht. Am nächsten Tag wollte ich wissen, ob etwas vorgefallen war. Wissen Sie, was die mir im Ministerium als Grund genannt haben: Der Minister habe keinen Hunger gehabt.

Das klingt wenig diplomatisch.
Alexander Petri: Nach Mandelas Wahl übernahmen viele unerfahrene Leute Staatsämter. Sie hatten keine Erfahrung, was sehr erfrischend sein konnte.

Kommen wir mal zum Kulinarischen selbst: Was mögen Sie am liebsten?
Sabine Petri: Ach, das kann ich gar nicht sagen. Ich mag zum Beispiel die afrikanische und mexikanische Küche gerne. Mein Tipp: Hühnersuppe. Die kann Tote aufwecken.
Alexander Petri: Mir gefällt die türkische Küche, auch wenn wir in diesem Land nie gelebt haben.

Haben Sie, Frau Petri, immer schon gerne gekocht oder ist Ihnen diese Aufgabe eher widerfahren?
Sabine Petri: Am Anfang konnte er besser kochen als ich. Ich habe mich dann irgendwann näher damit beschäftigt und ihn überholt.
Alexander Petri: Das war ein schleichender Übergang.

Hielten Sie, fernab der Heimat, traditionelle Gerichte hoch?
Alexander Petri: Die Weihnachtsente gehört heute noch zu meinen Lieblingsspeisen.
Sabine Petri: Einmal habe ich Rind gemacht. Die Kinder haben protestiert, da gab's wieder Ente zu Weihnachten.

Wie arbeiten Sie zusammen in der Küche?
Sabine Petri: Jeder kümmert sich um ein Gericht. Anders geht es nicht, da würden wir uns auf den Geist gehen.

Rezepte aus der "Diplomatenküche"

Für den Schweinfiletbraten mit Pilzen braucht man ein Kilogramm Schweinefilet, 200 Gramm geriebenen Schweizer Käse, 250 Gramm Champignons, einen Becher Sahne, drei Teelöffel Dijon-Senf und einen halben Löffel schwarzen Pfeffer sowie etwas Salz: Das Schweinefilet in daumendicke Scheiben schneiden, diese klopfen und an beiden Seiten anbraten. Champignons mit dem Eierschneider schneiden, in Butter anbraten und zum Fleisch geben. Beides in eine Lasagneform geben.

Backofen auf 200 Grad vorheizen. Sahne mit Senf, Pfeffer und einer Prise Salz mischen. Den geriebenen Käse zugeben und das Ganze über Fleisch und Pilze geben. Die Form für 15 Minuten in den Backofen geben. Dazu passen gekochter Reise und ein Salat. Filet und Champignons können gut am Vorabend zubereitet werden und über Nacht abgedeckt im Kühlschrank lagern.

4-5- mittelgroße Zucchini, 200 Gramm frischen Lachs, ein Bund Dill, drei Esslöffel Butter, 150 Gramm Sahne, zwei Esslöffel Crème fraiche, Salz, Pfeffer, einen Esslöffel Limettensaft und einen halben Liter Hühnerbrühe braucht es für die Zubereitung der Zucchinisuppe mit Lachsstreifen. Nach dem Putzen, Waschen, Trocknen die Zucchini in Scheiben schneiden. Lachs abspülen und trocknen. Den Dill waschen und trockenschütteln, zwei Esslöffel Butter im Topf erhitzen und die Zucchini darin schmoren. Brühe zugießen und zehn Minuten köcheln lassen. Lachs kurz in Wasser andünsten und anschließend in Streifen schneiden. Suppe mit Sahne, Crème fraiche, restlicher Butter, Salz, Pfeffer und Limettensaft abschmecken und pürieren. Die Suppe auf tiefe Teller verteilen, mit Lachsstreifen und Dill anrichten und servieren.

Das Buch "Kochen für Deutschland" ist beim Internetanbieter Books on Demand (BoD) erschienen und kostet 7,50 Euro. Bestellbar ist das 182 Seiten starke Kochbuch mit rund 50 Rezepten, zugehörigen Geschichten und vielen Anekdoten rund um das Diplomatenleben (aber ohne Bilder) im Buchhandel (ISBN: 9 78 37 34 75 31 38).

Zur Person

Seit acht Jahren leben Sabine und Alexander Petri wieder in Bad Honnef. Der pensionierte Diplomat ist 70 Jahre alt und hat unter anderem in der 80er Jahren als Kulturattaché in Mexiko-Stadt und als Leiter des Wirtschaftsdienstes in Stockholm für das Auswärtige Amt gearbeitet.

Sabine Petri hat in Düsseldorf Kunst und technisches Werken für das Lehramt studiert. Die 67-Jährige arbeitete in Mexiko als Lehrerin an einer deutschen Schule und engagierte sich darüber hinaus für Entwicklungsprojekte. In Chicago gründete Sabine Petri einen Kultur- und einen Filmverein; beide existieren heute noch. Das Ehepaar hat eine Tochter und einen Sohn.

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