Proteste an Honnefer Cura-Klinik "Unsere Situation wird schlechter"

BAD HONNEF · Kein Mensch wird gerne als Zahl gesehen. Aber Zahlen können eben auch verdeutlichen, um was es geht. Und so hielten am Mittwoch rund 60 Mitarbeiter des Cura Krankenhauses Bad Honnef am Haupteingang der Klinik die Nummern 58 347 bis 58 408 in die Luft, um gegen die geplante Krankenhausreform zu demonstrieren.

 Rund 60 Krankenhauspflegerinnen und -pfleger zeigten Flagge, um gegen die Krankenhausreform zu demonstrieren.

Rund 60 Krankenhauspflegerinnen und -pfleger zeigten Flagge, um gegen die Krankenhausreform zu demonstrieren.

Foto: Homann

Die Gewerkschaft Verdi hatte in deutschen Krankenhäusern zu dieser gemeinschaftlichen Kurzaktion aufgerufen. Nach einer Hochrechnung fehlen in der ganzen Bundesrepublik insgesamt 162 000 Krankenhausbeschäftigte. Entsprechend wurden die Zahlen verteilt "vom Nordseestrand bis in die bayrischen Berge", wie die Dienstleistungsgewerkschaft bekannt gab.

Im dazwischen liegenden Siebengebirge befürchtet nicht nur die Geschäftsführung des katholischen Cura-Krankenhaus (siehe Interview) eine Verschlechterung des Gesundheitssystems. Die sogenannte Versorgungszulage soll wegfallen, wenn die Parlamentarier in Berlin das neue Gesetz verabschieden.

In Bad Honnef sind das immerhin 200 000 Euro. Auf der anderen Seite will die Bundesregierung die Qualität steigern, indem die Krankenhäuser ihre Fürsorge noch detaillierter nachweisen müssen, dafür würde in Bad Honnef eine Pflegestelle gefördert. Wer die Qualitätskriterien nicht erfüllen kann, so die Grundidee der Reform, hat mit Abschlägen zu rechnen. "Wo soll das hinführen", fragt Dirk Schmetz, der seit zehn Jahren als Pfleger in der Geriatrie arbeitet.

Die Belastung mit Zusatzschichten sei jetzt schon heftig. Drei Stunden müsse er jetzt schon für Berichte und die Qualitätsnachweise, also für die Dokumentation, aufbringen, Arbeitstag für Arbeitstag, Nachschicht für Nachtschicht. "Wir sind mit Herz und Leidenschaft dabei, aber unsere Situation wird immer schlechter", sagte er. Die Zeit für die Patienten wird auf der anderen Seite beständig weniger, und die Zahl der Überstunden wächst und wächst.

Ähnlich sieht das seine Kollegin Bermina Mujaric. Sie wollte als Kind schon in diesen "schönen Beruf". Als sie vor 18 Jahren mit der Ausbildung begonnen hat, konnten die Pflegedirektionen bei den Bewerbern aus dem Vollen schöpfen, weil die Arbeitsbedingungen besser waren.

"Heute suchen wir händeringend nach Nachwuchs, aber der Markt ist wie leer gefegt", erklärte Pflegedirektor Guido Gering; rund fünf Pfleger suche er zurzeit. Er ärgert sich darüber, dass im Gesundheitsministerium neue Standards festgelegt werden, ohne auf die Situation am Arbeitsmarkt einzugehen und ohne die mit solchem Mehraufwand verbundene Finanzierung zu gewährleisten.

"Man schreibt sich Qualität auf die Fahnen, ohne etwas dafür zu tun", so der Pflegedirektor. Er sorgt sich auch um das Image des Pflegerberufes angesichts der medialen Berichterstattung. Stattdessen fordert Cura mehr Personal und das dafür notwendige Geld.

In ganz Deutschland schreiben rund 40 Prozent der Krankenhäuser ein Minus. Die Cura, die auch die Altenheime Haus Katharina und Marienhof und die katholische Kindertagesstätte Sankt Johannes betreibt, ist also bei weitem nicht das einzige Haus, das rote Zahlen schreibt.

Für das Cura-Krankenhaus werde es durch die geplante Strukturreform noch schwerer als für die großen Universitätskliniken. Guido Gering: "Diese Kliniken können den Mitarbeitern oft mehr zahlen und zusätzliche Fortbildungen anbieten." Die Schere gehe immer weiter auseinander - zum Nachteil der kleinen Krankenhäuser.

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