Interview mit Schulleiterin Nicola Kiwitt "Wichtig ist uns, die Kinder einzubeziehen"

Bad Honnef · Mit jahrgangsübergreifendem Unterricht will die Grundschule Am Reichenberg Kinder individuell fördern und Inklusion ermöglichen. Im Interview erläuert Schulleiterin Nicola Kiwitt den Plan.

Schulleiterin Nicola Kiwitt.

Schulleiterin Nicola Kiwitt.

Nach jahrgangsübergreifendem Unterricht der Klassen eins und zwei planen Sie eine weitere Neuerung. Verlangt man damit Kindern und Eltern nicht einiges ab?
NicolaKiwitt: Natürlich verlangt das Kindern und Eltern etwas ab, ebenso den Lehrern. Aber Schule muss sich entwickeln. Kindheit und Familie haben sich geändert, die Gesellschaft entwickelt sich. Das wirkt sich auf das Lernen, den Unterricht aus. Der Anspruch an Schule ist gewachsen, das greifen wir auf. Wir haben uns für diesen Weg entschieden, und wir gehen ihn ganz bewusst, auch im Kontext der Inklusion.

Was ist der Vorteil der Jahrgangsmischung von Klasse eins bis vier?
Kiwitt: Es gibt Studien, die belegen, dass im herkömmlichen Klassenverband nur etwa ein Drittel der Kinder passgenau erreicht wird. Ein Drittel ist unter-, ein Drittel überfordert. Wir wollen aber jedes Kind da abholen, wo es steht und ihm individuelle Lernschritte ermöglichen. Das ist der große Vorteil: Die Kinder können sich in ihrer Lerngruppe auf ihrem Niveau entwickeln. Das erfordert zugleich einen komplett anderen Unterricht, eine Lernumgebung bereitzustellen, in der Kinder dasselbe Thema gemäß ihrem Leistungsstand bearbeiten. Eine große Rolle spielt auch der soziale Aspekt. Die Kinder erleben Perspektivwechsel, vom Hilfesuchenden zum Helfenden. Sie lernen miteinander und voneinander. Das wiederum entspricht doch der Lebenswirklichkeit in Familien oder Freundeskreisen.

Noch ist unklar, wie die Einführung genau ablaufen wird?
Kiwitt: Was den rein organisatorischen Ablauf angeht, würden wir uns schon wünschen, dass die vierten Klassen in bisheriger Form auslaufen. Doch selbst, wenn das nicht so sein kann, sind wir sicher, dass wir sehr gut aufgestellt sind. Beispiele wie das der Bonner Münsterschule zeigen, dass auch eine Komplettumstellung auf einmal sehr gut funktioniert. Es gibt ja an anderen Schulen schon weitreichende Erfahrungen, davon können wir profitieren. Wichtig ist uns, die Kinder einzubeziehen, etwa, indem sie sich Partner für ihre Lerngruppe wünschen können. Darüber hinaus fördern wir schon sehr stark das gemeinsame Lernen.

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