Weinfest in Rhöndorf Weinkönigin Maren I. blickt zurück auf die Rettung der Reben

RHÖNDORF · Das waren neue Töne beim Rhöndorfer Weinfest. Bürgermeister Otto Neuhoff schnappte sich das Mikrofon, eröffnete "das schönste Weinfest weit und breit" und fügte an: "Ich habe gleich einen Auftritt mit meiner Band in Bad Godesberg und habe mich noch nicht eingesungen."

 Ein Prosit auf die Gemütlichkeit: Das Rhöndorfer Weinfest am Wochenende erfreute sich großer Beliebtheit.

Ein Prosit auf die Gemütlichkeit: Das Rhöndorfer Weinfest am Wochenende erfreute sich großer Beliebtheit.

Foto: Frank Homann

Und schon ging's los mit seinem Solo: "Wenn das Wasser im Rhein gold?ner Wein wär..." Winzer-Korps-Chef Udo Krahe stimmte lautstark mit ein.

Ein singender Bürgermeister zur großen Weinfestparty auf dem rappelvollen Ziepchensplatz - das war ein Novum. Weinkönigin Maren I. (Palm) im rot-weiß-karierten feschen Dirndl wiegte sich dazu auf der Bühne mit ihren Prinzessinnen, die das gleiche Outfit in Schwarz-Weiß trugen, im Takt des alten Rhein-Wein-Klassikers. Die Stimmung stieg bei lauen Temperaturen von null auf hundert. Das ging schon los mit dem Einzug des Spielmannszugs des TV Eiche, dem sich nicht nur die Hoheiten angeschlossen hatten, sondern auch die Ehrengäste.

Diesmal betrat "Palms Mädchen aus echtem Sellefer Adel" bereits mit dem Diadem im Haar die Bühne, denn sie ging ja in die Verlängerung. Udo Krahe begrüßte "unsere alte und neue Weinkönigin". Weil die 20-jährige Studentin im vergangenen Jahr die Aufgaben der Regentin trotz Abiturstress gemeistert und sich als Majestät auch für die Zukunft des Weinbaus eingesetzt hatte, machte das "Weinköniginnenkomitee" sie noch einmal zur Königin.

"Jetzt kann sie ihr Amt so richtig genießen", meinte Udo Krahe. "Sie hat sogar Flaschen mit eigenem Etikett, Gläser für ihre Prinzessinnen und Extra-Shirts für die Begleiter machen lassen." Maren I. rief in die Menge: "Herzlich willkommen. Auf ein Neues. Ich freue mich riesig."

Im vergangenen Jahr, als die Winzer noch um ihre Ernte zitterten und die Heinzelmännchen noch nicht in Rhöndorf aufgekreuzt waren, da hatte die Weinkönigin gebangt und gehofft, dass auch künftig Rhöndorfer Wein zu haben sei.

Diesmal verkündete sie ihren Weinspruch strahlend: "Der Weinanbau in Rhöndorf ist gerettet. Die Steine vom Fels werden im Zaun weich gebettet. Gebannt ist die Gefahr für Mensch und Leben und natürlich auch für die Reben. Darauf lasst uns die Gläser erheben, trinken und zechen den Rhöndorfer Wein, dazu lädt Euch Eure Weinkönigin Maren I. ein."

Rhein-Sieg-Landrat Sebastian Schuster gratulierte der charmanten Regentin, verteilte Küsschen und rief: "Rhöndorf lebe hoch!" Auch Landtagsabgeordnete Andrea Milz war gekommen, ebenso Königswinters Vizebürgermeister Sokratis Theodoridis und Bad Honnefer Kommunalpolitiker.

Udo Krahe dankte allen Helfern. Das Damenkomitee hatte sechseinhalb Zentner Rievkoocheteig vorbereitet und fünf Zentner Fritten "auf der Pfanne". Die Damen waren gewappnet für den Ansturm. Am großen Weinbrunnen schenkten die Mädels und Jungs der Tanzgarde der KG Ziepches Jecke köstlichen Rebensaft aus. Die Jungschützen betreuten ebenfalls einen Stand.

Die Mitglieder des Rhöndorfer Winzercorps' hatten alle Hände voll zu tun, um den Besuchern ein herrliches Fest zu bieten. Spielte am Tag eins die Tanzband "Helicopter", so griffen am Samstag die "Rockwoodies" in die Saiten und sorgten für prächtige Stimmung. Der Weinbau am Drachenfels gerettet - und das Rhöndorfer Weinfest 2014 war auch ein Spitzenjahrgang.

Aufgelesen

Alte Schätzchen: Schon allein der Klang des knallroten Riesen war phänomenal. Der Ursus, Baujahr 1946, war der älteste Trecker, der gestern auf dem Ziepchens-platz anrollte. Am Lenkrad Dennis Krupp aus Rheinbreitbach. Bevor er mit weiteren 25 Traktorfahrern zum Korso starten konnte, musste er seinen Zweitaktdiesel mit Glühkopfmotor vorglühen. Auch schon 60 Jahre alt ist der Trecker von August Heinen, der ebenfalls dem Cabriolet hinterherfuhr, in dem Weinkönigin und Gefolge chauffiert wurden. Halt gemacht wurde am Hontes, dort erwarteten die Halt Pöler und die Roten Funken aus Köln den Tross.

Ein Stern für die Prinzessin: Als Prinzessinnen hatte Maren I. Katharina Palm, Nora Knickenberg und Luisa Weiss an ihrer Seite. Nora Knickenberg verpasste aber die Weinfesteröffnung am Freitag. Die Polizeibeamtin wurde zeitgleich zur Kommissarin ernannt. Udo Krahe: "Sie bekommt heute ihren ersten Stern." Roman Luta und Tobias Engelskirchen waren die Begleiter und kümmerten sich auch darum, dass immer Wein im Pokal funkelte.

Besuch aus Wittichenau: Herzlich willkommen hieß Udo Krahe die Delegation aus der Partnerstadt Wittichenau. Große Überraschung für Cornelia Nasner, die von einer Dame angesprochen wurde: "Sie sind doch die Cornelia! Kennen Sie mich noch?" Bei einem Besuch der Frauen-Union in Wittichenau 1990 hatte Nasner bei Beate Schömmel übernachtet. Es gab einen Gegenbesuch in Bad Honnef. Aber dann verloren sich die Frauen aus den Augen. Jetzt saßen sie bei einem Glas Wein zusammen. Schömmels Enkelin Bianka lebt mittlerweile mit ihrem Mann Sebastian Schick in der Partnerstadt, wo sie beide eine Lehre absolvierten, die das Partnerschaftskomitee vermittelt hatte. Und Nasner ist unterdessen dessen Vize-Vorsitzende.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort