Confiserie Coppeneur im Gewerbepark Dachsberg Unternehmer investiert zehn Millionen Euro

BAD HONNEF · Das Zettelaufkommen an der Pinnwand ist immens. Was dort in der Theorie entsteht, soll ab Sommer in die Realität umgesetzt werden: die Produktion als ein Herzstück der neuen Confiserie Coppeneur im Gewerbepark Dachsberg.

Knapp drei Monate, nachdem der Knoten in den Grundstückverhandlungen durchschlagen werden konnte, hat Firmeninhaber Oliver Coppeneur bei der Stadt den Bauantrag eingereicht. Und geht es nach dem Unternehmer und Visionär, rollen schon sehr bald die Bagger.

Hinter Coppeneur, seinem Team und den Planern liegen arbeitsreiche Monate. Vorausgegangen war das Ringen um den Wunschstandort, ein Wegzug der Firma drohte. Wie berichtet, konnte die Grundstücksfrage mit den Nachbarn, den Investoren Hupperich & Westhoven und Schiffer, die Optionen auf die Flächen hatten, gelöst werden.

Coppeneuer erwarb von der Honnefer Grundstücksgesellschaft ein 16 000 Quadratmeter großes Areal an der Windhagener Straße; rund 10.000 Quadratmeter pachten die Investoren, die nebenan die Tankstelle realisiert haben und weitere Projekte planen, langfristig zurück. Eine Win-Win-Situation, so Coppeneur: Planungssicherheit für alle und Expansionsfläche.

Die Feinplanung für Honnefs schokoladige Erlebniswelt nahm Fahrt auf. Denn das neue Gebäude wird weit mehr beherbergen als "nur" Firmenlogistik, Produktion und Verwaltung der Firma mit mehr als 100 Mitarbeitern. "Kulinarium", so nennt sein geistiger Vater den "Genusstempel" für zahlende Besuchern aus Nah und Fern. Hinzu kommen 1500 Quadratmeter Vermietungsfläche wie Weinkeller und Restaurant, die jetzt in die Vermarktung gehen.

Die Gesamtstatistik bleibt in den Dimensionen hinter dem Aufriss der Produktionshalle an der Pinnwand nicht zurück. Rund zehn Millionen Euro investiert die Confiserie in Rottbitze. Am Dachsberg entsteht dabei ein Gebäude mit 8000 Quadratmetern Nutzfläche und 50.000 Kubikmetern umbautem Raum in einer lichten Stahlbetonkonstruktion samt "Sky-Lounge", Fernsicht inklusive und "Sonne den ganzen Tag", so Coppeneur. Der Unternehmer: "Nicht Kapazitätserweiterung ist das Thema, sondern in erster Linie, alles noch besser zu machen."

Und überaus transparent. Denn neben Werksverkauf, Bistro, der "längsten Pralinentheke der Welt", mehr als 100 schokoladenhaltigen Getränken oder Schokoladetafeln, die an Ort und Stelle nach Gäste-Gusto gefertigt werden, erwartet die Besucher ein interessanter Rundgang, verspricht Coppeneur. Über Headsets, die Informationen in 27 Sprachen bereithalten, werden die Stationen erläutert, von kind- bis zu expertengerecht. Nur ein Highlight: ein Kino, in dem im 20-Minuten-Takt ein Film gezeigt wird.

"Schokolade, das sind Kindheitsträume", sagt Coppeneur. Entsprechend umfängt der erste Eindruck, die Anlieferung, die Besucher auf einer Augenhöhe, die dem eines Kindes gleichkommt: Kakaobohnen so weit das Auge reicht. Schokolade satt gibt es in der folgenden Produktion, ebenfalls einsehbar über große Fenster. Nur ein weiterer Höhepunkt ist ein Talkshow-Atrium für Firmenevents und mehr.

Den Abschluss bildet eine Ausstellung mit allem, was aus Schokolade werden kann. Doch bevor die ersten Busse kommen und Gruppen auf Erkundung gehen, ist noch viel zu tun. Coppeneur ist zuversichtlich, dass der Zeitplan gehalten werden kann. Und der Einzugstermin nach Ostern 2014.

Kurz gefragt:
Über sein Projekt sprach Claudia Sülzen mit Oliver Coppeneur.

"Wir können Schokolade", so lautet Ihr Credo. Was verbirgt sich dahinter?
Oliver Coppeneur: Die handwerkliche Herstellung von Schokolade ist nahezu ausgestorben; nur international gibt es sie noch vereinzelt. In Deutschland kenne ich keinen Weiteren neben uns, weswegen wir dies den Besuchern zeigen wollen.

Es ist ein ambitioniertes Projekt und eine große Veränderung für das Unternehmen?
Coppeneur: Gewiss, aber wir verfügen über eine Einzigartigkeit, die jedoch auch nur dann wirtschaftlich sinnvoll fortgeführt werden kann, wenn man diese kommuniziert bekommt. Schließlich befinden wir uns mit einer sehr aufwendig handwerklichen Herstellung in einem Teuerlohnland. Es ist eine visionäre, ebenso wie eine unternehmerische Entscheidung.

Als Konkurrenz zum Schokoladenmuseum in Köln verstehen Sie sich nicht?
Coppeneur: Ganz und gar nicht - jeder macht was er kann. Das Schokoladenmuseum bearbeitet das Thema Schokolade museal. Wir sind eine Manufaktur und zeigen authentisch alle Prozesse. Eine Konkurrenz ist das nicht, viel mehr eine Ergänzung - und im Ergebnis eine Steigerung der touristische Attraktivität des Rheinlandes.

Was dem gesamten Gewerbepark zugute käme?
Coppeneur: Na klar. Zu unseren Nachbarn haben wir einen sehr guten, offenen Kontakt. Das war schon immer so. Ich bin sicher, hier passt alles perfekt zusammen. Was am Dachsberg entsteht, ist gut für Bad Honnef, gut für die ganze Region. Und wenn erst das Entree des Gewerbegebietes steht, werden sich hinten raus sehr schnell weitere Unternehmen ansiedeln.

Confiserie Coppeneur et Compagnon:
Die Confiserie Coppeneur et Compagnon wurde 1993 geründet von Oliver Coppeneur und seinem mittlerweile aus dem Unternehmen ausgeschiedenen Freund und Partner Georg Bernardini. Ausgestattet mit einfachsten Mitteln, entwickelten sie in einer ehemaligen Bäckerei in Siegburg die ersten Praliné-Creationen, für die die Firma später ausgezeichnet wurde. 1999 startete die Produktion im eigens dafür errichteten Werk an der Wittichenauer Straße im Bad Honnefer Süden. Weitere Produktionsräume wurden schon bald darauf im benachbarten Rheinbreitbach angemietet; das Unternehmen arbeitet nach wie vor an zwei Standorten. Die Schokoladenspezialisten kontrollieren jeden einzelnen Verarbeitungsschritt. Dabei verlassen sie sich nicht auf die großen Kakaoimporteure. Sie kennen die Anbaugebiete und Plantagen, von denen sie ihre Kakaobohnen beziehen, persönlich.

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