Landesgartenschau in Bad Honnef Tour mit dem E-Bike: Jury nimmt Bewerberin unter die Lupe

BAD HONNEF · Exakt um 11.35 Uhr schwangen sich alle in die Sättel ihrer E-Bikes. Mit Polizeibegleitung machte sich die Kommission, die gestern Bad Honnef als Bewerberin für die Landesgartenschau (Laga) 2020 unter die Lupe nahm, auf den Weg. Erste Station war die Innenstadt und damit der soeben eröffnete Martini-Markt.

Später stiegen rote Luftballons in den Himmel, etwa an der Stelle, wo die Stadt gern eine neue Brückenverbindung zwischen Stadt und Rheinufer hätte. Bis zur Entscheidung, ob es klappt mit der Laga oder nicht, heißt es jetzt aber zunächst warten: Am 3. November werde bekanntgegeben, welcher der drei Bewerber zum Zuge kommt, so Kommissionsmitglieder.

Bad Honnef war nach Kamp-Lintfort und der Emschergenossenschaft mit Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herne und Herten die dritte und damit letzte Station der Kommission. Gestern Nachmittag fand die Abschlusssitzung statt, und die Jury formulierte - hinter verschlossener Tür - eine Empfehlung.

Das letzte Wort aber hat, nach weiteren Beratungen in verschiedenen Gremien, NRW-Umweltminister Johannes Remmel. "Bitte rufen sie uns nicht an, wir sind zum Stillschweigen verpflichtet", sagte Kommissionsleiter Michael Becker im Kursaal. Dort hatten sich die Jury, die Stadtspitze, Planer sowie Unterstützer einer Laga in Bad Honnef getroffen. Die Region zeigte Flagge wie schon vor der Bewerbung. Landrat Sebastian Schuster: "Hinter dieser Bewerbung steht die gesamte Region. Und wir erwarten uns einen Schub für die gesamte Region."

Eröffnungsabend des Martinimarktes in Bad Honnef
53 Bilder

Eröffnungsabend des Martinimarktes in Bad Honnef

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Welche "Hebelwirkung" da möglich sei, zeigten Regionale-Projekte wie das Drachenfels-Plateau, pflichtete Reimar Molitor, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Vereines Region Köln/Bonn, bei. "Wir verstehen uns als aktiven Teil der Region", nahm Bürgermeister Otto Neuhoff den Faden auf. Als Ziel der Bewerbung nannte er nachhaltige Stadtentwicklung. Einer der Autoren der Machbarkeitsstudie, Landschaftsarchitekt Stephan Lenzen, ergänzte: Es gelte, die Trennung von Stadt und Rhein zu überwinden, mit einer neuen Brücke über B 42 und Bahn; weitere Punkte seien ökologisch innovativer Lärmschutz, ökologisch wertvolle, für Hochwasser- und Starkregenschutz wichtige Maßnahmen wie die Renaturierung von Bächen, dazu die Rettung des Rhein-Altarms.

Synergieeffekte durch Beethoven-Jahr 2020

Auch Mobilität spiele eine große Rolle, die Barrierefreiheit der Bahnhöfe, ebenso Sanierung von Straßen - Aspekte, die auch Bad Honnefs Zukunft als Tagungs- und Kongressstandort nachhaltig beeinflussten. Und bei der Suche von Nachfolgenutzungen für Katholisch-Soziales Institut und Uhlhof "ist es wichtig, dass die Qualität stimmt". Dabei gehe es um die ganze Stadt, die Qualifizierung als Wohnstandort für Familien und die Aufwertung aller Ortsteile von Aegidienberg über Selhof bis Rhöndorf.

Synergien, etwa zum Beethoven-Jahr 2020, wenn der 250. Geburtstag des großen Bonners gefeiert wird, sprächen für eine weitere positive Vernetzung der Laga mit der Region und eine erfolgreiche Außenwerbung, argumentierte Christian Rast von der Freizeit- und Tourismusberatung ift, der den Finanzplan vorstellte.

Laut Stadtkämmerin Sigrid Hofmans müsse die Stadt zwischen sieben und neun Millionen Euro zusätzlichen Kreditbedarf schultern, ohne weitere "Haushaltsrisiken" wie die Pflichten der Asylbewerberunterbringung. Das bedeute Fehlbedarfe in Jahren, in denen man das Haushaltssicherungskonzept eigentlich hatte verlassen wollen. Hofmans: "Bei aller Euphorie darf nicht übersehen werden: Das ist ein Kraftakt." Dennoch überwögen die Chancen: Vieles, das über die Laga mit Zuschüssen angepackt werden könne, sei ohne sie nicht oder erst sehr viel später möglich. Die Erfahrungen anderer Städte zeigten: "Die positiven Erwartungen sind realistisch. Eine Laga muss als große Chance gesehen werden."

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