Ausstellung im Bad Honnefer Gutenberghaus "Und es ward Licht!"

BAD HONNEF · Im Jahr 1963 griff der empörte Bürger noch zu Briefpapier und Füllfederhalter, wenn er etwas zu beanstanden hatte.

 Die Gutenberghaus-Leiterin Renate Mahnke legt Hand an einen alten Wasserzähler. Über die Schulter schauen ihr (v. l.) Norbert Liekmeier, Peter Storck, Jens Nehl und Erich Dieter Walkenhorst.

Die Gutenberghaus-Leiterin Renate Mahnke legt Hand an einen alten Wasserzähler. Über die Schulter schauen ihr (v. l.) Norbert Liekmeier, Peter Storck, Jens Nehl und Erich Dieter Walkenhorst.

Foto: Frank Homann

Und so flogen den Angestellten in der Kundenabteilung der Bad Honnef AG (BHAG) ein paar gepfefferte Worte um die Ohren: "Liefert die Bad Honnef AG statt Trinkwasser Abwässer einer Fabrik?", fragte der Schreiber.

Und abschließend: "Es wird um die Beseitigung dieser Geschmacksrichtung gebeten." Dem Herren war nach dem Genuss etwas blümerant in der Magengegend geworden. Woran es nun letztlich gelegen hat? Diese Frage kann die neue Ausstellung "...und es ward Licht!" über das Unternehmen im Gutenberghaus auch nicht beantworten.

Was sie dagegen kann, ist einen historischen Eindruck vermitteln, wie sich die Bad Honnef AG (und ihre Vorläufer) im Laufe der mehr als 125-jährigen Geschichte als lokales Unternehmen entwickelt hat.

Und vor allem, was die heute 100 Mitarbeiter beschäftigende Aktiengesellschaft in der Vergangenheit alles getan und betrieben hat, seit das erste "Vorläuferpflänzchen", das heute noch bestehende Wasserwerk an der Lohfelder Straße, im Jahr 1889 seinen Betrieb aufgenommen hat.

Grob unterteilt ist das Material in Form von Fotos, Planskizzen, alten und neuen Gaszählern bis hin zu einer Abschrift des ersten Stromlieferungsvertrages mit dem zu RWE gehörenden Brühler Elektrizitätswerk in die Kategorien Gas, Strom, Wasser und Geschichte. Für kleinere Besucher gibt es zwei Werktische, an denen sie experimentieren können. Beispielsweise können sie die Wirkung von Lampenwärme auf verschiedene Stoffe wie Steine und Wasser testen.

Die BHAG betrieb seit Gründung 1948 aus den Stadtwerken Bad Honnef und des Eigenbetriebes Städtische Kurverwaltung mitunter auch die Landestellen der Schiffe. Dafür stellte sie zeitweilig zwei Mitarbeiter ein. Bis in die 80er Jahre hinein übernahm das Unternehmen die Müllabfuhr, zu Beginn auf simplen offenen Lastwagen.

"Dann kamen die staubfreien, geschlossenen Wagen. So etwas wie eine Revolution", betonte der Technische Firmenvorstand Jens Nehl bei der Eröffnung am Donnerstagabend. Dieses Geschäft übernimmt mittlerweile die Rhein-Sieg-Abfallwirtschaftsgesellschaft. Ebenso wie der Kurbetrieb nicht mehr in den Aufgabenbereich des Unternehmens fällt.

Die Bad Honnef AG ist dennoch gewachsen in den Jahrzehnten. Umfasste das Wasserleitungsnetz zu Beginn 13 Kilometer, ist es heute fast 300 Kilometer lang. Seit 1990 wird die Gemeinde Unkel mitversorgt.

Bis in den Westerwald bietet die BHAG heute Dienstleistungen an. Kein Wunder also, dass bei einem Umzug ein Haufen Kisten mit alten Lohnkarten und mechanischen Lochkartenrechnern aufgetaucht sind. Der Inhalt brachte das Unternehmen auf die Idee zu einer Ausstellung.

Die Vorsitzende des Vereins Gutenberghaus, Renate Mahnke, sprach von einem "Stück Wirtschaftsgeschichte - und keiner Reklameveranstaltung". Es sei erstaunlich, dass die Zeit, in der die Bürger das Wasser vom Brunnen holen mussten, gar nicht so lange zurückliege.

Ebenso wie die Stromversorgung auf Straßen. Der aus der Schöpfungsgeschichte abgeleitete Ausstellungstitel "...und es ward Licht!" mag den Bad Honnefern 1929 als Gedanke wörtlich so gekommen sein. Vier Tage vor Weihnachten ließen die Stadtwerke erstmalig die Straßenlaternen leuchten. Mehr Erhellendes dazu im Gutenberghaus.

0 Offizieller Start der Ausstellung ist morgen ab 10 Uhr im Gutenberghaus, Hauptstraße 40. Geöffnet ist jeden Sonntag in der Zeit von 10 bis 13 Uhr. www.gutenberghaus.org.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort