Runder Tisch und "Café International" Willkommen in Bad Honnef

BAD HONNEF · Willkommenskultur. Der Begriff ist in aller Munde. Immer mehr Menschen aus Kriegsgebieten suchen um Aufnahme in Deutschland nach. Auch in Bad Honnef sind die Flüchtlingszahlen gestiegen.

 Premiere: Zum ersten Mal fand das "Café International" statt.

Premiere: Zum ersten Mal fand das "Café International" statt.

Foto: Frank Homann

"Wir möchten, dass den Menschen das Gefühl vermittelt wird, dass sie aufgenommen werden, und das von Anfang an", sagt Gerrit Schöne-Warnefeld, Fachdienstleiter Ordnung und Soziales im Rathaus. Heißt: auch den Menschen, die noch keinen Bleibestatus haben, damit etwa kein Recht auf Sprachkurse haben und mehr.

Längst gibt es Initiativen von Institutionen, Vereinen und Privatleuten, den Menschen zu helfen, denen der Status "anerkannt" und damit viele Integrationshilfen noch verwehrt sind. Sprachkurse der Caritas und solche in Kooperation mit der Volkshochschule, die über Spenden finanziert werden müssen, sind Beispiele, ebenso Dolmetscherhilfe bei Gängen zu Ämtern, die Versorgung mit dem Nötigsten wie Kleidung und Haushaltsgegenständen und mehr. An einem "Runden Tisch" zum Thema Asyl werden diese Aktivitäten gebündelt und koordiniert.

Mittwochnachmittag im Gemeindehaus der Adventisten An Sankt Göddert. Zum ersten Mal fand dort das "Café International" statt. Arbeiterwohlfahrt, Evangelische Kirchengemeinde und die Freikirche der Siebententags-Adventisten hatten dazu eingeladen.

Die Ehrenamtlichen wollen auch Ansprechpartner sein bei Fragen und Problemen zum Leben in Deutschland; jeden Mittwoch ab 15 Uhr steht das "Café International" dafür offen. 17 Flüchtlinge kamen zur Premiere, einige nahmen dafür den langen Fußmarsch von Aegidienberg aus in Kauf.

Rein verwaltungstechnisch gilt: Die Unterbringung der Flüchtlinge und die Versorgung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz sind den Kommunen übertragen. Die Fäden dafür laufen im Rathaus zusammen. Angesichts steigender Zahlen wird das Team im Rathaus demnächst um eine weitere halbe Stelle aufgestockt. Aktuell leben in Honnefer Unterkünften 158 Menschen, darunter 149 Asylbewerber, 15 anerkannte Asylbewerber oder Flüchtlinge und neun Spätaussiedler.

Das Spektrum reicht vom Arbeiter ohne Schriftkenntnisse bis zum studierten Juristen oder Arzt. Entsprechend unterschiedlich müssten die Hilfen sein. Aktuellen Schätzungen zufolge könnten es in Honnef künftig doppelt so viele Flüchtlinge sein. Die Stadt hatte darum um Anmietung privater Wohnungen nachgesucht und eine Reihe Angebote bekommen.

"Die Hilfsbereitschaft ist groß", so Schöne-Warnefeld. Auch gefragt wurde nach kleineren Jobs - ausschließlich bei gemeinnützigen Institutionen, da sie keine Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt sein dürfen.

Geht es um mehr als bloße "Grundversorgung", ist ohne das Ehrenamt kaum etwas möglich, so Schöne-Warnefeld. "Ich ziehe den Hut vor dem, was hier geleistet wird", macht er den Mitbürgern ein Riesen-Kompliment. Warum dann die Initiative aus dem Rathaus zum "Runden Tisch"? Schöne-Warnefeld: "Die Verwaltung ist zuständig für die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und die Unterbringung.

Eine Willkommenskultur aber gab es seitens der Verwaltung bislang nicht." Das müsse sich ändern, "und dazu brauchen wir das Know-How, das es in der Stadt ja schon gibt". Zudem sei der "Runde Tisch" eine Schnittstelle für Hilfen wie Helfende gleichermaßen, ergänzt Beate Schaaf.

Die Kinderärztin, die seit langem in der Caritas engagiert ist, ergänzt: "Es ist wichtig, Kontakt zu halten auch zu denen, die helfen wollen." Auch müsse man über Qualifizierung der Helfer nachdenken. Ein Angebot sei geplant, zu rechtlichen Bedingungen, die sich aus dem Asylverfahren ergeben.

Um den Überblick zu gewährleisten und vor allem gezielte Hilfen zu ermöglichen, wurden die Aufgaben am "Runden Tisch" auf verschiedene Schultern verteilt.

Ein Beispiel: die Sachspenden. Diese zu sichten, per E-Mail-Verteiler zu regeln, was wirklich gebraucht wird und die Spenden zu verteilen - das übernimmt Sigrid Höffken. Astrid Behr hat die Sprachförderung unter ihren Fittichen, Beate Schaaf den "Dolmetscherpool", für den sich auch anerkannte Asylbewerber gemeldet haben. Schaaf: "Das ist gut, sie kennen auch die Probleme der Menschen. Und wir können fast jede Sprache bedienen."

Nadine Batzella, die auch im Rathaus mit dem Thema betraut ist, kümmert sich um die Geldspenden. Claudia Merker koordiniert die mittlerweile gut zwei Dutzend "Paten", die Flüchtlinge begleiten. Und bei Lucia Olbrück laufen die Fäden für das wöchentliche "Willkommens-Café" zusammen.

Runder Tisch und "Café International"

Der "Runde Tisch" ist gegliedert in die Arbeitsgruppen Integration, Sprachförderung und Geld- und Sachspenden. Die rund 50 Mitglieder haben seit Einrichtung Ende 2014 zweimal getagt und Aufgaben verteilt, um die Koordination der Hilfen zu erleichtern. Künftig sollen die rein organisatorischen Fäden bei der neuen Kraft im Rathaus zusammen laufen.

Der "Runde Tisch" bildet das seit längerem bestehende soziale Engagement für Flüchtlinge ab. Beteiligt sind unter anderem die Kirchengemeinden, die Caritas, die Katholische Frauengemeinschaft, die Arbeiterwohlfahrt, die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, die Frauenunion, die Grund- und Offenen Ganztagsschulen, der Sportverband, der Jugendmigrationsdienst Bonn, die VHS Siebengebirge, der Verein Perspektiven für das Leben sowie Privatleute, die dem Aufruf auf Beteiligung gefolgt sind.

Das "Café International" ist immer mittwochs ab 15 Uhr An Sankt Göddert 3. Wer dabei oder auch anders helfen will, meldet sich unter caritasstjb@honneftal.de.

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