Verwundeten-Transporte der U.S. Air Force aus Rheinbreitbach Viele wollen die Flugplatz-Story hören
RHEINBREITBACH · An eine Zeit, in der Rheinbreitbach "eine erheblich bessere Anbindung vor allem ins Ausland hatte", wie der Heimatverein-Vorsitzende Dankward Heinrich scherzte, erinnerte der Vortrag von Piet Bovy im Burghotel Ad Sion.
Die "internationale Verkehrsanbindung" bestand vor 70 Jahren aber auch nur einen Tag lang: Es war der Feldflugplatz in Unkel-Rheinbreitbach, den Bovy, Vorsitzender des Unkeler Geschichtsvereins, erforscht hat (der GA berichtete).
"Am 22.März 1945 war Rheinbreitbach Schauplatz eines für Europa einmaligen Ereignisses", referierte Bovy vor den Zuhörern. Auch wenn die deutsche Verteidigung mehr und mehr zusammenbrach, waren Tote und Verwundete auch auf amerikanischer Seite zu beklagen. Um die Verwundeten mit einem Lastensegler in ein Krankenhaus nach Frankreich transportieren zu können, legten die Streitkräfte innerhalb weniger Stunden zwischen dem Mühlenweg und dem Betonweg auf Höhe der heutigen B 42 einen provisorischen Flugplatz an, so Bovy.
Auf die Idee, dieser Sache nachzugehen, hatte ihn der holländische Freizeithistoriker Hans den Brok gebracht. Da sich in Unkel und Rheinbreitbach zunächst niemand fand, der etwas von diesem Flugplatz wusste, sei er davon ausgegangen, dass dieser südlich von Remagen gelegen habe, erklärte Bovy. Aber er wurde eines Besseren belehrt. Margreth Dühsdorf berichtete ihrem Mann Willy davon, und der erklärte trocken: "Die Geschichte von diesem Bovy stimmt. Ich habe es selber gesehen."
Neben dem Unkeler bestätigten die Rheinbreitbacher Johannes und Franz-Josef Federhen sowie Josef Vollmer die Existenz des Flugplatzes. Die Zeitzeugen waren auch zum Vortrag gekommen. Lastensegler hatte zwar keiner von ihnen gesehen, wohl aber kleinere Flugzeuge. "Bis auf eine Meldung im 'Milwaukee Journal' vom 23. März 1945, in der von Verwundeten-Transporten in Segelfliegern aus dem Sektor Remagen berichtet wird, kennen wir keine Nachrichten aus der damaligen Zeit", berichtete Bovy.
Da die Transporte an diesem Tag jedoch ein Pilotprojekt gewesen seien, habe die Army sie ausgiebig fotografieren lassen. "Außerdem liegt uns inzwischen ein entsprechender Bericht von First Lieutenant Gerald Berry aus dem 'Dakota Magazine' 2006 vor", so der Unkeler.
Durch das rasche Vorrücken der Amerikaner stand diesen dann mit dem Flugplatz in Eudenbach eine größere Anlage zur Verfügung. Der Feldflugplatz von Rheinbreitbach sei noch kurze Zeit für Aufklärungsflüge genutzt und dann aufgehoben worden.
Flug in "Pickup-Technik"
Die 38th Troop Carrier Squadron führte die Transporte vom Flugplatz Rheinbreitbach in "Glider-Pickup-Technik" durch. Dabei zog eine Dakota C-47 den Lastensegler, ein Amphibienflugzeug, an einem 300 Meter langen Stahlseil hoch. Am Segler war ein 70 Meter langes, dehnbares Nylonseil befestigt, in das sich der Zugflieger einhaken musste.
In den "Schriften zur Unkeler Geschichte" haben Piet Bovy und Rudolf Vollmer den Flugplatz beschrieben. Die Schrift gibt es beim Geschichtsverein, Tel. 0 22 24/77 99 24.