Drei Honnefer Künstler stellen im Kunstraum aus Vom Rhein geprägt

BAD HONNEF · Keine Kunstpause! Erstmals läuft auch während der Sommerferien im Kunstraum eine Ausstellung. Wie gut die Entscheidung des Vereins zur Förderung von Kunst und Kultur in Bad Honnef um den Vorsitzenden Werner Osterbrink ankommt, hiesigen Künstlern eine Präsentation ihrer Werke in der bisher kunstfreien Zeit zu ermöglichen, zeigte sich bei der Eröffnung. Es herrschte Hochbetrieb.

 Gemeinsame Schau im Kunstraum (v.l.): Anita Nutz-Kammerer, Annette Valeska Predeek und Ulrich Cremer.

Gemeinsame Schau im Kunstraum (v.l.): Anita Nutz-Kammerer, Annette Valeska Predeek und Ulrich Cremer.

Foto: Frank Homann

Ulrich Cremer, Anita Nutz-Kammerer und Annette Valeska Predeek gaben ihrer Gemeinschaftsschau den Titel "Im Fluss der Zeit". Und sie staunten bereits beim Hängen der Bilder und dem Aufbau der Skulpturen, wie gut ihre Arbeiten harmonieren. "Wir drei sind durch Kindheit und Wohnort geprägt vom Rhein, der uns sein Fließen als einzige Konstante der Zeit immer wieder vor Augen hält. So bleibt es nicht aus, dass wir dies in unseren Bildern und Objekten auf unsere Weise verarbeiten", erklärte Ulrich Cremer bei der Vernissage.

Alle drei greifen auf Fundstücke vom Rhein zurück. Bei dem aus Königswinter stammenden Ulrich Cremer ist das besonders offensichtlich. Der promovierte Architekt und Kunstgeschichtler kehrte 2005 an den Rhein zurück.

Seither lebt er in Bad Honnef und startete bald darauf mit seinen "Treibgut-Skulpturen". Faszinierend, was er aus diesem Material, das von Wasser, Sonne, Rost und Algen verändert ist, schafft. Cremer nennt Vorgang und Ergebnis gleichermaßen "Gestalten aus dem Rhein".

Da ist zum Beispiel der "Prophet". Der Künstler hatte am Ufer zunächst nur einen Knauf gesehen. Er buddelte und buddelte und barg schließlich mühsam eine alte Wagendeichsel. Der radähnliche Teil davon wurde zum Gesicht, eine Blechbüchse verhalf dem Propheten zum Mund. Was sagt der Prophet dem Betrachter? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Geschichten von Don Quijote und Sancho Panza werden lebendig beim Anblick dieser beiden (eisenharten) Gestalten - groß und hager, klein und dick.

Ein aktuelles Thema: Nachdem der jordanische Pilot Muasal-Kasasba von der Terrorgruppe IS abgeschossen und verbrannt wurde, schuf Ulrich Cremer zur Erinnerung an ihn die Skulptur "Der Schrei".

Einem am unteren Ende angesengten Holzstück vom Rhein hat er ein Metallstück mit rechteckiger Öffnung aufgesetzt - der Schrei wird nahezu greifbar.

Wie für diese Ausstellungs-Konstellation bestimmt wirken teilweise die hinter den Arbeiten Cremers hängenden Bilder. So steht vor dem Marilyn-Monroe-Porträt von Annette Valeska Predeek Cremers Eisengestalt "Das Lächeln der Frauen". Predeek arbeitet ebenfalls bemerkenswerte Fundstücke in ihre Bilder ein.

Da gehört zum Bild "Das Geheimnis" ein Stück Eisen von der Insel Grafenwerth. Einen alten Türknauf barg sie bei Niedrigwasser auf Nonnenwerth. Stammt er vom Kloster? Hat ihn vielleicht einer der berühmten Gäste der Insel berührt - Franz Liszt oder Napoleons Gattin Joséphine? "Erwartung" ist der Titel des Werks. Für die Künstlerin steht der Fluss sinnbildlich für Veränderung, ständige Bewegung und das ewige Suchen nach den Geheimnissen darin.

In ihrer informellen abstrakten Acrylmalerei bilden diese Fundstücke Geschichtenerzähler. Annette Valeska Predeek verwendet auch Sand oder Steinstaub von besonderen Orten: etwa den Steinstaub aus Casanovas Gefängnis im Dogenpalast in Venedig.

Uhren und Zeit spielen bei Anita Nutz-Kammerer ebenfalls eine ganz große Rolle. Erst nach ihrem Ruhestand begann die Rhöndorferin sich der Kunst zu widmen. Dabei sieht sich die Augenoptikermeisterin noch immer als Handwerkerin. Künstlerkollege Cremer sagte in der Einführung: "Deshalb verwendet sie in ihrer Malerei handwerkliche Techniken wie künstlich herbeigeführten Rostauftrag und Patinierung."

Auch der Encaustic, einer antiken Maltechnik, hat sich Nutz-Kammerer zugewandt. Zifferblätter und Uhrenteile, die sie vom Rhöndorfer Uhrmachermeister Karl Schürmann zur Verfügung gestellt bekam, baut sie in ihre Bilder ein.

Und am Rhein entdeckte sie ein Holzstück, das sich, in Scheiben geschnitten und aufgeklebt, auf der Leinwand als Drachenfels stolz in die Höhe reckt. Ein schönes, dem Wahrzeichen des Siebengebirges gewidmetes Werk.

Die Ausstellung

Die Werke von Ulrich Cremer, Anita Nutz-Kammerer und Annette Valeska Predeek sind unter dem Titel "Im Fluss der Zeit" bis Samstag, 25. Juli, im Kunstraum Bad Honnef am Rathausplatz zu sehen. Die Öffnungszeiten: donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr. oro

Mehr Informationen zum Verein zur Förderung von Kunst & Kultur in Bad Honnef und zu Ausstellungen im Kunstraum auf www.kunstraum-badhonnef.de

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