"Folk im Feuerschlösschen" Tony McManus gastiert mit virtuosem Ritt durch die Musikstile

BAD HONNEF · Wem als Gitarrist bei ein- und demselben Konzert gleich zweimal eine Saite reißt, der ist meist vom Pech verfolgt. Nicht so jedoch Tony McManus: Auf seinen Konzerten sind gerissene Saiten keine unerfreuliche Seltenheit, sondern ein Zeugnis ungebremster Spielfreude.

 Ein Mann und seine Gitarre: Tony McManus war im Feuerschlösschen zu Gast.

Ein Mann und seine Gitarre: Tony McManus war im Feuerschlösschen zu Gast.

Foto: Frank Homann

Schließlich zählt er zum Besten, was der Celtic Folk zu bieten hat, und verlangt somit seinen Instrumenten bei jedem Auftritt einiges ab. Jetzt machte der begehrte Gitarrist auch in Bad Honnef Halt und bewies bei der jüngsten Ausgabe von "Folk im Feuerschlösschen", dass er nicht ohne Grund als "der Jeff Beck der Akustikgitarre" bezeichnet wird.

Der gebürtige Schotte, der nun in Kanada lebt - "die schottischen Winter waren mir scheinbar nicht kalt genug" - verwob die musikalischen Einflüsse seiner beiden Heimaten zu einem harmonischen Klangteppich und zeigte damit auf eindrucksvolle Art und Weise, was alles aus einer Stahlsaiten-Gitarre herauszuholen ist.

Wenn er etwa die komplexe Ornamentik eines ursprünglich für den Dudelsack geschriebenen Stückes treffsicher auf sein Instrument übertrug oder im Alleingang ein kanadisches Gitarren-Duett vortrug, war das Staunen zu recht groß.

Sein Ruf eilte ihm voraus, und diesem Ruf wurde er gerecht: Tony McManus bot in gut zwei Stunden ein intensives Wechselbad der Gefühle, eine Gratwanderung zwischen Sehnsucht und Verlangen, Euphorie und Melancholie.

Keltische Musik auf der Gitarre war nicht das einzige, was McManus in seinem Repertoire hatte - sogar ein Hauch von Rock machte sich beizeiten im altehrwürdigen Gemäuer breit. "Groovy" und "dreckig" kann der Schotte nämlich genauso gut wie "träumerisch" und "sehnsüchtig", und so war für jeden Geschmack etwas dabei: Ob das bluesige "Pharoah", das sanfte "Hard Love" oder sogar eine spontane Improvisationseinlage, bei der das Intro zu Led Zeppelins "Stairway to Heaven" in allen möglichen Stilrichtungen durchdekliniert wurde - von griechischem Tanz bis hin zu Beethoven'scher Klassik -, McManus wusste stets mit Kreativität und Fingerfertigkeit zu begeistern.

Dabei zeigte er sich nicht nur als ein großartiger Virtuose, der es verstand, in seiner komplexen Instrumentalmusik den Geist der schottischen Highlands einzufangen, sondern wusste auch mit britischem Humor und charmanten Anekdoten zu überzeugen. Im Bezug auf das gescheiterte schottische Unabhängigkeits-Referendum etwa schlug er vor: "Wir Schotten hätten Teil von Deutschland werden sollen. Das wäre ein Gewinn für alle Beteiligten; ihr bekämt besseren Whiskey und wir besseres Bier."

Kein Wunder also, dass das Publikum ihn zum Schluss nur schweren Herzens von der Bühne ließ. "Ich hoffe, dass es nicht zu lange dauert, bis ich wieder für euch spielen darf", verabschiedete sich der Ausnahmegitarrist unter lautem Beifall.

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