Spielmannszug der KG Klääv Botz Weihnachtslieder im Sommer

AEGIDIENBERG · Ja, ist denn schon Weihnachten? Im Bürgerhaus erklingt die Melodie des Liedes "Es ist für uns eine Zeit angekommen". Auch Blerta hat sich mittlerweile an weihnachtliche Weisen zur Sommerzeit gewöhnt.

 An der Lyra: Spielmannszug-Organisator Heinz Kälber.

An der Lyra: Spielmannszug-Organisator Heinz Kälber.

Die Zwölfjährige sitzt vor ihrer Trommel, hält ihre Stöcke und schaut konzentriert auf Udo Schaffrath. Der musikalische Leiter des Spielmannszuges der KG Klääv Botz wird jede Sekunde den Einsatz für das nächste Stück geben. Als seine Truppe bei 30 Grad "Schneeflöckchen, Weißröckchen" übte, hatte Blerta noch gefragt: "Warum spielen wir eigentlich immer Weihnachtslieder?"

Warum eigentlich? Weil die Klääv-Botz-Musiker sich nicht nur auf die Jubiläumssession ihrer 1904 gegründeten KG vorbereiten, sondern auch auf ein gemeinsames Konzert mit dem MGV Liederkranz in der Pfarrkirche - drei Tage vor Heiligabend. Das ist eine Premiere. Und gleich danach geht's mit Volldampf in die kurze Karnevalssession. Die KG stellt diesmal die Siebengebirgstollitäten, weil sie ihr 111-jähriges Bestehen feiert. Und die Klääv-Botz-Musiker werden ihre Majestäten "in die Säle spielen".

Schaffrath fragt: "Was ist mit den Trömmelchen? Alles klar? Wir fangen mit dem C an." In der ersten Reihe neben Blerta sitzen auch Emma, Gordon und Kai. Vor drei Jahren gefiel ihnen bei einem Workshop in der Theodor-Weinz-Schule das Musizieren so gut, dass sie sich ebenso wie vier Flötisten für die Proben anmeldeten. Und sie hielten alle durch. Dabei war es vor allem am Anfang gar nicht so leicht. Denn vor der Kür kam die Pflicht: das Erlernen von Noten.

"Amazing Grace!" Udo Schaffrath, der seit acht Jahren die insgesamt 26 Mitstreiter durch Proben und Auftritte lenkt, kündigt ein neues Stück an. Regina Kälber holt noch einmal tief Luft, hebt ihre Flöte und beginnt gekonnt ihr Solo. Vor der Probestunde hatte sie bereits eine Sonderschicht eingelegt. Die 25-Jährige ist die Tochter des Organisators der Truppe, Heinz Kälber, und bringt dem Nachwuchs die Flötentöne bei.

Ihre ersten Schüler unterrichtete die angehende Lehrerin bereits vor einem Jahrzehnt: Die Schwestern Francesca (17) und Lorena (19) sind heute noch dabei. Auch Maurice (13) ging durch diese Schule; mittlerweile spielt er Lyra. Für die Trommler engagierte der Spielmannszug mit Fabian Renz einen externen Dozenten. "Eine fundierte Ausbildung ist das A und O", betont Heinz Kälber. Er ist schon seit 1971 musikalisch aktiv. Nach dem Umzug nach Aegidienberg fand die ganze Familie im Spielmannszug der KG eine neue Heimat.

Heinz schlägt die Lyra, seine Frau Veronika das Becken. Sie amtiert gleichzeitig als Zeugwartin und hat stets Nadel und Faden für alle Notfälle dabei. Sohn Andreas rührt die Trommel, Regina wurde Flötistin. Auch die Schaffraths sind in Familienstärke an Bord. Tochter Angela, Sohn Daniel und Ehefrau Gabi gehören zum Corps, das in der anstehenden Session sein 25-jähriges Bestehen begeht. Musik machten die Aegidienberger Jecken schon viel länger. Aber 1989 wurde der Spielmannszug quasi "wiederbelebt".

Schaffrath dirigiert die Truppe seit acht Jahren. Beim Männergesangverein hilft er nach 24 Jahren Dienst ab und zu noch aus. Und so singt er die Melodie von "Amazing Grace, how sweet the sound" ohne Mühe: "Da, da, da..." Die Flöten üben allein, dann die kleinen Trommler. "Jetzt alle zusammen", gibt der Dirigent den Ton an. "Große Gnade, wie süß der Klang...", hatte der Kapitän eines Sklavenschiffes nach schwerem Sturm und Errettung getextet. Beim Weihnachtskonzert wird dieses Lied auf dem Programmzettel stehen. Kälber: "Es klingt in der Kirche so schön."

Die Idee zu diesem Konzert hatte Heinz Kälber. Prinz a.D. Guido Wilhelmy als MGV-Dirigent war sofort Feuer und Flamme. Stücke wurden umgeschrieben, damit die Tonlage zwischen beiden Klangkörpern harmoniert. Die Spielleute steigen an diesem Probenabend nach "Jingle bells" in die fünfte Jahreszeit um, üben den Fliegermarsch und die Tippelbrüderpolka. Und Hausaufgaben gibt es am Ende auch.

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